Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Geschäftshaus Friedrichstraße 17

Obj.-Dok.-Nr. 09031142
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Friedrichstraße 17
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Geschäftshaus
Datierung 1895-1896
Umbau 1933
Bauherr Gutschow, H. (Kaufmann)
Entwurf Kayser und von Großheim (Architektengemeinschaft)
Ausführung Held und Francke (Baufirma)

Das Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße 17 ist eines der letzten baulichen Zeugnisse der bis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen Besselstraße und Mehringplatz bestehenden geschlossenen Blockrandbebauung. Vorwiegend handelte es sich dabei um gründerzeitliche Wohnhäuser mit einer Geschäftsnutzung im Erdgeschoss. Das Haus Friedrichstraße 17 grenzte ursprünglich südlich an das Eingangsgebäude der im Blockinnern gelegenen Markthalle II, an deren Stelle sich heute die ehemalige Blumengroßmarkthalle mit der Akademie des Jüdischen Museums befindet. Errichtet wurde das herrschaftliche Gebäude 1895-96 für den Kaufmann H. Gutschow. Den Entwurf lieferte die Architektensozietät Kayser & v. Großheim, die in Berlin anspruchsvolle Villen und Geschäftshäuser entwarf. (1) Das Geschäftshaus besteht aus einem viergeschossigen Vorderhaus mit hoch aufragendem Walmdach und zwei viergeschossigen Seitenflügeln, die den Innenhof begrenzen. Die straßenseitige Fassade ist als prachtvolle Werksteinfassade im Neorenaissancestil angelegt, wobei neogotische Schmuckelemente das historistische Stilkleid ergänzen. Kennzeichnend sind die spiegelsymmetrische Anlage und die horizontale Schichtung der reich geschmückten Fassade. Das von geschosshohen Rundbogenfenstern dominierte Erdgeschoss war von Beginn an für eine Laden- und Geschäftsnutzung vorgesehen. In Abweichung zu der vorhergehenden Generation gründerzeitlicher Geschäftshäuser sind die Läden hier bereits ebenerdig zugänglich. Über zwei Etagen reichende Erker und Balkone gliedern das Gebäude vertikal und zeichnen für das kräftige Fassadenrelief verantwortlich. Ein auffälliges dekoratives Detail ist die über dem Kranzgesims angelegte Attikabalustrade. Das mit Zwerchhäusern und Giebelbekrönungen geschmückte Dach hatte maßgeblichen Anteil an der repräsentativen Ausstrahlung, wurde aber nach teilweiser Beschädigung im Krieg nur vereinfacht wieder aufgebaut. Der vorwiegend in den Brüstungsbereichen angeordnete Bauschmuck stammt von dem Bildhauer Cuno von Uechtritz-Steinkirch und zeigt sowohl figürliche als auch abstrakt-geometrische Motive. Der stattlichen Fassadengestaltung entsprechen die großzügig angelegten Wohnungen. Ihre bauzeitliche Innenausstattung ist ebenso wie die des Haupttreppenhauses zu großen Teilen noch vorhanden. Die hofseitigen Fassaden sind, eher unüblich für Wohngebäude der Zeit, über alle Geschosse mit weißen Glasurklinkern verblendet.


(1) Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 10 (1897) 8, S. 53, Tafel 71, 72. Heinrich Kayser (1842-1917) und Karl von Großheim (1841-1911) hatten sich 1872 zusammengeschlossen und die Architekturfirma Kayser & v. Großheim gegründet. Diese gehörte seitdem zu den meistbeschäftigten Architekten in Berlin, vor allem beim Bau von Wohn- und Geschäftshäusern. Karl von Großheim signierte seine Pläne mit "GROSZHEIM", was die mitunter verwendete abweichende Schreibweise erklärt.

Literatur:

  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 10 (1897) 8 / Seite 53
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 131 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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