Denkmaldatenbank

Beamtenwohnhaus, Lagergebäude Gitschiner Straße 48, 49 Böcklerstraße 1

Obj.-Dok.-Nr. 09031084,T
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Gitschiner Straße 48, 49

Böcklerstraße 1
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Beamtenwohnhaus & Lagergebäude
Bauherr (Verwaltungsdirektor der städtischen Beleuchtungsangelegenheiten)

Ein englisches Unternehmen, die Imperial Continental Gas Association (ICGA), installierte 1826 die erste Gasbeleuchtung in der Berliner Innenstadt. (1) Die dazu gehörige Gasanstalt wurde 1825 außerhalb der Stadtmauern nicht weit vom Halleschen Tor entfernt am Landwehrkanal errichtet. Nachdem der Berliner Magistrat 1842 beschlossen hatte, die Straßenbeleuchtung in eigene Regie zu übernehmen, wurde 1847 neben der "englischen Gasanstalt" ein kommunales Gaswerk in Betrieb genommen. Dieses besetzte ein weitläufiges Grundstück zwischen Landwehrkanal und Gitschiner Straße. Hier wurde Steinkohle in Gas umgewandelt, welches in die Stadt verteilt und zur Beleuchtung und zum Kochen genutzt wurde. Nach der Stilllegung der Gasanstalt 1922 wurden die Bauten größtenteils abgerissen. Auf dem Gelände erstreckt sich heute der Böcklerpark.

An die Städtische Gasanstalt erinnern die Beamtenwohnhäuser samt zugehörigem Lagerhaus in der Gitschiner Straße 48-49 und Böcklerstraße 1. In den drei Gebäuden befinden sich heute der Kindernotdienst und das "Haus des Sports". Die Bauten fallen durch ihre geringe Größe auf, die sich aus der vorstädtischen Situation erklären lässt, die hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch gegeben war. Das 1855 fertig gestellte Haus Gitschiner Straße 48 stand unmittelbar südlich der alten Zollmauer, die erst Ende der 1860er Jahre abgetragen wurde. Damals war das Gebiet zwischen Gitschiner Straße und Landwehrkanal nahezu unbebaut. Das freistehende giebelständige Gebäude erhebt sich über quadratischem Grundriss und ist leicht aus der Straßenflucht zurückgestaffelt. Die Ausführung erfolgte als massiver Mauerwerksbau mit eingewölbten Kellerdecken. Die flächigen Fassaden besitzen sparsam aufgetragene Schmuck- und Gliederungselemente und werden durch gequaderte Ecklisenen gerahmt. Eine Stuckdekoration ziert die Giebelflächen. Die Nutzung als Wohnhaus für die Beamten der Gasanstalt währte nur kurz. Bereits 1866 hat man das Haus in ein Expeditionsgebäude umfunktioniert.

Die beiden anderen, heute gleichfalls freistehenden Gebäude geben sich durch ihre Backsteinverkleidung als städtische Bauten des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Das ältere wurde 1874 unmittelbar an der Straße als Beamtenunterkunft errichtet. An seiner linken Seite schloss später die mehrgeschossige Wohnbebauung des Wassertorplatzes an. Mit den beiden Sechs-Zimmer-Wohnungen war das zweigeschossige Haus für gutbürgerliches Wohnen angelegt. Das aufgesetzte Drempelgeschoss diente als Wasch- und Trockenraum. Straßenseitig ist das recht nüchtern gehaltene rote Sichtmauerwerk durch geschosstrennende Gesimse horizontal gegliedert. Der Bestand wurde 1882 durch einen zweigeschossigen Anbau ergänzt. Aus dem Jahr 1890 stammt schließlich das auf dem Hinterland des Grundstücks gelegene Lagerhaus. Gemäß seiner Bestimmung als Funktionsbau ist es von einfacher Gestalt. Das schmale riegelförmige Gebäude besitzt drei Geschosse und wird oben mit einem Pultdach abgeschlossen. Die Innenräume, die zum Teil noch über gusseiserne Stützen verfügen, werden über Segmentbogenfenster belichtet.


(1) Bärthel, Hilmar: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin. Eine Chronik, hrsg. v. d. GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, Berlin 1997, S. 16-20, 24-28.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 308

Teilobjekt Beamtenwohnhaus Gitschiner Straße 48

Teil-Nr. 09031084,T,001
Sachbegriff Beamtenwohnhaus
Datierung 1855
Adressen Gitschiner Straße 48

Teilobjekt Beamtenwohnhaus Gitschiner Straße 49

Teil-Nr. 09031084,T,002
Sachbegriff Beamtenwohnhaus
Datierung 1874
Adressen Gitschiner Straße 49

Teilobjekt Lagergebäude Böcklerstraße 1

Teil-Nr. 09031084,T,003
Sachbegriff Lagergebäude
Datierung 1890
Adressen Böcklerstraße 1

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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