Denkmaldatenbank

Mietshaus Wiener Straße 12

Obj.-Dok.-Nr. 09031023
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Wiener Straße 12
Denkmalart Ensembleteil
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1868
Entwurf Schroeder (Maurermeister)
Entwurf Kolle (Zimmermeister)
Bauherr Noelte, D.

Mit den Mietshäusern Wiener Straße 8-9, 12-13, 69 und Skalitzer Straße 39 blieb ein eindrucksvoller Teil des historischen Stadtgefüges erhalten. (1) Zu den ältesten Gebäuden im Bahnhofsumfeld gehören die Gebäude Wiener Straße 12 und 13, die 1868 beziehungsweise 1870 von W. Schroeder errichtet wurden. Die fünfgeschossigen Bauten folgen mit ihren flächig angelegten Fassaden und dem streng gegliederten Wandaufbau der damals üblichen Bauweise großstädtischer Mietshäuser. Kennzeichen dieser Bauten sind die von unten nach oben abnehmende Geschosshöhe, das von der Straße aus zugängliche Souterrain und das große Rundbogenportal, das teils in der Mitte, teils seitlich angeordnet wurde. Die architektonischen Gliederungselemente sind dem Formenvokabular des späten Klassizismus und der Neorenaissance entlehnt. (2) Aufwendiger gestaltet erscheinen die Straßenfassaden der Mietshäuser Wiener Straße 8 und 9. Beide Häuser erbaute W. Wagner. Während sich jedoch das Haus Wiener Straße 9, errichtet 1874, mit seinem plastisch konfigurierten Bauschmuck eher konservativ ausnimmt, kündigt das Haus Wiener Straße 8, das 1876 fertig wurde, mit seinen Balkonen bereits eine neue Entwicklungsstufe im Mietwohnungsbau an. Ab Mitte der 1870er Jahre veränderten die großstädtischen Mietshäuser ihr äußeres Erscheinungsbild. Üppigere Schmuckformen, plastische Gliederungselemente sowie Balkone, Loggien und Erker fanden zunehmend Eingang in die Gestaltung. Exemplarisch für diese Entwicklung steht das 1887 erbaute Mietshaus Wiener Straße 69, dessen reiche Schmuckformen aufgrund der exponierten Stellung im Stadtraum besonders gut zur Geltung kommen. Mit seiner maximalen Grundstücksausnutzung ist das Haus zudem ein anschauliches Beispiel für das spekulative Bauen der 1880er Jahre. Erst damals, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wandelte sich das Quartier westlich des Bahnhofs tatsächlich zu einem urbanen, dicht bebauten Viertel. Seinen Abschluss fand der Verstädterungsprozess hier mit dem Bau des Hochbahnviadukts und des Hochbahnhofs Görlitzer Bahnhof.


(1) Brücker, Eva: Wohnen und Leben in SO 36, z. B. in der Wiener Straße 10-12. In: Geschichtslandschaft 1994, S. 361-380. (2) Auf dem Hof der Wiener Straße 13 hat sich mit dem 1930 von Bruno Ahrends und Carl Tuscherer gebauten Garagengebäude mit angegliederter Werkstatt eine seltenes Beispiel Neuen Bauens erhalten. Die Architekten konzipierten den Bau seinen Funktionen gemäß als schlichten, kubischen Stahlskelettbau. Seine horizontalen Fensterbänder liegen bündig mit dem Sichtmauerwerk, das durch die außen sichtbaren Stützen des Tragwerks ein vertikales Gliederungselement erhält.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 282 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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