Denkmaldatenbank

Karstadt am Hermannplatz

Obj.-Dok.-Nr. 09031163
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Hermannplatz & Hasenheide & Urbanstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kaufhaus
Datierung 1927-1929
Umbau 1950, 1960, 1965, 1975, 1980
Entwurf Schaefer, Philipp
Entwurf Busse, Alfred
Bauherr Rudolf Karstadt AG

Am Hermannplatz, zwischen Hasenheide und Urbanstraße, wurde 1927-29 das Warenhaus Karstadt errichtet. Von dem architektonisch und städtebaulich anspruchsvollen Gebäude, einem der größten Kaufhäuser Berlins, sind nach Kriegszerstörungen nur noch Teile erhalten geblieben. (1) Die R. Karstadt AG war in den 1920er Jahren mit etwa 30.000 Beschäftigten und knapp 90 Filialen der größte Waren- und Kaufhauskonzern Deutschlands. Der ambitionierte Neubau weltstädtischen Anspruchs, für den Philipp Schaefer die Entwürfe zeichnete, bildete gleichsam das Wahrzeichen des Warenhauskonzerns. Im Hinblick auf seine luxuriöse Ausstattung und sein innovatives Raum- und Grundrisskonzept nahm er eine Sonderstellung im Warenhausbau ein. Das Haus war bis unters Dach mit allen technischen Errungenschaften der Zeit ausgestattet und verfügte über aufsehenerregende Besonderheiten, darunter die 15 Meter hohen Lichtsäulen, der riesige, als Restaurantfläche genutzte Dachgarten oder die unmittelbare Anbindung an zwei U-Bahnlinien. Vor allem beeindruckte das Kaufhaus durch seine schiere Größe. Mit den zu einschüchternder Monumentalität aufgetürmten Baumassen beherrschte es den Stadtraum am Hermannplatz, der bis dahin vor allem von einfacher Mietshausbebauung bestimmt war. Hinzu kam die suggestive Wirkung der aufwärts strebenden Pfeilerfronten, die wesentlichen Anteil an der imposanten Gesamterscheinung hatte. Die prägnante Gliederungsstruktur war beeinflusst sowohl von den Warenhausbauten Alfred Messels, die nach der Jahrhundertwende etwa am Leipziger Platz entstanden waren, als auch von der amerikanischen Wolkenkratzerarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts. Als das Warenhaus 1945 nur wenige Tage vor Kriegsende von SS-Einheiten gesprengt wurde, blieb von der ursprünglichen Travertinfassade nur ein über drei Achsen reichender Abschnitt in der Hasenheide erhalten. An ihm lässt sich das alte Fassadenschema mit der vertikalen Pfeilergliederung deutlich ablesen. Es schließt sich der Neubauteil am Hermannplatz an, der 1951-52 von Alfred Busse errichtet wurde. (2) Der viergeschossige Bau ist mit seinen sachlich nüchternen Formen erkennbar den Gestaltungsauffassungen der Nachkriegszeit verpflichtet. Zwar bezog sich Busse mit der Muschelkalkverblendung auf den Altbau, doch stehen die waagerechten Fensterbänder in merklichem Kontrast zu der alten, senkrecht orientierten Pfeilerfront. Busses Kaufhausneubau bildete den Ausgangspunkt für die Erweiterung und Sanierung, die 1998-2000 erfolgte. (3) Dabei erhielt das Kaufhaus wieder wie früher eine spiegelsymmetrische Straßenfront zum Hermannplatz.


(1) Festschrift zur Eröffnung des Warenhauses am Hermannplatz, Berlin 1929; Schaefer, Philipp: Neue Warenhausbauten der R. Karstadt AG, Berlin 1929; Wedemeyer, Alfred: Das Kaufhaus Karstadt am Hermannplatz in Berlin-Neukölln. In: Deutsche Bauzeitung 63 (1929), S. 545-552; Herbst: Der Ingenieur-Hochbau des Warenhauses Karstadt am Hermannplatz in Berlin-Neukölln. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 49 (1929), S. 547-550; Johannes, Heinz: Neues Bauen in Berlin, Berlin 1931, S. 66; BusB VIII A, S. 57-59, 81; Bauen in Berlin 1900-2000, Berlin 2000, S. 126; Uebel, Lothar: Karstadt am Hermannplatz. Ein gutes Stück Berlin, Berlin 2000.

(2) Alfred Busse gehörte der Bauabteilung der Karstadt AG an. In den 1960er und 1970er Jahren fanden weitere Umbauten und Modernisierungen statt.

(3) Die Erweiterung erfolgte nach Plänen der Architekten Helmut Kriegbaum und Udo Landgraf.

Literatur:

  • BusB VIII A 1978 / Seite 57-61, 81
  • Baukunst und Werkform (1962) / Seite 172f.
  • Wedemeyer, Alfred: Das Kaufhaus Karstadt am Hermannplatz in Berlin-Neukölln, in: Deutsche Bauzeitung 63 (1929) / Seite 545-552
  • Deutsche Bauzeitung 63 (1929) / Seite Beilage II, S. 85-89 (zu Konstruktion und Ausführung)
  • Wasmuths Monatshefte für Baukunst (1932) / Seite 392
  • Herbst: Der Ingenieur-Hochbau der Warenhauses Karstadt am Hermannplatz in Berlin-Neukölln, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 49 (1929) / Seite 547-550
  • 40 Jahre Berlinische Boden-Gesellschaft, Berlin 1930 / Seite 184
  • 60 Jahre Berlinische Boden-Gesellschaft, Berlin 1950 / Seite unpag.
  • Johannes, Neues Bauen, 1931 / Seite 66
  • Rudolph Karstadt AG, Berlin, am Hermannplatz, Hamburg 1929 / Seite .
  • Osborn, Max u.a.: Berlins Aufstieg zur Weltstadt, Berlin 1929 / Seite 206f.
  • Schaefer, Philipp: Neue Warenhausbauten der R. Karstadt AG, Berlin 1929 / Seite V-VII
  • Wedemeyer, A.: Das neue Berlin (1929) 8 / Seite .
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 330 f.
  • Bohle-Heintzenberg, Sabine: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Berlin 1980 / Seite .
  • Bousset, Johannes: Die Berliner U-Bahn, Berlin 1935 / Seite .
  • Brachmann, Christoph: Licht und Farbe im Berliner Untergrund - U-Bahnhöfe der klassischen Moderne, Berlin 2003 / Seite .
  • Gympel, Jan: U Bahn Berlin, Geschichte(n) für Unterwegs, Berlin 2002 / Seite .
  • Scarpa, Ludovica: Martin Wagner und Berlin, Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, Braunschweig/Wiesbaden 1986 / Seite .
  • Pedde, Brigitte: Mesopotamia: a source of inspiration for architecture in the 20th century, in: Micale, Maria Gabriella; Nadali, Davide (Hrsg.): How do we want the past to be? On Methods and Instruments of visualizing ancient reality, Piscataway Township, / Seite .
  • Pehnt, Wolfgang: Die Architektur des Expressionismus, Stuttgart 1973 / Seite .

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Landesdenkmalamt Berlin
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