Denkmaldatenbank
Bäckerei der Garde du Corps, Victoriaspeicher II der BEHALA
09031093,T | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Köpenicker Straße 16, 17 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Bäckerei & Beamtenwohnhaus & Speicher |
Auf dem südlich anschließenden Grundstück Köpenicker Straße 16-17, das bis zur Brommystraße reicht, stehen die Bauten des ehemaligen Königlichen Proviantamts und ein späteres Speichergebäude,. Die historischen Einrichtungen prägen die Uferzone zwischen Schilling- und Oberbaumbrücke und erinnern zugleich an die Entwicklung dieses Bereichs zu einem wichtigen Militärstandort, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzte. Neben Kasernenanlagen befanden sich hier bis 1945 zahlreiche militärische Speicher- und Lagergebäude, die heute jedoch mehrheitlich nicht mehr existieren. Die Bäckerei der Garde du Corps in der Köpenicker Straße war wichtiger Bestandteil eines umfangreichen Infrastrukturprogramms, das die Verpflegung der Berliner Garnison verbessern sollte. (1) Nach Entwürfen der Bauabteilung des Kriegsministeriums (Oberbaurat Bernhardt und Ganison-Bauinspektor Kneisler) wurde 1888-93 ein umfangreiches Gebäudeensemble errichtet. (2) Alle Bauten wurden in offener Bauweise um einen weitläufigen, rechteckigen Innenhof gruppiert und zur Erzielung eines stimmigen, geschlossenen Gesamtbildes als massive Backsteinrohbauten in einheitlicher stilistischer Formgebung ausgeführt. (3) Mit der gelben Klinkerverblendung und der schlichten, zweckmäßigen Fassadengliederung fügen sich die Bauten erkennbar in die Tradition der staatlichen preußischen Nutzarchitekur ein.
Parallel zu Köpenicker Straße und Brommystraße steht das markante, winkelförmige Bäckerei- und Brotmagazin-Gebäude, das der Produktion und Lagerung von Brot, Feld- und Fleischzwieback diente. Der drei- bis viergeschossige Bau ist von wuchtigem Erscheinungsbild und durch Vor- und Rückstaffelungen sowie durch Höhenversprünge bewegt gegliedert. Gesimse, teils in rotem Klinker, teils in Sandstein, betonen die waagerechte Gliederung. Von hoher gestalterischer Individualität ist die straßenseitige Fassade des Bäckereitrakts mit den prägnanten vier Schornsteinstümpfen. In die optisch gleichfalls sehr präsente, gelenkartig ausgebildete Gebäudeecke wurden der Hauptzugang und das Haupttreppenhaus gelegt. Auf die einstige Speicherfunktion weisen die großformatigen, von gemauerten Bögen überfangenen Lünettenfenster des mezzaninartigen dritten Obergeschosses hin. Die diagonal verstrebten Stahlfenster bestehen aus Schwingflügeln und seitlich angeordneten Lüftungslamellen, welche die ausreichende Belüftung der Lagerflächen gewährleisteten. Mit Ausnahme der technischen Ausrüstung ist das Gebäude sowohl in seinen gestalterischen als auch in seinen konstruktiven Bestandteilen außen und innen weitgehend original überliefert.
Auf dem westlichen Teil des Geländes ordnete man die schlichter gestalteten Beamtenwohnhäuser und ein Betriebsgebäude an. Wichtigster Bauschmuck der horizontal ausgerichteten Fassaden sind die reich gestalteten Kranzgesimse. Die Dächer sind durchweg auffallend flach geneigt. Das größere Beamtenwohnhaus wurde unmittelbar in die Bauflucht der Köpenicker Straße gestellt. Der dreigeschossige, würfelförmige Bauköper verfügt über Eingänge an Straßen- und Rückfront und ist, ebenso wie das kleinere Beamtenwohnhaus, weitgehend unverändert überliefert. Das an der westlichen Hofseite befindliche zweigeschossige Betriebsgebäude schließt den Hof an seiner Westseite ab. Das Haus, über längsrechteckigem Grundriss errichtet, zeigt eine streng gegliederte symmetrische Vorderfassade. Sein Treppenhaus ist der rückwärtigen Front als eigenständiger Baukörper angegliedert.
Beleg für die in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten betriebene militärische Aufrüstung ist das 1938-39 nach Plänen des Heeresbauamts III (Petzholdt) errichtete Speichergebäude auf der Nordwestecke des Grundstücks. Der Bau schrieb die traditionelle Nutzung des Areals fort. Unmittelbar an das Spreeufer gesetzt, wurde der fünf- bis achtgeschossige Bau in Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Kennzeichnend ist die strenge, monolithische Gesamterscheinung des Speichers, der ausschließlich für die Bodenlagerung konzipiert wurde. Die schlichten, flächig angelegten Außenwände wurden glatt verputzt. Sparsam angeordnete schmale Gesimse gliedern die Fassaden. Einen belebenden Akzent setzen die in Zweier- und Dreiergruppen zusammengefassten Lochfenster. Die Lagerflächen werden heute von einer Umzugsfirma genutzt.
(1) 1888-96 ließ die Heeresverwaltung umfangreiche Betriebs- und Speichereinrichtungen zur Verpflegung der Berliner Garnison errichten. Die drei Standorte waren die Ringbahnstraße in Tempelhof, die verlängerte Paulstraße in Moabit und die Köpenicker Straße, vgl. BusB 1896, Bd. 1, S. 503.
(2) BusB 1896, Bd. 1, S. 503-505.
(3) Nicht mehr vorhanden sind das Mühlengebäude sowie das Körnermagazin, die beide unmittelbar an der Spree positioniert waren. Das an Volumen alle übrigen Bauten weit überragende Körnermagazin war aus einem an gleicher Stelle bereits 1802-06 erbauten Vorgängerbau ähnlicher Größe hervorgegangen. Die ursprüngliche Freiflächengestaltung des Innenhofs ist noch zu großen Teilen erhalten.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 250 f.
Teilobjekt Bäckerei des Garde du Corps
Teil-Nr. | 09031093,T,001 |
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Sachbegriff | Bäckerei & Speicher |
Datierung | 1890-1893 |
Entwurf | Kneister |
Entwurf | Arenberg |
Ausführung | Held und Francke (Baugeschäft) |
Bauherr | Königliches Proviantamt der Garde du Corps |
Literatur:
- Klünner/ Preußische Bauten in Berlin, 1981 / Seite 43
Teilobjekt Kleines Beamtenwohnhaus
Teil-Nr. | 09031093,T,002 |
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Sachbegriff | Beamtenwohnhaus |
Datierung | 1890-1891 |
Entwurf | Kneister |
Entwurf | Arenberg |
Ausführung | Held und Francke (Baugeschäft) |
Bauherr | Königliches Proviantamt der Garde du Corps |
Teilobjekt Großes Beamtenwohnhaus
Teil-Nr. | 09031093,T,003 |
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Sachbegriff | Beamtenwohnhaus |
Datierung | 1889-1891 |
Entwurf | Kneister |
Entwurf | Arenberg |
Ausführung | Held und Francke (Baugeschäft) |
Bauherr | Königliches Proviantamt der Garde du Corps |
Teilobjekt Wirtschaftsgebäude
Teil-Nr. | 09031093,T,004 |
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Sachbegriff | Wirtschaftsgebäude |
Datierung | 1888-1891 |
Entwurf | Böhm |
Entwurf | Polack |
Ausführung | Held und Francke (Baugeschäft) |
Bauherr | Königliches Proviantamt der Garde du Corps |
Teilobjekt Victoria-Speicher II. (Bodenspeicher)
Teil-Nr. | 09031093,T,005 |
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Sachbegriff | Speicher |
Datierung | 1938-1939 |
Umbau | 1947 |
Entwurf | Petzholdt (Architekt) |
Entwurf | Busse |
Ausführung | Raebel-Werke Eisenbeton Hoch- und Tiefbau |
Bauherr | Heeresbauamt III. & Kriegsministerium |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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