Denkmaldatenbank

Deutscher Credit-Verein

Obj.-Dok.-Nr. 09031184
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Köthener Straße 44
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bankhaus
Datierung 1911
Umbau 1933
Entwurf Zimmerreimer, Paul (Architekt)
Bauherr Deutscher Creditverein

Auch in der Köthener Straße wurde die einheitliche Bebauung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts noch vor dem Ersten Weltkrieg von Geschäftshäusern großstädtischer Prägung abgelöst. Ein anschauliches Beispiel für diesen Prozess ist das 1911 ausgeführte Geschäftshaus Köthener Straße 44. Es wurde von Paul Zimmerreimer für den Deutschen Credit-Verein, ein Berliner Bankhaus, errichtet. (1) Trotz des bereits 1933 zu einer durchgehenden Ladenfront umgestalteten Erdgeschosses hat das Gebäude mit seiner plastischen, sorgfältig aus rotem Mainsandstein gefertigten Fassade sein stattliches Erscheinungsbild behalten. Selten ist nicht nur das gewählte Werksteinmaterial, sondern auch die Mischung aus neoromanischen und neoklassizistischen Formen. Mit ihrem dreischichtigen Aufbau wiederholt die Straßenfront ein damals übliches Schema der Geschäftshausarchitektur. Um die Plastizität der Fassade zu erhöhen, staffelte Paul Zimmerreimer sämtliche Obergeschosse leicht aus der Bauflucht zurück. Dabei sollten die seitlichen Vouten für einen bündigen Anschluss an die Nachbarfronten sorgen. Von den geschlossen wirkenden Obergeschossen setzte sich das Erdgeschoss mit großen Schaufenstern ab. Die heute weiß gestrichenen, früher jedoch dunkel gehaltenen Fenster heben sich deutlich vom roten Sandstein ab. Gestalterische Hauptmotive sind die eigenwilligen Fensterrahmungen mit den steilen Dreiecksgiebeln und das weit vorkragende Konsolgesims. Erstes und zweites Obergeschoss sind an den Seiten durch geschossübergreifende Vorbauten miteinander verbunden. Bauschmuck kam nur verhalten zu Anwendung. Man beschränkte sich auf einige wohlgesetzte Reliefs und drei vollplastisch gefertigte Masken, von denen sich jedoch nur der Kopf des Handelsgottes Merkur erhalten hat. Das Gebäude setzt sich aus Vorderhaus und linkem Seitenflügel zusammen. Die nüchternen Hoffassaden zeigen die für die Geschäftshausarchitektur der Zeit übliche Verblendung mit Glasurklinkern. Waren die unteren Etagen und der Keller ausschließlich dem Deutschen Credit-Verein vorbehalten, so sollten die oberen Geschosse an fremde Nutzer vermietet werden. Auch wenn früheren Umbaumaßnahmen repräsentative Details wie das Oberlicht des Kassenraums zum Opfer gefallen sind, so sind die überlieferten baufesten Elemente ein Beleg für die einstige hochwertige Innenausstattung. Beispielhaft hierfür steht das Marmorvestibül des Haupttreppenhauses. 1925 ging das Haus in den Besitz der Heizkesselfirma Buderus über. Seit 1978 haben hier verschiedene Kulturinstitutionen ihren Sitz, darunter der Berufsverband Bildender Künstler Berlins.


(1) Die Architektur des 20. Jahrhunderts 13 (1913), S. 11-12, Tafel 19.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 168 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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