Denkmaldatenbank
Kontor, Fabrik Schlesische Straße 42 Oberbaumstraße 10
09031239 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Schlesische Straße 42 Oberbaumstraße 10 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kontor & Fabrik |
Datierung | 1890, 1909 |
Entwurf | Brenndicke, R. & Scharnke, Ernst |
Bauherr | Tetzer, Reinhold (Fabrikant) |
Entwurf | Gronau und Graul |
Gegenüber dem U-Bahnhof Schlesisches Tor erstreckt sich zwischen Schlesischer Straße und Oberbaumstraße ein kleiner, dreieckig zugeschnittener Baublock. Bis 1945 war dieser Block äußerst dicht mit vier- bis fünfgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern bebaut, wovon jedoch mit Ausnahme eines Gewerbekomplexes geringer Größe nichts erhalten geblieben ist. Unmittelbar anschließend steht in der Schlesischen Straße 42 das Kontorgebäude einer ehemaligen Tintenfabrik. Es entstand 1909 nach Plänen des Architekturbüros Gronau & Graul für den Fabrikanten Reinhold Tetzer. In seinem überkommenen Bestand ist es ein anschaulicher Beleg für den hohen Verwertungsdruck, der auf den zur Spree gerichteten Grundstücken lastete, denn der Fabrikant ließ das Gebäude als Ersatz für ein erst seit 1876 bestehendes Wohnhaus errichten.
Obwohl das fünfgeschossige Haus nur über eine schmale, im Stadtraum wenig präsente Fassadenbreite verfügt, gelang es den Architekten, die Straßenfront repräsentativ anzulegen. Dabei orientierten sie sich am Gestaltungskanon der damaligen Geschäftshausarchitektur. Die zweckmäßig und sachlich wirkende Fassade ist weitgehend schmucklos. Für das stattliche Erscheinungsbild sorgen die hierarchische Wandgliederung, die Werkstein- und Putzrustika und die Kolossalordnung der Obergeschosse mit den durchlaufenden Fensterpfeilern. Charakteristische Details sind die mit Kupferplatten verblechten Brüstungsfelder, die konvex vorgewölbten Fenster der äußeren Achsen und der mächtige Korbbogen, der die Mittelachse im letzten Obergeschoss überfängt. Ein auffälliges dekoratives Element sind die paarweise angeordneten Vogelfiguren im Dachgeschossbereich. Dank der großzügigen Durchfensterung haben die nach Südwesten orientierten Arbeitsräume eine gute Belichtung. In 22 Meter Höhe markiert die weit vorkragende Dachplatte die baupolizeilich vorgeschriebene Traufhöhe. Darüber erhebt sich der zweigeschossige Dachbereich, der hier aus einem Attikageschoss und dem abschließenden Berliner Dach besteht. Während die Außenmauern massiv hochgeführt wurden, besteht der Dachstuhl aus einer eisernen Binderkonstruktion. Alle Zwischendecken wurden als leichte Steindecken zwischen eisernen Trägern angelegt. Aufgrund der geringen Gebäudebreite und -tiefe konnten die Arbeitsflächen ohne Stützen und tragende oder aussteifende Wände angelegt werden. Ungeachtet einiger entstellender Eingriffe zeigt der Bau selbst in der inneren baufesten Ausstattung noch sein ursprüngliches Erscheinungsbild.
Über einen Seitenflügel ist das Kontorgebäude an der Schlesischen Straße mit einer Geschossfabrik in der Oberbaumstraße 10 verbunden. (1) Auch dieses ältere, schon 1890 errichtete Gebäude entstand für die Tintenfabrik Reinhold Tetzer. Seine Ausführung besorgten die Maurermeister R. Brenndicke und Ernst Scharnke. In der fünfgeschossigen Etagenfabrik produzierte die Firma Tetzer über viele Jahrzehnte Tinten, Kleber und Siegellacke. Das Gebäude zeigt zur Oberbaumstraße eine Klinkerfassade in moderaten Neorenaissanceformen. Auf Dekor wollte der Bauherr aus Repräsentationsgründen und wegen der Orientierung zur Straße nicht komplett verzichten, weshalb er das rote Sichtmauerwerk durch sparsam gesetzte Werksteinarbeiten gestalterisch aufwerten ließ. Ungeachtet der schmückenden Beigaben ist der Bau jedoch als Industriearchitektur zu erkennen. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das abschließende Obergeschoss, das zuvor aufwendig geschmückt und mit dem Namenszug der Firma versehen war, nur vereinfacht wieder hergestellt. Heute befinden sich in der Etagenfabrik großzügige Wohnungen.
(1) BusB 1896, Bd. 1, S. 639.
Literatur:
- BusB I 1896 / Seite 639
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 262 f.
Teilobjekt Mietshaus Schlesische Straße 42
Teil-Nr. | 09031239,T,001 |
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Sachbegriff | Mietshaus |
Datierung | 1909 |
Ausführung | Eicke, Heinrich (Baugeschäft) |
Entwurf | Gronau und Graul (Architektengemeinschaft?) |
Adressen | Schlesische Straße 42 |
Teilobjekt Fabrik Oberbaumstraße 10
Teil-Nr. | 09031239,T,002 |
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Sachbegriff | Fabrik |
Datierung | 1890 |
Entwurf | Brenndicke, R. (Maurermeister) |
Ausführung | Scharnke, Ernst (Maurermeister) |
Adressen | Oberbaumstraße 10 |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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