Denkmaldatenbank

Hoch- und Untergrundbahnhof Hallesches Tor

Obj.-Dok.-Nr. 09031090
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Hallesches Ufer & Mehringplatz
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bahnhof (U)
Datierung 1900-1901
Umbau 1920-1923
Umbau 1927
Entwurf Koeppen, Walter
Entwurf Solf und Wichards (Architekt)
Bauherr Siemens und Halske

Der U-Bahnhof Hallesches Tor (Hoch- und Untergrundbahnhof) ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt in Berlin. (1) Die umfangreiche Anlage erstreckt sich von der am Landwehrkanal gelegenen Straße Hallesches Ufer mit dem Hochbahnviadukt bis unter den Mehringplatz. Der Hochbahnhof entstand 1900-01 im Zusammenhang mit der Errichtung der Stammstrecke der Hoch- und Untergrundbahn (heute U1) nach Entwürfen der Architektensozietät Solf & Wichards. (2) Als der Bahnhof 1920-23 als Umsteigebahnhof ausgebaut und unter dem Mehringplatz mit einem U-Bahnhof der Nord-Süd-Bahn (3) (heute U6) kombiniert wurde, beseitigte man seine monumentale steinerne Umkleidung. Weitere maßgebliche Veränderungen erfolgten 1927 mit der Verlängerung der Bahnsteige. Damals wurde auch die Bahnsteighalle vergrößert und mit neuen Stahlwänden versehen.

Der Bahnhof ist ein wichtiges stadtgestalterisches Element im Umfeld von Mehring- und Blücherplatz. Der sachlich gehaltene Bau besteht aus zwei Teilen, die sich in Formgebung, Farbe und Material deutlich unterscheiden. Die in Stahl ausgeführte Bahnhalle folgt in elegantem Schwung dem gekrümmten Nordufer des Landwehrkanals. Die am Hochbahnviadukt mittels Kragträgern angebrachte Konstruktion scheint gleichsam schwerelos in luftiger Höhe über dem Wasserlauf zu schweben. Die Halle wurde als zweigleisiger Hochbahnhof mit Seitenbahnsteigen ausgeführt. Ein charakteristisches Gepräge verleihen ihr die horizontal durchlaufenden kleinteilig gesprossten Fensterbänder und das flach geneigte Walmdach. Kennzeichnend sind daneben die markanten Treppenabgänge im Anschluss an die östlich vorgelagerte Eingangshalle und die hellgrüne Farbgebung, die dem originalen Farbton der 1920er Jahre entspricht. (4) Die Eingangshalle zeigt eine gegenüber dem Ursprungsbau deutlich versachlichte Architektur. Sie wurde massiv in zurückhaltenden neoklassizistischen Formen ausgeführt. Der sandsteinfarbene Putz der Außenhülle bildet mit der stählernen Bahnhalle ein gestalterisch geschlossenes Gesamtkonstrukt.

Über eine Treppe und einen langgestreckten Tunnel ist der Hochbahnhof mit dem 1920-23 nach Entwürfen von Walter Koeppen errichteten Untergrundbahnhof der Nord-Süd-Bahn verbunden. Um den unmittelbar südlich liegenden Landwehrkanal unterfahren zu können, mussten Gleise und Bahnsteig besonders tief angelegt werden. Die Tieferlegung hatte zur Folge, dass die Bahnsteighalle auch wesentlich höher als bei den übrigen Bahnhöfen der Linie ausgeführt werden konnte. In leicht variierter Form zeigt die Halle die typischen Konstruktions- und Gestaltungsmerkmale der Nord-Süd-Bahn, ist dabei aber etwas aufwendiger gestaltet als die übrigen Stationen. Der Zugang zu den Zügen erfolgt über einen Mittelbahnsteig. Prägend ist die weitgehend schmucklose, betont sachliche Gestaltung der Halle. Ihr Erscheinungsbild wird durch genietete Stahlstützen und die verputzten und profilierten Betonschalen der Kassettendecke bestimmt. In Abweichung zu den übrigen Bahnhöfen der Linie wurden die Zwickel zwischen Kassettendecke und Seitenwänden als große Hohlkehlen ausgebildet. Von den ursprünglich vier Zugängen auf der südlichen Seite sind nur zwei erhalten. Sie münden in einer der Bahnsteighalle vorgelagerten Rotunde, die eine Verteilerfunktion zwischen U-Bahnhof, Hochbahnhof und dem Mehringplatz hat. Einfache Putzspiegel und Putzprofile gliedern die Wände und Decke des Rundbaus. Die Verblendung sämtlicher Wände von Bahnsteighalle und Zugangstunnel mit blauen, hochrechteckigen Platten stammt aus den 1960er Jahren.


(1) BusB X B (1), S. 105, 131, dort weitergehende Literaturangaben.

(2) Zur Stammstrecke vgl. BusB 1896, Bd. 1, S. 195-199; BusB X B (1), S. 19-22, 32, 35-40; Bousset, Johannes: Die Berliner U-Bahn, Berlin 1935; Bohle-Heintzenberg 1980, S. 31-48; Klünner, Hans-Werner: S- und U-Bahnarchitektur in Berlin, Berlin 1985, S. 40-61; Brückner, Eva: Hochbahn-Linie 1. In: Geschichtslandschaft Berlin 1994, S. 103-116.

(3) Zur Nord-Süd-Bahn vgl. Die Berliner Nordsüdbahn. In: Verkehrstechnik 40 (1923), S. 45-46; Hahn, Hermann: Die Berliner Nordsüdbahn. Zu ihrer Betriebseröffnung Ende Januar 1923. In: Verkehrstechnik 40 (1923), S. 121-138; Gottwald 1924, S. 76-81; BusB X B (1), S. 60-64, 128; Bohle-Heintzenberg 1980, S. 163-166.

(4) Der Hochbahnhof wurde auf der Grundlage eines restauratorischen Gutachtens 1999 farblich neu gefasst.

Literatur:

  • BusB X B 1 1979 / Seite 105 & 131
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 135 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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