Denkmaldatenbank

20. Gemeindeschule

Obj.-Dok.-Nr. 09031106
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Waldemarstraße 118
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule & Lehrerwohnhaus
Datierung 1901-1902
Entwurf Hoffmann, Ludwig Ernst Emil (Architekt)
Entwurf Wonenkamps & Pickerspill & Matzdorf (Bildhauer)
Entwurf & Ausführung Lessing, Otto
Bauherr Magistrat Berlin

Die 20. Gemeindeschule in der Waldemarstraße 118, heute Heinrich-Zille-Grundschule wurde 1901-02 von Ludwig Hoffmann erbaut, wenige Jahre nachdem er das Amt des Stadtbaurats in Berlin übernommen hatte. (1) Hoffmann brach mit der überlieferten Backsteinbauweise seines Amtsvorgängers Hermann Blankenstein und errichtete ein lebendig gegliedertes Bauwerk, dessen Gestalt maßgeblich von der niederländischen Renaissance beeinflusst ist. Der Stadtbaurat hatte 1899 die Niederlande bereist und dabei umfangreiche Architekturstudien betrieben. Die Eindrücke dieser Reise fanden bei der Planung des Schulgebäudes ihren deutlichen Niederschlag. Die Schule, an deren Bau Hoffmanns Mitarbeiter Matzdorff, Pickersgill und Wonenkamps beteiligt waren, besetzt ein unregelmäßig geformtes Grundstück mit großen Flächenanteilen im Blockinnenbereich. Das repräsentativ gestaltete Lehrerwohnhaus steht an der Straße und fügte sich in die beidseitig anschließende Blockrandbebauung ein. Der Klassentrakt sowie Turnhalle und Abortgebäude, die nicht erhalten sind, wurden hingegen auf der Blockinnenfläche errichtet.

Im Umfeld traufständiger Bauweise fällt das dreigeschossige Lehrerwohnhaus durch seinen üppigen Dekor im Renaissancestil sowie durch seinen reich verzierten Giebel auf, der die Straßenansicht beherrscht. Während die Fassadenflächen mit rotem Backstein verkleidet wurden, bestehen die gliedernden Architekturteile, darunter auch die Fenstergewände, aus hellem Werkstein, desgleichen die von Otto Lessing gefertigte Bauplastik. Ganz bewusst wurden die Umrisslinie des Giebels sowie die Farb- und Materialgestaltung der Straßenfront auf eine interessante Fernwirkung berechnet. So findet die in gerader Linie auf die Schule zulaufende Pücklerstraße in dieser Schaufront einen effektvollen optischen Abschluss. Der viergeschossige Klassentrakt ist zurückhaltender gestaltet. Die Detailgliederungen des Lehrerwohnhauses kamen hier in vereinfachter Form zur Anwendung. Der streng symmetrisch gebildete Baukörper besteht aus einem längsrechteckigen Riegel und zwei südlich angegliederten Seitenflügeln. Auf der zum Schulhof gerichteten Front akzentuieren zwei mittig angeordnete Knickschweifgiebel die rote Backsteinfassade. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude durch einen Neubau erweitert.


(1) Der Baumeister 2 (1903/04), S. 111, 114; Der Profanbau 2 (1906), S. 188-192; Zentralblatt der Bauverwaltung 55 (1935), S. 394; BusB V C, S. 355; Döhl 2004, S. 260-261.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 243

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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