Denkmaldatenbank

Mietshaus Fraenkelufer 30

Obj.-Dok.-Nr. 09031141
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Fraenkelufer 30
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1888-1889
Entwurf Wolff, Hermann (Maurermeister)
Bauherr Wolff, Hermann (Maurermeister)

Zu den geretteten Häusern am Fraenkelufer gehört das Mietshaus am Fraenkelufer 30. Für den 1888-89 ausgeführten Bau zeichnete der Maurermeister Hermann Wolff als Architekt und Eigentümer verantwortlich. Wolff, der in Berlin und auch in der unmittelbaren Umgebung des Fraenkelufers eine Reihe qualitätvoller Mietshäuser errichtet hatte, wohnte hier auch selbst. Das Gebäude besteht aus Vorderhaus und zwei langen Seitenflügeln. Die enorme Breite der Parzelle, vor allem jedoch die besondere städtebauliche Situation am Kanalufer mit dem begrünten und aufgeweiteten Stadtraum, erlaubten es, das Haus würdevoll in Szene zu setzen. Der aufwendige Stuckdekor in Neorenaissanceformen sorgt für ein vornehmes Erscheinungsbild. Um die palastartige zwölfachsige Fassade wirkungsvoll zu gliedern, stattete Wolff sie mit Gesimsen und zwei prachtvoll dekorierten Erkern aus. Ursprünglich gipfelte der Schmuckaufwand in einer reich detaillierten Attikabalustrade, die jedoch in den 1950er Jahren einem Dachgeschossausbau weichen musste. Wenngleich die Großwohnungen des Vorderhauses bereits 1936 geteilt wurden, lässt sich innen anhand der Raumgrößen die für die Luisenstadt außergewöhnliche Wohnqualität noch anschaulich nachvollziehen. Von großer Seltenheit im Mietwohnungsbau der Zeit sind die Kappendecken über Bädern und Küchen oder die Terrazzoböden in den Treppenhäusern der Seitenflügel. Eine Reihe von hofseitigen Zusatzbauten, darunter Pferdestall, Wagenremise und die altanartige Veranda, unterstreichen die anspruchsvolle Grundhaltung ebenso wie der Bauschmuck der rückwärtigen Fassaden. Dabei zeichnet sich die Putzrustika der Hoffassaden durch eine ungewöhnlich hohe handwerkliche Präzision aus. Den nördlichen Abschluss des Grundstücks bildet ein großzügig geschnittener Garten. (1) Während der Sanierungsphase unter der Leitung des Büros Baller erhielt das Haus zusätzliche Fenster zum Gemeinschaftshof: Spitzbogige Glaserker vor der Fassade und Absturzsicherungen aus dem für Baller typischen Geflecht aus Stahldrähten.


(1) Zur schwierigen Sanierungsgeschichte des Hauses vgl. Bratfisch, Rainer: Ewiger Jäger und Sammler. In: Mietermagazin 51 (2003) 3, S. 11.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 301 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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