Denkmaldatenbank
Industriepalast
09031237 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Schlesische Straße 29, 30 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Mietshaus & Gewerbehof |
Datierung | 1907-1908 |
Umbau | 1911, 1947, 1949, 1953 |
Entwurf & Ausführung | Boswau und Knauer (Baugeschäft) |
Bauherr | Gesellschaft für Special-Bauausführungen mbH zu Schöneberg |
Auf den gegenüberliegenden Ufergrundstücken Schlesische Straße 26-32 stehen mehrere Gewerbehöfe, die hier einen hoch verdichteten Gewerbestandort bilden. Die Parzellen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch unbebaut und vorwiegend als Gartenland genutzt waren, wurden vor dem Ersten Weltkrieg in dichter Folge mit umfangreichen, zur freien Vermietung errichteten Gewerbehofanlagen belegt. Die Gewerbekonzentration steht in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Bau des gegenüberliegenden Osthafens. Spreeanbindung und Hafennähe kennzeichneten damals einen besonderen Lagevorteil. Die Möglichkeit, die Fabrikhöfe sowohl von der Straße als auch wasserseitig andienen zu können, lockte viele Mieter in die Schlesische Straße. Die Höfe sind charakteristisch für die "Kreuzberger Mischung", das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe auf engstem Raum. Mehrheitlich bestehen sie aus einem Wohnhaus an der Straßenseite und hofseitig gelegenen Etagenfabriken. Ihre Wasserfronten zeigen zur Spree hin ein unverwechselbares Panorama.
(...)
Der Industriepalast Schlesische Straße 29-30 wurde 1907-08 von der Baufirma Boswau & Knauer errichtet. Die weitläufige Anlage umschließt fünf Höfe und wird zur Straße durch ein repräsentatives Wohnhaus in neoklassizistischen Formen begrenzt. Das Wohngebäude umfasste zunächst Vorderhaus, zwei Seitenflügel und ein Quergebäude. Im Krieg beschädigt und danach in Teilen abgetragen besteht es heute nur mehr aus Vordergebäude und rechtem Seitenflügel. Obwohl die Fassade 1955 vereinfacht wieder hergestellt wurde, verfügt das Haus noch immer über eine repräsentative Erscheinung. Diese resultiert aus dem strengen hierarchischen Wandaufbau der Straßenfassade und der symmetrischen Gliederung. Erker, Loggien, Balkone und die aufwendige Dachform bewirken eine erhebliche plastische Durchdringung der Front, haben zugleich aber auch Anteil an der besonderen Qualität der großzügig geschnittenen und ursprünglich gut ausgestatteten Wohnungen. Den würdevollen Abschluss der Fassade bildet das bis in die Dachzone vorstoßende Tempelfrontmotiv.
Über die links neben dem Wohnhaus angeordnete Durchfahrt gelangt man zu den rückwärtigen Fabriktrakten. Die fünfgeschossigen Gewerbehofflügel werden enfiladeartig erschlossen. Sie zeigen eine sachliche Gestaltung, die von der Reformarchitektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeinflusst ist. Die streng gegliederten Rasterfassaden sind mit Ziegeln verblendet. Prägend für das Erscheinungsbild ist der Kontrast zwischen dem roten Sichtmauerwerk und den weißen, bündig eingefügten Sprossenfenstern. Wenige Schmuck- und Gliederungsformen wie Gesimse, die Kapitelle und Basen der flachen Wandpfeiler sorgen für eine Belebung der Fassaden. Das eingeschossige Kesselhaus und der nebenstehende Schornstein runden das authentische Erscheinungsbild ab. Gewerbehoftypisch ist die Konstruktionsweise, denn die Fabriktrakte erstellte man in Skelettbauweise mit Mittelstützenreihe, was eine äußerst flexible, bedarfsgerechte Einteilung der Mietflächen ermöglicht. Die Nutzungsgeschichte des Industriepalastes ist durch eine Fülle von Mietern und Gewerbebetrieben gekennzeichnet. Zu ihnen zählt die Otto Reichelt GmbH, die den Hof 1921 übernahm und hier eine Buttergroßhandlung betrieb.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 266 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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