Denkmaldatenbank
Markthalle IX
09031223 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Eisenbahnstraße 42, 43 Pücklerstraße 34 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Markthalle |
Datierung | 1890 |
Entwurf | Blankenstein, Hermann (Architekt) |
Bauherr | Magistrat Berlin |
Nicht weit davon entfernt steht in der Eisenbahnstraße 42-43 und Pücklerstraße 34 die 1890 erbaute Markthalle IX, eine für das Viertel bedeutsame Versorgungseinrichtung. (1) Durch ihre Größe und individuelle Formgebung hebt sich die Markthalle deutlich von der umgebenden Mietshausbebauung ab. Das Bauwerk, das die Identität des umliegenden Quartiers bis heute nachhaltig prägt, war Bestandteil eines vom Berliner Magistrat beschlossenen Infrastrukturprogramms, das vorsah, die Wochenmärkte mit ihren offenen Verkaufsständen durch feste Einrichtungen zu ersetzen. Die Bevölkerung sollte somit dauerhaft und auf hygienisch unbedenkliche Weise mit Lebensmitteln versorgt werden. Zwischen 1886 und 1892 wurden vierzehn Hallen errichtet, von denen aber nur noch wenige erhalten sind. Die Markthalle IX wurde 1890 von Stadtbaurat Hermann Blankenstein unter Zuhilfenahme vorgefertigter und vereinheitlichter Konstruktions- und Gestaltungselemente entworfen. Sie gehört zum Bautyp der in die Blockrandbebauung eingefügten Markthallen. (2) Als Baugrund stand ein von der Pückler- bis zur Eisenbahnstraße durchgestecktes Grundstück zur Verfügung. Die Liegenschaft war wegen des hohen Anteils an Blockinnenflächen vergleichsweise preiswert und gewährleistete zudem eine zweckmäßige zweiseitige Erschließung der Halle. Im Kern besteht das Gebäude aus einer dreischiffigen Halle, die von straßenseitigen Kopfbauten eingefasst wird. Die über rechteckigem Grundriss erbaute Halle diente ausschließlich dem Verkauf, während die Kopfbauten neben Verwaltungsräumen und Ladeneinheiten auch Wohnungen aufnahmen. (3) Während Hallenaußenwände und die zweigeschossigen Kopfbauten aus massivem Mauerwerk bestehen, ruht das Hallendach auf einer Eisenkonstruktion aus schlanken gusseisernen Säulen und schmiedeeisernen Bogenbindern. Das filigrane Eisentragwerk mit basilikalem Querschnitt erlaubte im Hallenbereich den vollständigen Verzicht auf tragende Wände, wodurch sich eine beeindruckende Raumwirkung ergibt. (4) Die gewünschte Tageslichtzufuhr erfolgt über vollständig durchfensterte Obergaden und die transparenten Sheddachkonstruktionen der tiefer gelegenen Flachdachbereiche.
Die Fassaden der zweigeschossigen Kopfbauten wurden gestalterisch unterschiedlich gewichtet. Während die Straßenfront an der Pücklerstraße als Ziegelrohbau ein vergleichsweise schlichtes Gepräge hat, zeichnet sich die Fassade an der Eisenbahnstraße durch eine aufwendigere Gestaltung aus. Die in Neorenaissanceformen errichtete, breit gelagerte Front besitzt ein markantes Gliederungsgerüst aus Sandsteinpfeilern und Architraven. Dabei steht der Sandstein in geschickt inszeniertem Farb- und Materialkontrast zu den großen Terrakottentafeln und den roten Verblendklinkern des Obergeschosses. In der Mitte öffnet sich das große, von einem Dreiecksgiebel überfangene Rundbogenportal. Die Markthalle ist heute noch in Betrieb.
(1) BusB 1896, Bd. 2, S. 558-559; Lindemann, August: Die Markthallen Berlins, Berlin 1899, S. 52-53, Tafel 22; BusB IX, S. 146, 157-158, 165; Klinkott 1988, S. 411-412, 449; Dehio Berlin 2006, S. 300.(2) Einen anderen Typus bilden die freistehenden Hallen wie die Arminiushalle in Moabit oder die Marheinekehalle in Kreuzberg.(3) Im Bereich des Mittelschiffs befindet sich die Durchfahrt, in den Seitenschiffen die eigentliche Verkaufsfläche. Die dort eigens für die Verkaufsstände angelegten erhöhten Standinseln sind heute noch größtenteils vorhanden.(4) Der großartige Raumeindruck wird allerdings durch ab den 1970er Jahren durchgeführte diverse Einbauten (Haus-in-Haus-Konstruktionen) beeinträchtigt.
Literatur:
- BusB II 1896 / Seite 556-558
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 241 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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