Denkmaldatenbank

Norddeutsche Gummi-, Guttapercha-Waren-Fabrik

Obj.-Dok.-Nr. 09031250
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Tempelhofer Ufer 17
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1898
Entwurf Winkler, A. (Maurermeister)
Bauherr Fonrobert und Reimann (Gummifabrik)

Die Norddeutsche Gummi- & Guttapercha-Waren-Fabrik, hervorgegangen aus der bereits 1827 gegründeten Fonrobert und Reimann Actiengesellschaft, bezog 1898 eine Fabrikanlage am Tempelhofer Ufer 17, die zu den wenigen Industriebauten in dem großbürgerlichen Wohnquartier gehört. (1) Für die Planung zog man Maurermeister A. Winkler heran. Die Fabrik wurde nicht im Blockinnenbereich hinter einem straßenständigen Mietshaus oder einer Direktorenvilla versteckt, sondern mit ihrem vorderen Trakt in die Blockkante eingefügt, was im Innenstadtbereich und insbesondere in dem noblen Wohnviertel am Landwehrkanal als ungewöhnlich gelten kann. Rückseitig wird der fünfgeschossige Straßentrakt durch einen viergeschossigen Mittelflügel sowie kleinere ein- und zweigeschossige Anbauten ergänzt. Alle Trakte zeigen eine sachliche Industriearchitektur in typologischer Nähe zu den Etagenfabriken der Jahrhundertwende. Das Erscheinungsbild wird durch die unterschiedlichen Fensterformate und die hellroten Klinker geprägt, mit denen man alle Fassaden verkleidet hat. In der flächigen, durch Gesimse horizontal gegliederten Straßenfront sind die inneren Raumstrukturen und zwei Bauschichten ablesbar. Während die Fassade im Bereich der flexibel einteilbaren Arbeitsräume als großzügig durchfensterte Pfeilerfront ausgebildet wurde, zeigt sie auf der rechten Seite, wo früher Kleinwohnungen angeordnet waren, ein geschlosseneres Bild. Die dort ins Mauerwerk eingelassenen Putzspiegel trugen ursprünglich den Namenszug der Fabrik. Das gleichförmig angelegte fünfte Obergeschoss und das ausgebaute Dachgeschoss mit der durchlaufenden Schleppgaube wurden 1907 hinzugefügt. Mit dem damaligen Ausbau verschwand der einzig bedeutende Architekturschmuck, ein geschosshoher Staffelgiebel, der die rechte Fassadenseite krönte. Während der Wohntrakt massiv ausgeführt wurde, sind die Produktionsbereiche in Skelettbauweise errichtet. In den ehemaligen Arbeitsräumen lagern die Kappendecken auf einer Mittelstützenreihe aus gusseisernen Hohlstützen. Die Gummiwarenfabrik ging 1927 in Konkurs. Heute wird das Gebäude vorwiegend als Gewerbestandort genutzt.


(1) Guttapercha ist der eingetrocknete Milchsaft der auf Sumatra wachsenden Palaquium-Bäume. Der Stoff ist in seinen Eigenschaften dem Kautschuk verwandt. Er wurde unter anderem zur Isolierung von Kupferkabeln verwendet. Der Standort der Fabrik in einem Wohnviertel war nicht unproblematisch: Wie die Bauakten belegen, beklagte sich die Nachbarschaft immer wieder über erhebliche Geruchs- und Lärmbelästigungen.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 365

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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