Denkmaldatenbank

Abspannwerk Bergmannstraße 5

Obj.-Dok.-Nr. 09031137
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Bergmannstraße 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Abspannwerk
Datierung 1929
Entwurf Müller, Hans Heinrich (Architekt)
Bauherr BEWAG

Die sachliche Formgebung des Kesselhauses korrespondiert mit der roten Klinkerarchitektur des in Sichtweite gelegenen Abspannwerks auf dem Nachbargrundstück Bergmannstraße 5. (1) Die Transformatorenstation, ein wichtiges Zeugnis historischer Großstadttechnik, wurde 1929 für die Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG (BEWAG) errichtet, die nach 1920 eine Vereinheitlichung der Stromversorgung im Berliner Stadtgebiet vornahm. Um Leitungsverluste im vergrößerten Stadtgebiet zu minimieren, wurde die bisherige Netzspannung von 6 kV durch eine Verteilungsspannung von 30 kV überlagert. Neue 30/6 kV-Abspannwerke sollten den Strom in die niedere Spannung umwandeln und an die Netzstationen im Absatzgebiet weiterleiten. Das umfassende Bauprogramm, das 1923 begann, wurde von Hans Heinrich Müller, dem Hausarchitekten der BEWAG geleitet. Dieser entwarf das Abspannwerk in der Bergmannstraße in einer für ihn typischen Entwurfshaltung. Anders als bei den frühen Abspannwerken, die sich durch eine expressive Note auszeichnen, ist hier eine funktionale und sachliche Formgebung vorherrschend.

Als Baugrund stand das Hinterland eines Grundstücks zur Verfügung, das über Jahrzehnte zum Ausschankgarten von Habels Brauerei gehörte. Ursprünglich sollte die Transformatorenstation erheblich größer werden, doch ließ sich das Raumprogramm dank verbesserter Technik verringern. Die kleine, weitgehend schmucklose Baugruppe besteht aus kubisch geschnittenen, mit rotem Backstein verkleideten Bauten unterschiedlicher Größe, die in der leicht verschwenkten Anordnung ein spannungsvolles Arrangement bilden. Dabei wusste Müller das leicht ansteigende Terrain gewinnbringend für die Gesamtkomposition zu nutzen. Die Gebäude sind wesentlich durch das lebhafte rote Sichtmauerwerk und die klaren Umrisse definiert. Größen und Lagen der Fenster- und Türöffnungen bestimmen die Gliederungsstruktur der Fassaden. Durch das leichte Zurücksetzen der Stahlfenster ergibt sich ein attraktives Fassadenrelief.

Das Abspannwerk gliedert sich im wesentlichen in zwei Funktionseinheiten. Es besteht aus dem Schalthaus und der zugehörigen Schaltwarte, die beide durch eine stählerne Brücke verbunden sind. Das würfelförmige Schalthaus wurde in der Gebäudemitte von einem schlanken Lichthof aufgeschnitten. Die flachen, zu dem ehemaligen Lichthof ansteigenden Pultdächer bilden eine charakteristische Dachform. Die Transformatoren waren vor dem Schalthaus im Freien aufgestellt. Auf seiner Rückseite findet sich, gleichsam als Markenzeichen Hans Müllers, ein vor die Fassadenflucht gezogenes rundes Treppenhaus, das im Innern eine Wendeltreppe birgt. Einfacher gestaltet zeigt sich indes das kleinere, gleichfalls würfelförmige Wartengebäude, das ganz ohne Gebäudeeinschnitte auskommt. Es verfügt allerdings mit dem gestaffelt gemauerten Kranzgesims über ein zurückhaltendes Schmuckelement. Warte und Schalthaus wurden 2006-08 entkernt, erweitert und unter Hinzufügung neuer Bauten zu einem Ärztehaus ausgebaut.


(1) 50 Jahre Berliner Elektrizitätswerke 1884-1934, i. A. der Berliner Städtischen Elektrizitätswerke Akt.-Ges. bearb. v. Conrad Matschoß, Erich Schulz und Arnolf Theodor Groß, Berlin 1934; Müller, Hans: Berliner Industriebauten. In: Die Baugilde 7 (1938), S. 205-212; Kahlfeldt, Paul: Hans Heinrich Müller und die Umspannwerke der BEWAG. In: Bauwelt 80 (1989), S. 1739-1749; Kahlfeldt, Paul: Hans Heinrich Müller 1879-1951. Berliner Industriebauten, Basel - Berlin - Boston 1992, S. 94-95; Dunger, Matthias/Kahlfeldt, Paul: Abspannwerk Kreuzberg. In: Elektropolis Berlin. Historische Bauten der Stromverteilung, Berlin 2000, S. 42-43.

Literatur:

  • Kahlfeldt, Hans Heinrich Müller, 1992 / Seite 91, 94f
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 408 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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