Denkmaldatenbank
Tabor-Kirche
09031248 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Taborstraße 17 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche ev. & Gemeindehaus & Pfarrhaus |
Entwurf | 1900 |
Datierung | 1902-1905 |
Entwurf | Schwartzkopff, Ernst (Baumeister) |
Ausführung | Stüwe und Pullich (Baufirma) |
Bauherr | Gemeinde-Kirchenrat von "Emmaus" |
Die Wrangelstraße läuft auf die 1903-05 erbaute Ev. Tabor-Kirche zu, die bewusst auf diesem städtebaulich wichtigen Grundstück in der Taborstraße 17 errichtet wurde. (1) Mit dem weithin sichtbaren Turm, der in die langgezogene Straßenachse hineinwirkt, bildet die Kirche eine wichtige Landmarke im Wrangelkiez. Die evangelische Gemeinde wurde von der Emmaus-Gemeinde abgetrennt, deren Kirche auf dem Lausitzer Platz steht. Die Baukosten trug die Stadt Berlin, während die Gemeinde nur den Bau des Pfarr- und Gemeindehauses finanzieren musste. Den Entwurf lieferte der Königliche Baurat und Dombaumeister Ernst Schwartzkopff, der noch vor Abschluss der Bauarbeiten verstarb. Baurat Adolf Bürckner führte den Kirchenbau zu Ende.
Die Tabor-Kirche wurde mit dem zugehörigen Pfarr- und Gemeindehaus als Straßenkirche in den Blockrand der Taborstraße eingefügt. Die Bauteile bilden eine funktionale und gestalterische Einheit. Charakteristisch für das äußere Erscheinungsbild der Tabor-Kirche ist die lebhafte, malerische Baumassengliederung. Die Straßenfront legte Ernst Schwartzkopff als asymmetrische Schaufassade in Formen der märkischen Backsteingotik an. Eine enorme Fülle an Gliederungs- und Schmuckelementen und eine Vielfalt an Materialien und Farben beleben das alle Geschosse überziehende rote Klinkermauerwerk. Die roten Verblenderziegel, die weißen Putzblenden und die schwarze Schieferdeckung ergeben einen harmonischen Farbklang. (2) Obgleich das eigentliche Kirchengebäude organisch mit dem rechts angegliederten Gemeindehaus verschmolzen wirkt, sind die unterschiedlichen Funktionseinheiten nach außen hin ablesbar geblieben, da sich die Fassade im Bereich der Kirche ungleich prächtiger zeigt. (3) Zwischen Glocken- und Treppenturm, den prägenden Hauptmotiven, liegt der übergiebelte Mittelteil mit der großen Fensterrose, dem dreiteiligen Portalvorbau und der vorgelagerten großen Treppenanlage. Durch eine Christusfigur und ein Mosaik im Tympanon ist das Hauptportal besonders hervorgehoben. Die Tuffsteinskulptur nach Berthel Thorvaldsen ist ein Werk von Julius Wucherer. Das von A. Becker geschaffene Mosaik stellt die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor dar. Als Grundrissform griff man auf das lateinische Kreuz zurück. Der Innenraum wirkt allerdings stark zentralisiert. Er beeindruckt durch seine zu weiten Teilen noch vorhandene historische Innenausstattung. Dazu gehören das zentrale Sterngewölbe mit Oberlicht, die in Maßwerk aufgelöste Emporenbrüstung, die gemauerten Strebebögen und Sandsteinpfeiler. Ein wichtiger Ausstattungsbestandteil ist die bauzeitliche Orgel, die von der in Berlin ansässigen Orgelbauanstalt Gebrüder Dinse gefertigt wurde. Erhalten blieben desgleichen die Wandgemälde in den beiden Seitenemporen mit Geburts- und Auferstehungsszenen, die die Charlottenburger Malerfirma Birkle & Thomer ausführte.
1945 wurde der Turmhelm zerstört. Nach dem Krieg wurde die Kirche in mehreren Etappen innen und außen saniert und in Teilen umgestaltet. Eine erste Instandsetzung nahm man 1958 vor. Es folgte die Vereinfachung des Innenraums in den 1960er Jahren. In den 1980er Jahren wurde die Kirche dann behutsam und unter Berücksichtigung ihres baugeschichtlichen Werts instand gesetzt. Dabei wurde die fünfte und sechste Etage des Pfarrhauses zu Wohnzwecken ausgebaut.
(1) Baugewerks-Zeitung 37 (1906), S. 1127-1130, 1137; Lütkemann 1926, S. 178-179; Kühne/Stephani 1978, S. 75; BusB VI, S. 113, 384; Beeskow 2005, S. 397-398; 100 Jahre Ev. Tabor-Gemeinde, Festschrift, Berlin 2005.
(2) Leider ist ein Teil der Dachflächen heute mit Kunstschiefer eingedeckt.
(3) Tatsächlich liegt der eigentliche Kirchenraum ca. acht Meter hinter der Fassadenflucht. Die zur Straße orientierten Fenster zwischen Treppenturm und Glockenturm gehören zu Wohnräumen und Gemeindebüro.
Literatur:
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 273f.
- Kühne, Stephani/ Kirchen, 1978 / Seite 75
- Baugewerks-Zeitung 37 (1905) / Seite 1127-1129
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 275 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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