Denkmaldatenbank

Pumpstation Radialsystem III

Obj.-Dok.-Nr. 09031091
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Hallesches Ufer 78
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Pumpwerk & Schornstein & Einfriedung & Lapidarium
Datierung 1873-1876
Umbau 1977
Entwurf Hobrecht, James Friedrich Ludolf

Dort, wo die Schöneberger Straße auf den Landwehrkanal trifft, Hallesches Ufer 78, steht die Pumpstation III des zwischen 1873 und 1895 gebauten Berliner Kanalisationssystems. (1) Dieses 1873-76 erbaute älteste Berliner Abwasserpumpwerk stellt ein wichtiges Dokument historischer Großstadttechnik dar. Den Entwurf für die technische Anlage lieferte James Hobrecht, der mit seinem Kanalisationskonzept, aber auch mit seinem Generalbebauungsplan und mit der Tätigkeit als Stadtbaurat für Tiefbau maßgeblich am Ausbau Berlins zu einer modernen europäischen Großstadt beteiligt war. Zusammen mit Professor Rudolf Virchow entwickelte Hobrecht für Berlin ein umfangreiches Kanal- und Rieselfeldersystem für die Abwasserentsorgung. Das Stadtgebiet wurde in zwölf Radialsysteme aufgeteilt. Jedes dieser Systeme erhielt eine eigene Pumpstation, deren Aufgabe darin bestand, die gesammelten Abwässer über Druckrohrleitungen auf die Rieselfelder außerhalb der Stadt zu leiten. Durch die Umsetzung des Konzepts wurde Berlin zu einer der saubersten Metropolen der Welt. (2)

Die Pumpstation am Halleschen Ufer gehörte zum Radialsystem III, das die Südliche Friedrichstadt und die Friedrichvorstadt umfasste. Die kleine Gebäudegruppe bestand ursprünglich aus Pumpenhaus, Wohngebäude, Remisen und Werkstätten. Noch heute wirken das erhaltene Pumpenhaus und der dazugehörige Schornstein wie eine kleine Fabrikanlage. Allerdings übertrifft der rote Backsteinbau mit seinem gut proportionierten Wandaufbau sowie der hochwertigen Backsteinverkleidung den üblichen Standard der damaligen Industriearchitektur. Das eingeschossige Pumpenhaus erhebt sich über längsrechteckigem Grundriss. Seine symmetrischen Fassaden sind an zwei Seiten durch Mittelrisalite wirkungsvoll gegliedert. Rotes Sichtmauerwerk und in Haustein gefertigte Gebäudeecken, Fensterrahmungen und Risalite bilden einen belebenden Farb- und Materialkontrast. Auch die komplexe Baustruktur des freistehenden Schornsteins macht deutlich, dass man Wert auf eine qualitätvolle Architektur und ein gute stadträumliche Wirkung legte. Sein achteckiger, dreigeschossiger Schlotschacht fußt auf einem quadratischen Unterbau. Besonders ins Auge fallen hier die tiefen Kanneluren und die aufwendig profilierten Sandsteingesimse.

Eine Querwand teilt das Gebäudeinnere in eine Kesselhalle und eine etwa einen Meter tiefer liegende Pumpenhalle, in der sich noch heute eine von ehemals drei dampfbetriebenen Doppelkolbenpumpen befindet. Im Jahre 1902 gebaut ist sie die älteste erhaltene Abwasserpumpe in Berlin. Nach seiner Stilllegung wurde das Pumpwerk unter Mitwirkung des Berliner Landeskonservators 1978-80 zu einem Ausstellungsgebäude und Lapidarium umgebaut. Nach der Privatisierung hat sich dort eine Werbeagentur und ein Verlag niedergelassen.


(1) BusB 1877, S. 107-110; BusB 1896, Bd. 1, S. 331-334; Dehio Berlin 2006, S. 314.

(2) Strohmeyer, Klaus: James Hobrecht (1825-1902) und die Modernisierung der Stadt, Potsdam 2000, S. 95 ff.

Literatur:

  • BusB I/II 1877 / Seite 113
  • Lehnert, Uta: Der Kaiser und die Siegesallee, Berlin 1998 / Seite .
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 173 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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