Denkmaldatenbank
Postamt SO 36
09031243 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Skalitzer Straße 85, 86 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Postamt |
Datierung | 1925-1927 |
Entwurf | Jacob (Architekt) |
Entwurf | Nissle, Fritz (Bildhauer) |
Entwurf & Ausführung | Kupsch, Felix |
Bauherr | Oberpostdirektion |
Das Postamt SO 36 in der Skalitzer Straße 85-86 setzt sich durch seine maßstabsprengende Größe und seine markanten expressionistischen Formen nachdrücklich von der umgebenden Mietshausbebauung des 19. Jahrhunderts ab. (1) Mit seiner aufwendig gestalteten Straßenfront zählt es zu den herausragenden Postbauten der 1920er Jahre in Berlin. Das allseits freistehende Gebäude wurde 1925-27 von Fritz Nissle nach einem Vorentwurf von Postbaurat Jakob errichtet. Es ist eines der wenigen Gebäude, die in der Zwischenkriegszeit in der Luisenstadt entstanden. Als Baugrund diente der frühere Exerzierplatz des 3. Garderegiments zu Fuß. Das parallel zu Skalitzer Straße und Hochviadukt angeordnete Postamt zeigt eine klare, symmetrische Grundform. Um die strenge Kubatur des langen fünfgeschossigen Riegels zu mildern und um zu einer gestalterisch überzeugenden Gliederung der Baumasse zu gelangen, wurde das letzte Obergeschoss leicht zurückgestaffelt und straßenseitig mit einem Umgang versehen. Dem gleichen Zweck dient die turmartige Erhöhung der Gebäudemitte um ein Attikageschoss, was zugleich das monumentale Erscheinungsbild der Fassade unterstreicht. Rückwärtig schließt sich hier die eingeschossige Schalterhalle mit polygonalem Grundriss an. Das als Stahlbetonskelettbau ausgeführte Postamt erhielt außen eine blaurote Klinkerverblendung, zu welcher die weißen, kleinteilig gesprossten Holzfenster in einem lebhaften Farb- und Materialkontrast stehen. (2) Während das Erdgeschoss von Gliederungs- und Dekorelementen weitgehend frei ist, werden die folgenden drei Obergeschosse durch pfeilerartige dreieckige Lisenen gegliedert und vertikal akzentuiert. Lisenen und Gesimse formen ein Rahmenwerk, das die Fassade vollständig überspannt und rhythmisiert. Im fünften Obergeschoss und im Attikageschoss kulminiert der Gestaltungsaufwand. Hier finden sich auffällige expressionistische Detailformen wie das rautenförmige Reliefmauerwerk, der zinnenkranzartige Fassadenabschluss sowie das mit Zackenfries versehene Hauptgesims. Innen wird das Gebäude durch ein Mittelflursystem erschlossen. Während die Außenhaut und das konstruktive Gerüst weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten sind, ging die Innenausstattung infolge von Kriegsschäden und mehrfachen baulichen Überformungen nahezu vollständig verloren.
(1) Deutsches Bauwesen 5 (1929), Beilage 1, S. 1-2; Deutsche Bauzeitung 62 (1928), S. 821-827; Deutsche Bauzeitung 64 (1930), S. 310, 312; Gnewuch, Gerd/Roth, Kurt: Aus der Berliner Postgeschichte, Berlin 1975, S. 160-168; BusB X B (4), S. 72-73, 191; Jaeger 1987, S. 160-167; Dehio Berlin 2006, S. 301.
(2) Zu weiten Teilen nicht mehr vorhanden ist die umfangreiche keramische Bauplastik, die von dem Bildhauer Felix Kupsch gefertigt worden war und die die "expressive" Kraft des Gebäudes wesentlich befördert hat. Ohne den ursprünglichen Bauschmuck wirkt das Postamt innen wie außen deutlich versachlicht.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 245
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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