Denkmaldatenbank

80. , 193. und 195. Gemeindeschule

Obj.-Dok.-Nr. 09031109,T
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Wrangelstraße 128
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule & Lehrerwohnhaus & Turnhalle
Entwurf Blankenstein, Hermann (Architekt)

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Leibniz-Gymnasium stehen auf dem Grundstück Wrangelstraße 128 die 80., 193. und 195. Gemeindeschule. Die dreifache Gemeindeschule war Bestandteil eines umfassenden Programms des Berliner Magistrats zur Verbesserung der Schulversorgung in der sich entwickelnden Luisenstadt. Der Schulstandort ist in zwei Abschnitten entstanden. Zuerst errichtete Stadtbaurat Hermann Blankenstein 1876-77 die 80. Gemeindeschule, heute E.-O.-Plauen-Grundschule. (1) Als zu bebauende Parzelle stand ein gleichmäßig zugeschnittenes Grundstück zur Verfügung, das von der Wrangelstraße bis tief in die Blockinnenfläche hineinreicht. Anfänglich bestand die Schule aus Klassentrakt, Lehrerwohnhaus und zwei heute nicht mehr vorhandenen Abortanlagen. Das dreigeschossige Lehrerwohnhaus, heute als Kindergarten genutzt, steht straßenseitig in der Bauflucht der Wrangelstraße. Das Wohnhaus mit Vorderhaus und Seitenflügel wurde als massiver Mauerwerksbau errichtet und mit gelben Klinkern verblendet. Kennzeichnend ist der flächige Charakter der Straßenfassade. In den Sohlbankbereichen angeordnete Gesimsbänder sowie bündig in das aufgehende Mauerwerk eingelassene rote Ziegelbänder akzentuieren die Front horizontal. Hervorgehobenes Schmuckelement ist das üppige, aus Terrakotten gefertigte Kranzgesims. Sämtliche Portal- und Fensteröffnungen sind im Stichbogen abgeschlossen und werden durch Formziegel und Terrakotten gerahmt. Über eine in der äußeren linken Gebäudeachse angelegte Durchfahrt werden Schulhof und Klassentrakt erschlossen, die im Blockinnenbereich liegen. Der Berliner Magistrat bevorzugte für den Schulbau die Blockinnenlagen, weil die Grundstücke im Vergleich zu straßenseitigem Baugrund in der Regel deutlich preiswerter waren. Zugleich sind die hofwärts gelegenen Klassenräume so wirkungsvoller vor Straßenlärm geschützt. Im Hinblick auf Fassadengestaltung und Konstruktion entspricht das viergeschossige, über C-förmigem Grundriss angelegte Gebäude dem Lehrerwohnhaus. Die glatten und nur wenig geschmückten Fassaden werden durch Gesimsbänder in drei Zonen unterteilt. Sämtliche Aufrisse sind axialsymmetrisch gestaltet. In ruhigem Rhythmus in die Fassade eingeschnittene Stichbogenfenster belichten die Klassenräume. Das wichtigste Schmuckelement ist auch hier das auf Konsolen gelagerte Kranzgesims.

Als Reaktion auf die ansteigenden Schülerzahlen infolge des enormen Bevölkerungszuwachses in der Luisenstadt wurde unmittelbar nördlich 1892-94 die 193. und 195. Gemeindeschule errichtet, von der heute nur mehr der großräumige viergeschossige Klassentrakt steht. Das in Formen der märkischen Backsteingotik errichte U-förmige Unterrichtsgebäude geht ebenfalls auf Stadtbaurat Hermann Blankenstein zurück, der sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts aber zunehmend von der spätklassizistischen Backsteinbaukunst der Schinkelschule löste. Der symmetrisch angelegte Klassentrakt, der fünfzehn Jahre nach dem Leibniz-Gymnasium und der 80. Gemeindeschule entstand, vermittelt dieses gewandelte Gestaltungsverständnis. Die nüchterne Strenge der älteren Schulgebäude ist hier einer ausgeprägten Farben- und Formenvielfalt gewichen. Die Fassaden werden durch mannigfache gotisierende Fenstermotive, stark variierende Öffnungsmaße und unterschiedliche Fenstergruppierungen gegliedert. Putzblenden, Glasurklinker und farbige Friese überziehen und beleben die mit roten Verblendern versehenen Fassaden. Das Gebäude verfügt über seine ursprüngliche Raumgliederung und wichtige Ausstattungsdetails, darunter die originale Raumfassung der Aula im vierten Obergeschoss des Mitteltrakts.


(1) BusB 1896, Bd. 2, S. 327; BusB V C, S. 341.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 239

Teilobjekt Schule & Lehrerwohnhaus

Teil-Nr. 09031109,T,001
Sachbegriff Schule & Lehrerwohnhaus
Datierung 1876-1877

Teilobjekt Schule

Teil-Nr. 09031109,T,002
Sachbegriff Schule
Datierung 1892-1894

Literatur:

  • BusB II/III 1896 / Seite 326

Teilobjekt Turnhalle

Teil-Nr. 09031109,T,003
Sachbegriff Turnhalle
Datierung um 1860
Umbau 1892

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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