Denkmaldatenbank

Mietshaus, Fabrik Hagelberger Straße 49

Obj.-Dok.-Nr. 09031055
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Hagelberger Straße 49
Denkmalart Ensembleteil
Sachbegriff Mietshaus & Fabrik
Entwurf 1872
Datierung 1873-1874
Umbau 1893-1894, 1973-1976
Entwurf Gutbar, B. (Maurermeister)
Entwurf Hetzel, G. (Zimmermeister)
Ausführung Zaske, Hugo (Maurermeister)
Ausführung Fischer, R. (Maurermeister)
Bauherr Zaske, Hugo

Ein bemerkenswert vielschichtiges Wohngebiet des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist das Quartier Riehmers Hofgarten , das von Yorckstraße, Mehringdamm, Hagelberger Straße und Großbeerenstraße begrenzt wird. (1) Die Bebauung erfolgte innerhalb weniger Jahrzehnte, nachdem der 1862 verabschiedete Bebauungsplan von James Hobrecht das Straßennetz und die Baufluchtlinien festgelegt hatte. Die katholische St.-Bonifatius-Kirche, die mit ihrer Doppelturmfront das Quartier überragt, wurde als letztes Bauwerk zu Beginn des 20. Jahrhunderts in das dicht bebaute Viertel eingefügt. Das großräumige Ensemble hat sich bis in die Gegenwart hinein kaum verändert; in seinem hervorragenden Erhaltungszustand ist es von maßgeblicher Bedeutung für das Stadtbild.

Die Wohnbauten waren in ihrer Architektur auf verschiedene Mietergruppen mit unterschiedlichen sozialen Verhältnissen ausgerichtet. Dieses Nebeneinander von ungleichen Wohn- und Einkommensverhältnissen im selben Viertel war typisch für die "größte Mietskasernenstadt der Welt". Neben schlichtem Massenwohnungsbau für Arbeiter und Kleinbürgertum, etwa auf der Ostseite des Mehringdamms, trifft man, wie bei Riehmers Hofgarten oder den Mietshäusern Yorckstraße 80-82, auch auf Häuser, die gutbürgerlichen Schichten vorbehalten waren und den Ruf des Quartiers als "Geheimrats- und Offiziersviertel" begründeten. Gebäude mit mittelgroßen Wohnungen stehen vor allem beiderseits von Großbeerenstraße und Hagelberger Straße. Konstruktiv handelt es sich bei den Bauten nahezu durchgehend um verputzte Mauerwerksbauten. Je nach Erfordernis und vorherrschender Stiltendenz sind die Häuser mit mehr oder weniger Bauschmuck ausgestattet. Neben sparsamen klassizistischen Fassadendekorationen begegnet man den üppigen Formen der Neorenaissance und des Neobarock und nicht zuletzt auch Elementen des Jugendstils, etwa in der Yorckstraße 80-82. Weithin sichtbares Markenzeichen des Ensembles ist die rot gemauerte Doppelturmfront der 1906-07 von Max Hasak erbauten St.-Bonifatius-Kirche, die hofseitig durch eine Wohnanlage in der Art des Reformwohnungsbaus ergänzt wird. Nur vereinzelt findet man historische Gewerbearchitektur, so auf dem Hinterland der Grundstücke Mehringdamm 53-57, wo die Firma Sarotti seit 1881 in mehreren Etagenfabriken Schokolade herstellte.

Kern des Ensembles ist der rechteckige Baublock zwischen Yorckstraße, Mehringdamm, Hagelberger Straße und Großbeerenstraße. Ein Großteil der Grundstücke befand sich zu Beginn der baulichen Entwicklung im Besitz von Maurermeister Wilhelm Riehmer. In der Mitte der 1860er Jahre begann Riehmer damit, auf seinem Grund und Boden mehrgeschossige Mietshausbauten in geschlossener Bauweise zu errichten. Die Entwürfe lieferte er selbst, so auch für das eigene, ausgesprochen prachtvolle, in Gestalt eines Stadtpalais ausgeführte Wohnhaus am Mehringdamm 50, das 1866 entstand. Bahnbrechend für die Architektur- und Stadtbaugeschichte Berlins war seine umfangreiche Wohnanlage Riehmers Hofgarten, die ab 1880 innerhalb von zwanzig Jahren blockaufbrechend um eine Privatstraße herum angelegt wurde. Wilhelm Riehmer nahm damit einen wichtigen Ansatz der Reformarchitektur - die Ausbildung von Wohnhöfen um ruhige Privatstraßen - vorweg.


(1) Vgl. Rund um Riehmers Hofgarten. Zwei Jahrhunderte Bauen, Wohnen, Arbeiten, Leben in Berlin-Kreuzberg, hrsg. v. Emil Galli, Renate Haas und Manfred Rabatsch, Bremen 1987.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 375 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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