Denkmaldatenbank
Jugendsynagoge
09031140 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Fraenkelufer 10, 12, 14, 16 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Synagoge |
Datierung | 1913-1916 |
Entwurf | Beer, Alexander (Architekt) |
Bauherr | Jüdische Gemeinde zu Berlin |
Am Fraenkelufer 10/16 ließ sich die Berliner Jüdische Gemeinde 1913/16 eine Synagoge mit Gemeindezentrum errichten. Mit der Planung beauftragte man den jüdischen Architekten Alexander Beer.
Geweiht wurde das mit annähernd 1.700 Sitzplätzen ausgestattete Gotteshaus nach orthodoxem Ritus. (1) Alexander Beer, der 1944 in Theresienstadt ermordet wurde, fügte die stattliche Anlage mit dem hoch aufragenden basilikalen Hauptgebäude in die Stadtlandschaft am Kanalufer ein, indem er die einzelnen Baukörper diagonal zur Blockkante stellte. Damit schuf er zwei dreieckige Vorplätze. Das Hauptgebäude mit dem imposanten antikisierenden Portikus wurde in der Progromnacht am 9. November 1938 schwer beschädigt und 1944 durch Bomben weiter zerstört. Der endgültige Abriss erfolgte jedoch erst 1958/59. Als letzter Bestandteil der raumgreifenden Anlage blieb die zum Ufer orientierte ehemalige Jugendsynagoge erhalten, die heute als orthodoxe Synagoge genutzt wird. Sie ist ein Zeugnis für das jüdische Gemeindeleben in Berlin vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, zumal die meisten anderen Synagogen der Stadt nach mannigfachen Zerstörungen unter den Nationalsozialisten in den 1950er Jahren beseitigt wurden. (2)
Beer gestaltete den langen Riegel als verputzten Mauerwerksbau mit bekrönendem Satteldach. Der schmale Baukörper besteht gestalterisch und funktional aus zwei Einheiten. Dabei nimmt der vordere,zu Kanal und Uferstraße orientierte Teil den Saal der früheren Jugendsynagoge auf. Außen lässt sich der Umfang des Saals an der vorgestellten Pfeilerfront ablesen, die auf die verschwundene neoklassizistische Architektur des Hauptgotteshauses verweist. Die Pfeiler und die großen Rundbogenfenster verstärken deutlich die Wirkung des kleinen Synagogenbaus. Die südlich vorgelagerte Apsis unterstreicht den sakralen Charakter dieses Bauteils, während der nördlich anschließende, leicht zurückgestaffelte Trakt anspruchsloser gestaltet ist. Hier befand sich im Erdgeschoss ursprünglich die kleine Wochentagssynagoge und im Obergeschoss die Wohnung des Pförtners.
(1) Beer, Alexander: Die Neubauten der Synagoge am Kottbusser-Ufer in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 15 (1916), S. 329-332, 337-339; Synagoge in Berlin, Bd. 1, Berlin 1983, S. 58, 144-147; Die Geschichte des Synagogengrundstücks Fraenkelufer 10/16, Berlin 1988; BusB VI, S. 300/302, 437; Dehio Berlin 2006, S. 297; Lammel, Inge: Alexander Beer. Baumeister der Berliner Jüdischen Gemeinde, Berlin 2006.
(2) Abtragung beispielsweise folgender teilzerstörter Synagogen im Westteil der Stadt: 1956 Liberale Synagoge, Lindenstraße 48-50; 1954 Liberale Synagoge Lützowstraße 16; 1957/58 Liberale Synagoge in der Fasanenstraße; 1958 Synagoge in der Prinzregentenstraße.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 299
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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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