Denkmaldatenbank

Ballhaus Naunynstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09031211
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Naunynstraße 27
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Ballsaal
Datierung 1863
Umbau 1876
Entwurf Hoppe (Maurermeister)
Entwurf Colani (Zimmermeister)
Entwurf Witting
Bauherr Peters, W. (Cafetier)
Bauherr Renz, Ferdinand

Eines der letzten historischen Ballhäuser der Berliner Innenstadt ist der Ballsaal in der Naunynstraße 27, der heute als Ballhaus Naunynstraße firmiert. Das Vergnügungslokal entstand 1876 unter Verwendung von Bauteilen eines zuvor ausgebrannten Tanzsaals. Es steht auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks hinter einem bereits 1863 erbauten Mietshaus und ist deshalb von der Straße aus nicht sichtbar. Für seine Ausführung zeichnete der Architekt A. E. Witting verantwortlich. Das Gebäude, das permanent den Bedürfnissen wechselnder Besitzer und Nutzungen angepasst wurde, besteht heute aus einem würfelförmigen Baukörper mit Pultdach, dem an seiner Südfassade ein zweigeschossiger Annex vorgelagert ist. Zwei der insgesamt vier Fassaden zeigen eine sorgsam detaillierte Stuckierung in spätklassizistischen Formen. Innen enthält das Ballhaus einen großen, reich mit Stuck und Ausmalungen dekorierten Saal, der zusätzlich über eine Galerie verfügt, sowie einen kleinen Saal, der durch drei großzügig bemessene, rundbogige Fenstertüren belichtet wird. 1979-83 erfolgten der Umbau und die umfassende Instandsetzung des ruinösen Ballhauses. Unter Berücksichtigung hoher sicherheitstechnischer Anforderungen wurde das Gebäude zu einer vorwiegend Theater- und Musikgruppen dienenden Spielstätte umgebaut. Zugleich legte man die bauzeitlichen Wandfassungen der mehrfach übermalten Innenräume teilweise wieder frei. Die Wandflächen sind unter anderem mit figürlichen, auf Musik und Tanz bezogenen Motiven bemalt. Die Fassaden erhielten auf der Grundlage von restauratorischen Befunderhebungen ihre ursprüngliche monochrome Farbgebung zurück. (1)

Dem Ballhaus straßenseitig vorgestellt ist ein viergeschossiges Mietshaus, das 1863 zusammen mit dem alten Tanzsaal von Maurermeister Hoppe und Zimmermeister Colani für den "Cafetier" Peters hochgeführt wurde. Das Haus gehört zur Erstbebauung der Naunynstraße, die erst 1863 - gut zwei Jahrzehnte nach Verabschiedung des Lennéschen Bebauungsplans - in das Straßenraster eingefügt wurde. Die Naunynstraße sollte für eine bessere bauliche Ausnutzung der in diesem Bereich zu groß angelegten und deshalb schwer erschließbaren Blockinnenfläche sorgen. Die innerhalb weniger Jahre durchgeführte Bebauung ist kennzeichnend für die damals schlagartig einsetzende bauliche Verdichtung der Luisenstadt mit vier- und fünfgeschossigen Mietshäusern. Das schmale Vorderhaus besitzt eine vergleichsweise reich geschmückte spätklassizistische Fassade. Ornamentfriese und Gesimse, aber auch die geraden Fensterverdachungen akzentuieren das Gebäude horizontal. Charakteristisch für die städtischen Mietshäuser der Zeit ist die Flächigkeit der Straßenfront, die weder durch Balkone noch durch Loggien oder Risalite belebt wird. Mit der in der linken Achse angeordneten Durchfahrt zum Hof wurde den Vorschriften der Baupolizeiordnung von 1853 Genüge getan; sie sollte Löschwagen im Brandfall die ungehinderte Zufahrt zu hofseitigen Gebäudeteilen ermöglichen. Die Grundrisse des Vorderhauses sind bei der umfangreichen Sanierung verändert worden. Dabei erhielt die Fassade ihre ursprüngliche Farbfassung zurück.


(1) Zeumer, Helmut: Die Wiederherstellung des Ballhauses in der Naunynstraße. In: Berliner Bauwirtschaft 36 (1985), S. 302-304.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 229

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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