Denkmaldatenbank

Wohnanlage Dudenstraße 26, 28, 30, 34, 36, 38

Obj.-Dok.-Nr. 09031081
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Dudenstraße 26, 28, 30, 34, 36, 38
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1913-1914
Entwurf Bleier, Berthold & Mattheus, Adolph
Entwurf Mattheus, Adolf
Bauherr Erbbauverein Moabit

Das Brauereigelände reichte ursprünglich bis zur Dudenstraße, die den Kreuzberg im Süden begrenzt. Bis 1920 bildete der Straßenzug zugleich die südliche Stadtgrenze Berlins. Heute trennt er den Ortsteil Kreuzberg vom südlich anschließenden Ortsteil Tempelhof. 1912 verkaufte die Schultheiss AG ihre bis dahin unbebauten Grundstücke entlang der Dudenstraße an den Erbbauverein Moabit, eine 1904 gegründete Genossenschaft, die sich das Ziel gesetzt hatte, billigen und gesunden Wohnraum vorwiegend für Beamte zu schaffen. (1) Bis 1914 entstand in der Dudenstraße 26/30, 34/38 eine Wohnanlage des Erbbauvereins Moabit mit 256 Wohneinheiten. Berthold Bleier übernahm die Fassadengestaltung, Grundrisseinteilung und Ausführung lagen in den Händen des Architekten Adolph Mattheus, auf den mehrere Wohnanlagen des Erbbauvereins in Berlin zurückgehen. (2) Auch wenn die Anlage ihr früheres Erscheinungsbild durch Kriegseinwirkung und vereinfachten Wiederaufbau in Teilen verändert hat, kann sie aufgrund der gut überlieferten Gesamtstruktur und der originalen Grundrisse als anschauliches Beispiel für den Reformwohnungsbau des frühen 20. Jahrhunderts gelten. Mattheus gruppierte die durchgehend fünfgeschossigen Wohnbauten um quadratische Innenhöfe, die wegen ihrer Größe für angenehme Licht- und Luftverhältnisse sorgen. Vorderhäuser, Seitenflügel und Quergebäude legte Mattheus jeweils über eine Tiefe von zwei Zimmern an. Der Erbbauverein legte Wert auf eine homogene Wohnungsstruktur, denn im Gegensatz zu den privat errichteten Nachbargebäuden mit ihren ausdifferenzierten Grundrissen entstanden hier ausschließlich Kleinwohnungen mit ein oder zwei Zimmern und Kammer. Durch raffinierte Grundrisslösungen konnte man eine Querbelüftung für nahezu alle Wohneinheiten erreichen. Kennzeichnend ist auch der insgesamt gute Ausstattungsstandard der Wohnungen, die generell über Küche, Speisekammer und Bad verfügen und denen darüber hinaus immer eine Loggia oder ein Balkon zugeordnet wurde. Die Ladeneinheiten im Erdgeschossbereich dienten der Versorgung der Bewohner.

Die weitgespannte Straßenfront ist mit Ausnahme des natursteinverkleideten Sockelbereichs verputzt. Berthold Bleier strebte bei aller Einheitlichkeit eine lebendige Vielfalt an. Neben den zarten Stuckornamenten wird das Erscheinungsbild vor allem durch malerische Erker, Loggien sowie äußerst vielfältige Fensterformate bestimmt. Dabei vermischen sich Elemente herrschaftlichen Mietshausbaus mit solchen des Reformwohnungsbaus. Mit den malerischen Architekturmotiven und dem gestaffelten, mehrfach abgewalmten Dach wirkt die Wohnanlage gleichermaßen repräsentativ wie anheimelnd.


(1) Der 1904 gegründete Erbbauverein Moabit versuchte, Prinzipien des Erbbaurechts mit der Form der Wohnungsbaugenossenschaft zu vereinen. Seine Mitglieder setzten sich vor allem in der Anfangszeit zu einem großen Teil aus Beamten zusammen. Mit 256 Wohneinheiten war die Wohnanlage in der Dudenstraße das bis dahin größte Projekt des Vereins. Vgl. hierzu 1904-2004 EVM Berlin e.G. Ein Mitgliederunternehmen wird 100. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Vereins, Berlin [2004], S. 12 ff.

(2) Berliner Architekturwelt 17 (1914/15), S. 253 ff.; BusB IV A, S. 246; BusB IV B, S. 58-59; 1904-2004 EVM Berlin e.G. Ein Mitgliederunternehmen wird 100. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Vereins, Berlin [2004], S. 21.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite 158
  • 25 Jahre Erbbauverein Moabit, Berlin 1929 / Seite .
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 396

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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