Denkmaldatenbank

Lagerhaus Süd-Ost

Obj.-Dok.-Nr. 09031222
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Pfuelstraße 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Gewerbehof
Datierung 1905-1907
Entwurf Berndt, Kurt (Baumeister)
Bauherr Wissinger, P. (Samenhandlung)

Unweit des Schlesischen Tors zweigen von der Köpenicker Straße zwei Stichstraßen ab. Es handelt sich um die Pfuel- und Bevernstraße, die bis ans Spreeufer führen und dort durch das May-Ayim-Ufer verbunden sind. Mit seinen weitgespannten Fassadenabwicklungen dominiert das Lagerhaus Süd-Ost in der Pfuelstraße 5 nicht nur das Straßenbild der Pfuelstraße, sondern auch die westliche Spreeuferkante zwischen Oberbaum- und Schillingbrücke. Das weitläufige, um drei Höfe gebaute Lagerhaus entstand 1905-07 nach Plänen des Baumeisters Kurt Berndt, einem auf Gewerbegebäude spezialisierten Berliner Architekten. (1) Die Anlage, ursprünglich als Geschäftshaus und Speichergebäude für die Samenhandlung Julius & Paul Wissinger errichtet, besteht aus dem Vordergebäude, zwei Seitenflügeln und einem einhüftig angelegten Quergebäude. Abweichend von dem im Gewerbebau häufig anzutreffenden Gestaltungsmuster verfügt das Gebäude nicht über ein straßenseitiges Wohngebäude, das den Blick auf die Fabriketagen verbirgt. Vielmehr ist auch das langgestreckte Vordergebäude in der Pfuelstraße klar erkennbar für gewerbliche Nutzungen konzipiert. Es erhielt ungeachtet seiner Bestimmung eine monumentale Schaufassade in historisierenden Architekturformen mit Jugendstilanklängen. Dominiert wird die Front von dem üppig dekorierten dreiachsigen Mittelrisalit, der dem Gebäude ein unverwechselbares Gepräge verleiht. Die kraftvolle Erscheinung des Risalits wird in den Obergeschossen durch großzügig bemessene Fenster gemildert. Die Fenster sind mehrheitlich - wie bei Etagenfabriken der Zeit üblich - als große liegende Rechteckfenster ausgeführt worden. Die rückwärtigen Fronten zeigen zu weiten Teilen eine sachliche Gestaltung. Davon abweichend wurde der Aufwand im Bereich des sich zur Spree öffnenden Hofs deutlich erhöht. Den markanten wasserseitigen Abschluss des Querflügels bilden ein unmittelbar ans Spreeufer gesetzter polygonaler Treppenturm und ein aufwendig gestalteter Giebel in Formen der deutschen Renaissance, wodurch das Lagerhaus von der Spreeseite eine wasserschlossartige Anmutung erhielt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lagerhaus erheblich beschädigt. Anfang der 1990er Jahre erfolgte seine Wiederherstellung. Dabei wurden einige der rückwärtigen Gebäudeteile nicht in ihrer ursprünglichen Höhe wieder errichtet. Heute wird das Gebäude vorwiegend von Gewerbeeinrichtungen genutzt.


(1) BusB X B (2), S. 272; Dehio Berlin 2006, S. 313.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 255 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen