Denkmaldatenbank

Finanzamt für Körperschaften

Obj.-Dok.-Nr. 09031102,T
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Schöneberger Straße 3
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bürogebäude & Fabrikgebäude
Ausführung Boswau und Knauer (Bauunternehmen)
Bauherr Siemens und Halske

Der Askanische Platz und die Schöneberger Straße spielen in der Geschichte der Firma Siemens eine bedeutende Rolle. In dem Hofgebäude eines Mietshauses, das, wenn es den Krieg überstanden hätte, heute unmittelbar nordöstlich an die Schöneberger Straße 23-24 anschließen würde, richtete der preußische Offizier Werner Siemens mit dem Mechaniker Johann Georg Halske 1847 eine "Telegraphen-Bau-Anstalt" zur Produktion des Zeigertelegrafen ein, den er kurz zuvor erfunden hatte. (1) Die Firma Siemens blieb auch später noch diesem Stadtteil treu, als sie bereits auf dem Weg zu einem weltumspannenden Unternehmen mit mehreren großen Produktionsstandorten war. 1898 bis 1901 baute der Siemens-Chefarchitekt Karl Janisch am Askanischen Platz 3 eine neue Konzernverwaltung. Das Gebäude ist, nach Kriegszerstörungen stark vereinfacht wieder aufgebaut, heute noch vorhanden. (2) Es wurde jedoch bereits 1912 wieder verkauft und 1913-14 zog die Konzernleitung und -verwaltung in den Neubau der Hauptverwaltung an den neuen Produktionsort Siemensstadt. Von 1914 bis15 errichtete Karl Janisch trotz der gleichzeitigen Verlagerung großer Konzernteile nach Siemensstadt ein weiteres Büro- und Fabrikgebäude an der Schöneberger Straße 3 unmittelbar gegenüber der ersten Werkstatt von Siemens & Halske. Es diente dem Konzern als kleineres, zentrumsnahes Verwaltungsgebäude, in dem Publikumsverkehr abgewickelt werden konnte, und auch als Produktionsstätte. In diesen Bau integrierte Janisch Hofgebäude, die er auf diesem Grundstück bereits 1903 erbaut hatte. Carl Friedrich von Siemens, der Enkel des Konzerngründers, residierte hier zwischen 1919 und 1941. (3) Janisch ordnete die Trakte um zwei Innenhöfe an. Dem Wunsch des Unternehmens nach Ausbildung eines repräsentativen Bauwerks entspricht die breite Straßenfassade mit ihren verhaltenen neobarocken Formen. Wurden die Obergeschosse über alle Achsen gleichförmig angelegt, so verfügt das Erdgeschoss über einen spiegelsymmetrischen Aufbau. Die Rustikaverblendung hat man ebenso wie die Fensterrahmungen und Eckverzahnungen in Muschelkalkstein ausgeführt. Einen besonderen gestalterischen Akzent setzt der Eingangsbereich mit seinen drei Rundbogenportalen. Die Hoffassaden sind einfacher aufgebaut; sie orientieren sich an zeitgenössischer Gewerbehofarchitektur. Doch findet man hier als neues, eigenständiges Gestaltungsschema statt der üblichen liegenden Fensterformate und der damals häufig angewendeten Glasurklinkerverblendung quadratische Fensterflächen und eine Putzgliederung. Im Siemenshaus waren unterschiedlichste Nutzungen unterzubringen. Während im Erdgeschoss Ausstellungs- und Verkaufsräume unterkamen, nahmen die oberen Etagen neben Sitzungssälen und Speiseräumen auch eine Küche, einen Zeichensaal und Werkstätten auf. Aufgrund mehrfacher Umbauten - zuletzt wurde der Gewerbehof 2002-04 zu einem Hotel umgewandelt - ist die ursprüngliche Grundrisseinteilung allerdings weitgehend verloren. (4) Erhalten blieben das Haupttreppenhaus sowie der Sitzungssaal mit angeschlossener Garderobe im ersten Obergeschoss. Seit ihrer Instandsetzung zeigen die mit Stuck und hölzernen Paneelen ausgestatteten Räume wieder ihren früheren Zustand.

Der unmittelbar nordöstlich anschließende Erweiterungsbau geht auf einen Entwurf von Hans Hertlein zurück, der 1915 Karl Janisch als Chefarchitekt der Siemens-Bauabteilung gefolgt war. Das riegelförmige Gebäude wurde 1929-30 für Siemens & Halske errichtet. Die flächige, großzügig durchfensterte Fassade hat wie der Altbau einen zweischichtigen Aufbau. Ein belebendes Element ist der seitlich gestellte Treppenturm. Die insgesamt sachliche Architektur wird über die Werksteinverkleidung im Erdgeschossbereich konterkariert, über die Alt- und Neubau miteinander verzahnt sind. Mit seinen hochrechteckigen Fensterformaten schließt der Bau an die konservativen Architekturströmungen der 1920er Jahre an.


(1) Wandverkleidungen aus Naturstein wurden damals als "dem deutschen Wesen" gemäß empfunden. Vgl. Riedrich, Otto: Man baut heute mit Werkstein in Berlin. In: Die Bauzeitung 47 (1937), S. 354. Die Postämter N 4 und SW 11 werden in dem Artikel als maßstabgebende Vorbilder gewürdigt.

(2) Bienert, Michael: Das Haus am Askanischen Platz. Strom für Berlin, Batterien für den Krieg. In: Der Tagesspiegel, 4.10.2009. Dieser Artikel erschien anlässlich des Umzugs des Tagesspiegels in die ehemalige Hauptverwaltung von Siemens am Askanischen Platz 3.

(3) Schmitz, Hermann: Das Siemenshaus in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 59 (1925), S. 397 ff.; BusB IX, S. 202.

(4) Die Siemens AG hat das Haus bereits kurz nach dem Bau der Mauer 1961 verkauft. Bis 1996 verzeichnete das Gebäude mehrfache Umbauten und Nutzerwechsel. Bis 1996 wurde es durch das Finanzamt für Körperschaften genutzt. Nach jahrelangem Leerstand erfolgte ab 2002 nach Plänen der Architekten GKK+Partner der Ausbau zum Mövenpick-Hotel.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 162 f.

Teilobjekt Bürogebäude & Fabrikgebäude

Teil-Nr. 09031102,T,001
Sachbegriff Bürogebäude & Fabrikgebäude
Datierung 1914-1915
Umbau 1936, 1947
Entwurf Janisch, Karl (Architekt)

Teilobjekt Bürogebäude

Teil-Nr. 09031102,T,002
Sachbegriff Bürogebäude
Entwurf 1928
Datierung 1929-1930
Entwurf Hertlein, Hans (Architekt)

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 202
  • Schmitz, Hermann/ Das Siemenshaus in Berlin in
    Deutsche Bauzeitung 59 (1925) / Seite 397-401, 405-409

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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