Denkmaldatenbank

Mietshaus Friedrichstraße 206 Zimmerstraße 19A

Obj.-Dok.-Nr. 09031145
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Friedrichstraße 206

Zimmerstraße 19A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1732
Umbau 1769, 1822, 1876
Ausführung Schwenke (Baumeister)
Bauherr Gusnar (Apotheker)

Mit der planmäßigen Anlage des Straßenrasters der Friedrichstadt entstanden ab 1732 die ersten Wohngebäude. Diesen in geschlossener Blockrandbebauung erstellten Putzbauten lagen häufig Musterentwürfe zugrunde. Die Häuser waren in der Regel zweigeschossig angelegt, besaßen einen Keller und hatten ein hohes Mansarddach, dessen Dachfläche durch Gauben gegliedert war. Ein Haus, dessen Geschichte bis in diese erste Bebauungsphase der südlichen Friedrichstadt zurückreicht, ist das Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße 206, Zimmerstraße 19A. (1) Der Gebäudekern stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1769 wurde es dreistöckig ausgebaut. Zeitgleich erhielt es hofseitig eine Remise, die 1822 zu einem Apotheken-Laboratorium umgebaut wurde. Nach der Reichsgründung, als es im Bereich der Friedrichstadt zu einer erheblichen baulichen Verdichtung und damit zu einem enormen Zuwachs der Bevölkerung kam, wurde das Haus grundlegend umgestaltet. 1876 erfolgte seine Aufstockung zu einem viergeschossigen Wohn- und Geschäftshaus. Zugleich wurde es mit einer aufwendigen Schmuckfassade versehen, weshalb die spätbarocke Herkunft in der Straßenansicht nicht mehr nachvollziehbar ist. Die ursprünglich zweiflügelige Anlage des Hauses mit dem deutlich schmaleren Flügel an der Zimmerstraße sowie die anfänglichen Raumaufteilungen sind jedoch in Teilen auch heute noch in den Grundrissen ablesbar. Von dem mit Tonnengewölben gedeckten Kellerbereich bis zum ersten Obergeschoss verfügt das Haus über Reste der massiv ausgeführten barocken Bausubstanz.

Das eindrucksvolle Gebäude prägt das Stadtbild im Kreuzungsbereich von Friedrich- und Zimmerstraße. Seine aufwendig gestaltete spätklassizistische Stuckfassade mit dem über drei Geschosse reichenden filigranen Eckerker und dem Girlanden geschmückten Fries im Dachgeschossbereich formen den repräsentativen Charakter des Hauses. Von gestalterischer Bedeutung ist auch der annähernd quadratische Innenhof, der nach Ergänzung der barocken Bausubstanz allseitig von Gebäudeflügeln umgeben ist. In seiner Mitte befindet sich ein kreisrunder Zierbrunnen, der aus dem 18. Jahrhundert stammt und an die Zeit erinnert, in der es noch keine öffentliche Wasserversorgung gab und zahlreiche Gebäude in der Friedrichstadt über eigene Brunnen verfügten. Im Gebäudeinnern hat sich neben der gründerzeitlichen und erst 2004 instand gesetzten Treppenhausausmalung auch die gläserne Kassettendecke der Apotheke "Zum Weißen Adler" erhalten. Von 1822 bis 1962 war das Haus durchgehend im Besitz von Apothekerfamilien. Die Räume der Apotheke befanden sich im Eckladen des Erdgeschosses. Der unter dem Eckerker angebrachte Adler verweist auf diese kontinuierlichen Nutzungs- und Eigentümerverhältnisse. Er war bereits am barocken Ursprungsbau an gleicher Stelle befestigt. Seit seiner umfassenden Sanierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 wird das Haus vorwiegend zu kulturellen Zwecken genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich anstelle der einstigen Apotheke ein Café.


(1) Koch, Christian: Das Barockhaus am Checkpoint Charlie, hrsg. v. d. Internationalen Bauausstellung Berlin GmbH, Berlin 1984.

Literatur:

  • Koch, Christian: Das Barockhaus am Checkpoint Charlie / Seite .
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 22, 115 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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