Denkmaldatenbank

Paketbahnhof (Paketamt)

Obj.-Dok.-Nr. 09031194
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Luckenwalder Straße 4, 6
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Postbahnhof
Datierung 1908-1913
Entwurf Struve, Hermann (Architekt)

Als Reaktion auf den seit Ende des 19. Jahrhunderts erheblichen gestiegenen Brief- und Paketverkehr ließ die Reichspost wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Berlin zwei Postbahnhöfe mit angeschlossenen Bahnpostämtern errichten. Beide Anlagen entstanden in der Nähe von Gleisanlagen vorhandener Bahnhöfe, die man auch für den Bahnpostverkehr nutzen wollte. Während der erste Postbahnhof in Friedrichshain neben dem Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof) erbaut wurde, nutzte man für den zweiten Paketbahnhof die günstige Lage zwischen Anhalter und Potsdamer Güterbahnhof. Die Bahnhofsgebäude, die 1908-13 nach Plänen von Postbaurat Hermann Struve errichtet wurden, stehen in der Luckenwalder Straße 4-6 auf dem Gelände des früheren Dresdner Bahnhofs. (1) Der ausgedehnte Komplex, der nach der Fertigstellung als größte Paketumschlagstelle Deutschlands galt, erstreckt sich beiderseits des Hochbahnviadukts und besteht aus zwei Hallentrakten mit Kopfbauten und zwei Verwaltungsgebäuden. Postbaurat Struve entwarf Bahnhof und Postamt in Anlehnung an die Architektur der benachbarten Kühlhäuser in einem Stilgemisch aus märkischer Backsteingotik und Renaissanceformen. Dabei waren die nördlich des Hochviadukts gelegenen Gebäude des Postbahnhofs besonders aufwendig gestaltet. Beide Bauten hat man allerdings nach dem Krieg grundlegend überformt, sodass sie ihren historischen Zeugniswert weitgehend verloren haben.

Der erheblich besser erhaltene Abfertigungsbereich des Paketbahnhofs umfasst fünf überdachte Ladesteige und zwei tonnengedeckte Hallenanlagen, zwischen denen wiederum ein großer, teilüberdachter Hof liegt. Im östlichen Hallentrakt kam neben der Verlese-Packkammer auch die Ankunfts-Packkammer unter. Früher fuhren hier die Postzüge über eine Rampe zum Entladen ins Obergeschoss. Über Rutschen und Aufzüge gelangten die Pakete ins Erdgeschoss, von wo aus die Weiterverteilung erfolgte. Außen zeigt die Halle mit den zwischen Wandpfeilern liegenden großen Thermenfenstern ein kraftvolles Gliederungsschema. Der westliche Hallentrakt nahm die Abgangs-Packkammer auf, in der die Bahngleise auf Bodenniveau lagen. In seiner Grundrissbildung musste der Trakt den schwierigen baulichen Gegebenheiten am Gleisdreieck angepasst werden. So folgt seine in Teilen leicht gekrümmte Form dem Verlauf des damals bereits bestehenden Hochbahnviadukts. Als eindrucksvolles Konstruktionselement haben sich die filigranen Gitterträger des Tonnendachs erhalten. Noch vorhanden ist auch die zweigeschossige Auslands-Packkammer, die in rechtem Winkel an die Abgangs-Packkammer anschließt. Der zweigeschossige, ursprünglich mit einem Walmdach versehene Bau ist in Teilen stark überformt. Bombenangriffe und Artilleriebeschuss im Zweiten Weltkrieg, aber auch fortwährende Anpassungen an geänderte Nutzungsbedürfnisse haben zu Veränderungen geführt. So wurde neben der Hofüberdachung und den Gleisanlagen im Krieg auch ein beträchtlicher Teil der Ankunfts-Packkammer zerstört. Während sich die Eingangshalle seit ihrer Instandsetzung in gutem Zustand befindet, harrt die Abgangshalle noch immer einer durchgreifenden Sanierung. Seitdem die Deutsche Post den Standort aufgegeben hat, wird der ehemalige Postbahnhof für Veranstaltungen und als Depot genutzt.


(1) Zeitschrift des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen 53 (1913), S. 421; Thiel, Aloysius: 65 Jahre Postbahnhof an der Luckenwalder Straße. In: Berliner Verkehrsblätter 26 (1979), S. 149-155; BusB X B (4), S. 173; Jaeger 1987, S. 94-99.

Literatur:

  • Jaeger: Posthorn und Reichsadler, 1987 / Seite 94-99
  • Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen 5 (1957) / Seite 155
  • Thiel, Aloysius, 65 Jahre Postbahnhof an der Luckenwalder Straße, in: Berliner Verkehrsblätter (1979) / Seite 149-155
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 177 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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