Denkmaldatenbank
Ev. Neue-Garnison-Kirche
09031247 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Südstern |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche ev. |
Datierung | 1893-1897 |
Entwurf | Rossteuscher, Ernst August |
Bauherr | Garnisonsbauverwaltung des Kriegsministeriums |
Die Ev. Neue Garnison-Kirche wurde 1893-97 auf dem Südstern errichtet, während auf dem schräg gegenüberliegenden, schon zu Neukölln gehörenden Grundstück die katholische Garnison-Kirche entstand. (1) Beide Großkirchen, die jeweils über 1.500 Sitzplätze haben, waren für die Soldaten der Berliner Garnison gedacht, deren Kasernen hauptsächlich in den südlichen Stadtteilen lagen. Bauherr war nicht die preußische Landeskirche, sondern die Heeresverwaltung. Beide Kirchen wurden am 8. Mai 1897 im Beisein des Kaiserpaars eingeweiht.
Die mächtige, aus schlesischem Sandstein erbaute evangelische Neue-Garnison-Kirche, heute Kirche am Südstern, erweckt den Eindruck einer mittelalterlichen Kathedrale. Ernst August Rossteuscher, ein Schüler des "Gotikers" Carl Schäfer, gab dem Bau eine frühgotische Stilfassung. Die dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus und Chor besitzt zwei Chortürme und an der Eingangsseite einen hoch aufragenden Hauptturm, dessen achteckiger Helm bis zur Spitze aus Sandstein besteht. Damit unterscheidet sich das Gotteshaus erheblich von den anderen Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts in Berlin, die überwiegend in Backstein ausgeführt wurden. Die Schieferdeckung des Dachs passt gut zur Sandsteinverkleidung, die ehemals hell war, heute aber eine schwarze Patina aufweist. In der Stilfassung und Grundrissbildung folgt die Neue Garnison-Kirche dem 1861 verabschiedeten Eisenacher Regulativ, das für evangelische Kirchen einen "christlichen", vorzugsweise gotischen Stil und eine Hervorhebung des Altarraums festlegte. Strebepfeiler und Wimperge, Spitzbögen und Maßwerkfenster sorgen für ein authentisch wirkendes mittelalterliches Erscheinungsbild. Ein Vorbild für die Detailausbildungen war die Liebfrauenkirche in Marburg.
Weil die Kirche am Südstern als evangelische Predigtkirche gedacht war, erhielt sie einen zentriert wirkenden Innenraum, der es den Gottesdienstbesuchern erlaubt, Predigt und Liturgie von allen Plätzen aus gut zu verfolgen. Mittelschiff und Vierung sind kurz und stark aufgeweitet, um hier den Großteil der Sitzplätze unterbringen zu können, während die Seitenschiffe nur als schmale Erschließungsgänge dienen. An die Vierung schließt sich der kurze polygonale Chor an. Auch wenn die Seitengänge inzwischen zugemauert sind, beeindruckt der Kirchenraum noch immer durch seine Größe und Weiträumigkeit. Sein prachtvolles Netzgewölbe ist dem spätgotischen Kirchenbau entlehnt. Die ursprüngliche Ausstattung blieb größtenteils erhalten. Neben der Kanzel und der Kaiserloge, die man über einen separatem Zugang erreicht, ist die Orgel auf der Westempore hervorzuheben, die von der Orgelbaufirma Sauer aus Frankfurt an der Oder gefertigt wurde. Die äußere Baugestalt ist mit Ausnahme des Dachreiters über der Vierung vollständig überliefert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus von der Berliner Stadtmission übernommen und in Kirche am Südstern umbenannt. Nach dem Auszug der Stadtmission war sie einige Jahre an die serbisch-orthodoxe Gemeinde verpachtet, bevor 1982 das Christliche Zentrum Berlin das monumentale Gebäude kaufte. Heute feiert hier eine evangelisch-charismatische Freikirche ihre Gottesdienste. (2)
(1) BusB 1896, Bd. 2, S. 197-199; Kühne/Stephani 1978, S. 68; BusB VI, S. 102-103, 376; Dehio Berlin 2006, S. 294.
(2) Das Christliche Zentrum Berlin und die freie Christengemeinde Tabor vereinigten sich 2004 zur Kirche am Südstern.
Literatur:
- BusB II/III 1896 / Seite 199
- Kühne, Stephani/ Kirchen, 1978 / Seite .
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 419 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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