Denkmaldatenbank

Geschäftshaus Charlottenstraße 82

Obj.-Dok.-Nr. 09031126
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Charlottenstraße 82
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Geschäftshaus
Datierung 1914
Entwurf Mebes, Paul Louis Adolf (Architekt)
Bauherr Iduna Versicherungs-AG

Die Rudi-Dutschke-Straße kreuzt sich mit der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Charlottenstraße, die ebenfalls bis 1945 mit großstädtischen Geschäftshäusern bebaut war. Davon blieb das 1914 erbaute Geschäftshaus der Iduna-Versicherung, Charlottenstraße 82, bestehen. Es sollte anfänglich ausschließlich als Sitz der Iduna-Versicherung dienen, wurde jedoch noch während der Entwurfsphase zu einem variabel nutzbaren Bürogebäude umgeplant. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier, inmitten des Berliner Zeitungs- und Verlagsviertels, die Reichspressestelle der NSDAP sowie weitere nationalsozialistische Medienorgane untergebracht. Die Entwürfe für das Gebäude lieferte Paul Mebes, dessen 1908 publiziertes Buch "Um 1800" großen Einfluss auf die Berliner Architektenschaft ausübte. (1) Er vertrat die Auffassung, dass die einfachen Formen des Biedermeiers für die moderne Industrie- und Stadtarchitektur geeigneter wären als die des Jugendstils und des Historismus'. Sowohl die strenge, blockhaft anmutende Baumassengliederung als auch einige bauliche Details des Kontorhauses erinnern an die von Mebes propagierte Formenwelt eines dezenten, biedermeierlichen Klassizismus. Von den Gestaltungsidealen des frühen 19. Jahrhunderts künden sowohl die Lünettenfenster der Sockelzone als auch die Fledermausgauben und das mit einer Kronendeckung versehene Steildach des Vorderhauses. (2) Das unverwechselbare, fest und steinern anmutende Gesicht des Hauses ergibt sich aus dem Verhältnis von relativ kleinen Fenstern zu massiv ausgeführten Wandflächen mit Travertinverkleidung. Die tief eingeschnittenen Fenster und das weit zurückgestaffelte große Portal wirken stark plastisch. An genau berechneten Stellen erhielt die Werksteinfassade einen knapp gehaltenen, flächigen Bauschmuck. Hofseitig wird das sechsgeschossige Vordergebäude durch schmale Seitenflügel ergänzt. Die stützenlos entworfenen Gebäudeteile, die für die Aufnahme von Großraumbüros vorgesehen waren, säumen einen quadratischen, vollständig unterkellerten Hof. Dabei sind die rückwärtigen Fassaden mit Glasurklinkern und Terrakottaschmuck reich gestaltet. Allen Gebäudebestandteilen liegt eine Mischkonstruktion aus Eisenbeton, massivem Mauerwerk und Massivdecken zugrunde. Das Kontorhaus ist einschließlich der ovalen Treppenhäuser und des bauzeitlichen Aufzugs weitgehend unverändert erhalten. 1998 führte man eine denkmalgerechte Sanierung durch.


(1) Berliner Architekturwelt 17 (1915), S. 279-280.

(2) Beim Ausbau des Dachgeschosses 1998 wurden die Gauben vergrößert.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 121 f.
  • BusB IX 1971

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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