Denkmaldatenbank
Kiosk Heinrichplatz, Oranienstraße
09030819 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Heinrichplatz & Oranienstraße |
Denkmalart | Ensembleteil |
Sachbegriff | Kiosk |
Datierung | um 1905 |
Entwurf | Grenander, Alfred Frederik Elias (Architekt) |
Bauherr | Deutsche Kiosk-Gesellschaft GmbH (?) |
Die Oranienstraße, die Moritzplatz, Oranienplatz und Heinrichplatz miteinander verbindet, quert die Luisenstadt als Hauptachse und wichtige Geschäftsstraße. Zusammen mit dem Luisenstädtischen Kanal, der heute einen Grünzug bildet und dem parallel verlaufenden Grünzug des Mariannenplatzes stellt die rechtwinklig dazu angelegte Oranienstraße mit ihren Plätzen die Grundstruktur der von Peter Joseph Lenné entwickelten städtebaulichen Ordnung der inneren Luisenstadt dar. Im Osten endet die Oranienstraße an der Skalitzer Straße, die den Verlauf der alten Akzisemauer nachzeichnet.
Die Mietshausquartiere entlang der Oranienstraße hatten zwar den Zweiten Weltkrieg mit einigen Zerstörungen überstanden, die Stadt- und Verkehrsplanung nach dem "Ersten Stadterneuerungsprogramm" von 1963 sah jedoch ihren weitgehenden Abriss und den Bau von städtischen Großwohnanlagen vor. Auf der Achse der Oranienstraße war eine Autobahn (Südtangente) geplant mit einem Autobahnkreuz am Oranienplatz (Kreuzung Osttangente). Am Wassertorplatz und am Kottbusser Tor wurden in den 1960er und 1970er Jahren bereits ganze Quartiere niedergelegt und durch großmaßstäbliche Wohnbauten ersetzt.
(...)
Entlang der Oranienstraße blieben nicht zuletzt wegen der Neuausrichtung der Stadtsanierung durch die Internationale Bauausstellung (IBA 1987) großflächige, geschlossene Mietshausquartiere um Oranien- und Heinrichplatz erhalten. Das Ensemble veranschaulicht die städtebauliche Entwicklung im östlichen Teil der Oranienstraße und der Luisenstadt von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Vor dieser Zeit war das Areal lange von Landwirtschaft und Gartenbau geprägt. Erste Häuser errichtete man im östlichen Abschnitt des Straßenzugs zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dabei handelte es sich vorwiegend noch um Gärtnerhäuser, wie das später baulich veränderte Gebäude Oranienplatz 5 zeigt. Eine Bautätigkeit größeren Umfangs setzte erst ein, nachdem der 1842 erstellte Bebauungsplan genehmigt war und damit Straßennetz und Blockeinteilung feststanden. Erste mehrgeschossige Mietshäuser in Blockbauweise entstanden in den 1840er Jahren im Bereich der Dresdener Straße (Nr. 23, 24) und der Oranienstraße (Nr. 172, 173). In einer starken Wachstumsphase während der 1860er Jahre wurden dann nahezu alle Straßenzüge im Umfeld von Moritz- und Heinrichplatz mit großstädtischen Wohngebäuden in Blockrandbauweise bebaut. Im Regelfall verfügten die Häuser über flächig angelegte, in spätklassizistischen Formen dekorierte Fassaden. Nur selten schlossen sich hofseitig Seitenflügel oder Quergebäude an. Die Blockinnenflächen blieben zunächst weitgehend frei von Bebauung. Die vornehmlich von Arbeitern und Handwerkern bewohnten Häuser besaßen meist nur Klein- und Kleinstwohnungen niedrigen Ausstattungsstandards.
In den 1880er Jahren verwandelte sich die Oranienstraße in eine Geschäftsstraße. Im Zuge dieses Prozesses wurden viele der Mietshäuser umgebaut und überformt. Souterrain und Hochparterre wurden häufig zu einer unmittelbar ebenerdig zugänglichen Ladenzone zusammengefasst, während die Obergeschosse weiterhin dem Wohnen vorbehalten blieben. Vereinzelt entstanden anstelle älterer Vorgängerbauten auch neue Wohn- und Geschäftshäuser. Zugleich wurden die Blockinnenbereiche mit Wohngebäuden sowie mit den für die Luisenstadt charakteristischen Hinterhoffabriken erheblich verdichtet. Diese Entwicklung mündete in den Bau großer Industrie- und Gewerbehofanlagen, die in der Luisenstadt bis 1914 verstärkt errichtet wurden und für die so genannte "Kreuzberger Mischung" von Wohnen und Arbeiten kennzeichnend sind. Oranien- und Moritzplatz wurden in den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg von der Citybildung erfasst. Mit den beiden Wertheim-Warenhäusern und den Kaufhäusern Maassen und Jacoby bildete sich ein Geschäfts- und Einkaufszentrum heraus. Den Abschluss dieses Prozesses markiert das 1930-33 nach Plänen von Max Taut und Franz Hoffmann erbaute Warenhaus der Konsumgenossenschaft am Oranienplatz.
Die Internationale Bauausstellung Berlin (Stadterneuerung unter Hardt-Waltherr Hämer) arbeitete seit 1979 in diesem Quartier. Ein bemerkenswerter Eingriff der IBA-Stadterneuerung war zum Beispiel der sogenannte Pocketpark "Walde-Eck" an der Ecke Adalbertstraße/Waldemarstraße . Die Baulücke wurde in einen kleinen Stadtteilpark umgestaltet. Ein an der Ecke aufgestelltes Brunnenhaus führt auf einen ovalen, von Obstbäumen umstellten Platz. Die Brandwände der beiden anschließenden Mietshäuser gestaltete Michaela Evers. Die Keramiken auf dem gegenüberliegenden Haus Adalbertstraße 79 / Waldemarstraße 46 stammen von Hanefi Yeter. In verschiedenen Remisen oder Fabrikgebäuden im Blockinnenbereich wurden Kindertagesstätten eingebaut, so zum Beispiel in der Adalbertstraße 87, in der Naunynstraße 69, in der Oranienstraße 192 und 202. Ein Nachbarschafts- und Kulturzentrum entstand in einem Fabrikgebäude in der Oranienstraße 34.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 210 ff.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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