Denkmaldatenbank
Riehmers Hofgarten mit Hofanlagen und Vorgärten
09031026,T | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Yorckstraße 83, 83A, 84, 84A, 84B, 85, 86 Großbeerenstraße 56, 56A, 56B, 56C, 56D, 56E, 56F, 57, 57A Hagelberger Straße 9, 10, 10C, 11, 12 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Mietshaus & Wohnhof & Vorgarten & Privatstraße |
Bauherr | Riehmer, Wilhelm Ferdinand August (Maurermeister) |
Riehmers Hofgarten besteht aus Vorderhäusern in der Yorckstraße 83-86, Großbeerenstraße 56-57A und Hagelberger Straße 9-12 sowie einer innenliegenden Bebauung, die durch zwei Privatstraßen erschlossen wird. (1) Die herrschaftlichen Vorderhäuser gliedern sich in den geschlossenen Blockrand ein und besitzen beeindruckende, im Stadtraum auffallende Fassadenprospekte. Ungeachtet aller Vielgestaltigkeit und des langen Entstehungszeitraums wirkt die Anlage geschlossen, da sie von einer gemeinsamen Bau- und Gestaltungsidee getragen wird. Die Gebäudegruppe, die für viele genossenschaftliche und private Wohnanlagen der Jahrhundertwende als Vorbild diente, entstand von 1880 bis 1899 und hat eine verwickelte Baugeschichte. Ihr geistiger Schöpfer und Bauherr Wilhelm Riehmer konnte die Anlage trotz dauerhaften Behördenwiderstands durchsetzen. Riehmer plante von Beginn an, das über 170 Meter tiefe Grundstück mit architektonisch ansprechenden, zugleich jedoch wirtschaftlich ertragreichen Hauseinheiten zu belegen. Nach eigener Aussage beabsichtigte der als Bauspekulant damals enorm erfolgreiche Riehmer einen "großen, gärtnerisch ausgeschmückten Hof" zu bauen. (2) Tatsächlich ist die Anlage nicht allein wegen der prachtvollen Palastfassaden außergewöhnlich, sondern auch wegen der Hofbebauung, die sich um zwei T-förmig angeordnete Privatstraßen gruppiert. Im Hinblick auf Wohnkomfort und gestalterischen Anspruch unterscheidet sich die Hofbebauung entgegen den bis dahin üblichen Mustern kaum von dem Standard, der damals in der Regel Vorderhäusern vorbehalten war. (3) Sowohl im Straßen- als auch im Hofbereich befinden sich vorwiegend mittelgroße Wohnungen gehobenen bürgerlichen Zuschnitts. Die Mieterschaft, die vor allem die ruhigen Gartenhäuser zu schätzen wusste, wies von der sozialen Stellung her nur geringe Differenzen auf. Sie bestand aus Beamten, Offizieren, selbständigen Kaufleuten und einigen Akademikern und Künstlern.
Das weitläufige, T-förmige Grundstück ließ Riehmer in beinahe schematischer Weise bebauen. Den zunächst errichteten straßenseitigen Bauten folgten - mal mit kleinerem, mal mit größerem zeitlichen Abstand - die üppig stuckierten Gartenhäuser. (4) Zuerst errichtete Wilhelm Riehmer ab 1880 die beiden spiegelbildlich gestalteten Vorderhäuser an der Hagelberger Straße. (5) An dieser Stelle ist der Blockrand aufgebrochen. Zwischen den Häusern befindet sich eine Toranlage mit Zufahrt zum Hofareal. In der Großbeerenstraße und in der Yorckstraße entstanden 1882-83 und 1891-92 zwei über 50 Meter lange palastartige Bauten, die in ihrer Monumentalität die bis dahin übliche Maßstäblichkeit im großstädtischen Mietshausbau sprengten. (6) Die Straßenfassaden zeichnen sich durch eine ausgewogene Proportionierung aus. Gegliedert werden sie durch mächtige Erkeranlagen, Balkone, Risalite und Gesimse. Die als Ladenzone ausgebildeten Erdgeschosse besitzen eine charakteristische, leicht geböschte Sockelquaderung von beinahe wehrhafter Anmutung. Noch heute deuten die Standerker an der Yorckstraße darauf hin, dass sich vor der nördlichen Front ursprünglich eine vornehm wirkende Vorgartenzone befand. Der Zugang zum Hof und zu den Gartenhäusern wurde durch herrschaftliche Portalanlagen und überwölbte Durchfahrten feierlich inszeniert. Besonderes Augenmerk verdienen hier einzelne Architekturmotive wie die triumphbogenartige Gestaltung der Portalbereiche oder die imposanten überlebensgroßen Skulpturen von Atlas und Herkules über dem Portal an der Yorckstraße. Gestalterisch prägend für den Innenhofbereich sind die mehrfach abgewinkelten Hauszeilen und die kleinen charakteristischen Höfe, die als intime Gärten das Gesamtbild beleben und deutlichen Anteil an der hohen Wohnqualität der Anlage haben. Bereits seit 1953 ist Riehmers Hofgarten als Denkmal ausgewiesen und in den letzten Jahrzehnten mehrfach grundlegend saniert und restauriert worden. (7)
(1) BusB IV A, S. 245; BusB IV B, S. 153-154; Konwiarz, Wolfram: Geschichte des Hofgartens und seines Baumeisters. In: Riehmers Hofgarten Berlin Kreuzberg, Berlin 1985, S. 8-41; Haas, Renate/Galli, Emil: Ein Besitzbürger setzt sich durch. In: Rund um Riehmers Hofgarten. Zwei Jahrhunderte Bauen, Wohnen, Arbeiten, Leben in Berlin-Kreuzberg, hrsg. v. Emil Galli, Renate Haas und Manfred Rabatsch, Bremen 1987, S. 50 ff.; Lanwer, Agnes: Riehmers Hofgarten. In: Geschichtslandschaft Berlin 1994, S. 449-456; Braum, Michael: Berliner Wohnquartiere. Ein Führer durch 70 Siedlungen, Berlin 2003, S. 66-69; Dehio Berlin 2006, S. 314-315.
(2) Die Planung Wilhelm Riehmers verstieß gegen die Festlegungen des Bebauungsplans. Die Baugenehmigung für die einzelnen Häuser erhielt er teilweise nur auf dem Klageweg. Riehmer war in Berlin nicht der erste, der eine Wohnbebauung entlang einer Privatstraße realisieren wollte. Das Begasviertel in Tiergarten und der Heinelshof in Friedrichshain sind vor Riehmers Hofgarten entstanden. Als Bau- und Bodenspekulant betätigte sich Riehmer vorwiegend im Bereich der Tempelhofer Vorstadt. Dabei war er fast ausschließlich im Wohnungsbau aktiv. Das von ihm gebaute Apollotheater in der Friedrichstraße war eine der wenigen Ausnahmen. In der unmittelbaren Umgebung des Hofgartens besaß Riehmer knapp dreißig Grundstücke. Riehmer selbst hat seine Häuser immer als herrschaftliche Häuser bezeichnet. Der nach ihm benannte Hofgarten ist sein prominentester Bau.
(3) Deshalb konnte Riehmer auch für die rückwärtig gelegenen Wohnungen einen hohen Mietzins verlangen.
(4) Allerdings sind nicht alle von Riehmer geplanten Gartenhäuser auch ausgeführt worden, denn nach seinen Vorstellungen sollt die Ostseite der Anlage durch einen langen, riegelförmigen Bau mit Seitenflügeln abgeschlossen werden, was den Straßencharakter stärker in den Vordergrund gerückt und die Anlage insgesamt wesentlich kompakter gemacht hätte.
(5) Einen ähnlichen Haustyp hatte Riehmer bereits 1868 am Mehringdamm 40 errichtet.
(6) Das Gebäude Yorckstraße 83-86 stammt von Otto Mrosk.
(7) Bereits Anfang der 1960er Jahre begann eine erste große Instandsetzungskampagne der Fassaden, die bis Mitte der 1970er Jahre fortdauerte und nur wegen erheblicher öffentlicher Bezuschussung zustande kam. Bald darauf erfolgte Anfang der 1970er Jahre eine umfassende Modernisierung des Wohnungsbestandes mit teilweiser Änderung der Grundrisse. Dabei entstand auch anstelle eines im Krieg weitgehend zerstörten Gartenhauses der hofseitige Kinoneubau aus Stahl, Glas und Aluminium. Zugleich wurde die historische Gartenstruktur zu weiten Teilen wieder hergestellt. Seit Ende der 1990er Jahre werden die Fassaden schrittweise instand gesetzt.
Literatur:
- Lanwer, Agnes: Riehmers Hofgarten, in: Geschichtslandschaft, Kreuzberg, 1994 / Seite 449-456
- Riehmers Hofgarten, 1985 / Seite .
- Galli/ Haas/ Rabatsch (Hrsg.): Rund um Riehmers Hofgarten, Bremen 1987 / Seite .
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Gartendenkmalpflege in Berlin 1978-1990, Heft 6, Berlin 1990 / Seite 14
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 376 ff.
Teilobjekt Hagelberger Straße 9 & 10 & 10C & 11 & 12
Teil-Nr. | 09031026,T,001 |
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Datierung | 1880-1881, 1883 |
Entwurf | Mittag, Heinrich (Maurermeister & Zimmermeister) |
Adressen | Hagelberger Straße 9, 10, 10C, 11, 12 |
Teilobjekt Großbeerenstraße 56 & 56A & 56B & 56C & 56D & 56E & 56F & 57 & 57A
Teil-Nr. | 09031026,T,002 |
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Datierung | 1881-1883, 1884-1885 |
Entwurf | Opitz, Paul (Maurermeister & Zimmermeister) |
Entwurf | Mrosk, Otto |
Adressen | Großbeerenstraße 56, 56A, 56B, 56C, 56D, 56E, 56F, 57, 57A |
Teilobjekt Yorckstraße 83 & 83A & 84 & 84A & 84B & 85 & 86
Teil-Nr. | 09031026,T,003 |
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Datierung | 1891-1892 |
Entwurf | Mrosk, Otto |
Adressen | Yorckstraße 83, 83A, 84, 84A, 84B, 85, 86 |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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