Denkmaldatenbank

Wohnhaus Mehringdamm 116

Obj.-Dok.-Nr. 09031204
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Mehringdamm 116
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1893-1894
Entwurf Schäfer, Carl (Architekt)
Bauherr Naundorf, Hugo

Auch das prachtvoll geschmückte, 1893-94 erbaute Wohnhaus Mehringdamm 116 gehörte zur Villenkolonie Wilhelmshöhe. Das allseits freistehende Haus stellt eine typische gründerzeitliche Mietvilla mit gut ausgestatteten und zugleich großzügig geschnittenen Wohnungen dar. Mit seiner herrschaftlichen Architektur hebt es sich klar von der gegenüberliegenden großstädtischen Mietshausbebauung ab. Den Entwurf erstellte Baumeister Carl Schäfer für den Kaufmann Hugo Naundorff, der mit seiner Familie hier auch selbst eine Wohnung bezog. Gestalterisch orientierte sich Schäfer bei seinem Entwurf an der französischen und deutschen Renaissance. Der lebhaft gegliederte Baukörper bildet zum Mehringdamm eine sorgfältig durchkomponierte Schaufront mit Standerker und Balkonen aus. Hier befindet sich rechts auch der aufwendig gerahmte Haupteingang mit Rundbogenportal. Ganz bewusst wurde das französische Dach mit seinem reich verzierten Frontgiebel in die Gestaltung einbezogen. Die dreiachsige Fassade überzeugt durch den gekonnt inszenierten Wechsel von Farben und Materialien. Zu den weiß gestrichenen Dekor- und Gliederungselementen bilden das orangerote Sichtmauerwerk und das graue Schieferdach einen reizvollen Kontrast. Im Detail bemerkenswert sind die plastischen Stuckaturen und die schmiedeeisernen Balkongitter. Die schmale Vorgartenzone, die einst den vornehmen Charakter des Hauses hervorhob, ist heute nicht mehr vorhanden. Die übrigen Fassaden sind bescheidener gestaltet. Die in den steilen Hang hineingebaute Villa zeigt auf der tiefer gelegenen Gartenseite einen viergeschossigen Aufbau. Um die Gartenfront in der Höhenentwicklung nicht zu gewaltig erscheinen zu lassen, gliederte Carl Schäfer den Bau hier in zwei Zonen. Während die beiden unteren, als Kellergeschosse ausgewiesenen Etagen eine horizontale Putzstruktur erhielten, verfügen die beiden oberen Etagen, passend zur Straßenfront, über eine Verblendung mit orangeroten Klinkern. Durch Balkone und Erker ist die Villa auf den Garten bezogen. Sowohl in der Beletage als auch im ersten Obergeschoss war jeweils eine komfortable Sieben-Zimmer-Wohnung untergebracht, während das erste Kellergeschoss neben der straßenseitigen Portierswohnung noch eine zum Garten orientierte Fünf-Zimmer-Wohnung enthielt. Heute ist in der Villa, die ohne größere Veränderungen erhalten blieb, eine Kindertagesstätte untergebracht.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 400

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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