Denkmaldatenbank
Haus Stiller
09030780 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Oranienstraße 161 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Geschäftshaus |
Datierung | 1910-1912 |
Entwurf | Kaufmann, Oskar (Architekt) |
Bauherr | Immobiliengesellschaft Oranienstraße 161 |
Das 1910-12 erbaute Geschäftshaus Stiller in der Oranienstraße 161 stammt von dem vor allem für seine Theaterbauten bekannten Architekten Oskar Kaufmann. Als Teilhaber der Immobilien-Gesellschaft Oranienstraße GmbH trat der Architekt zugleich als Bauherr auf. (1) Das Gebäude ist dem Typ nach eines der zeittypischen Geschäftshäuser, die im Rahmen der Citybildung in großer Anzahl in der Friedrichstadt sowie in deutlich geringerer Anzahl auch im Bereich von Moritz- und Oranienplatz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Außergewöhnlich ist die Fassadengestaltung. Sie lässt deutliche Anklänge an das seinerzeit viel beachtete Geschäftshaus Automat von Bruno Schmitz in der Friedrichstraße erkennen. Das schmale Haus, das unter maximaler Ausnutzung des Grundstücks entstand, besitzt nur drei Fensterachsen. Die Obergeschosse wurden gestalterisch zusammengefasst und als großzügig durchfensterte, stark reliefierte Wandpfeilerfront behandelt. Durchlaufende massive Fensterpfeiler unterstreichen die vertikale Ausrichtung der mit Muschelkalkstein verkleideten Fassade. Die Rückstaffelung des vierten Obergeschosses und der zielgerichtet eingesetzte Bauschmuck, zu dem die großformatigen Reliefplatten an den Balkonbrüstungen gehören, bereichern das ansonsten strenge Fassadenbild. Die Wandpfeiler laufen in Widderköpfen aus, die zur Aufhängung von Laternen dienten. Das letzte Geschoss besitzt Bogenfenster, ein Motiv, das bei vielen Kaufhaus- und Geschäftshausbauten des frühen 20. Jahrhunderts zu beobachten ist. Als tragendes Gerüst dient ein Eisenbetonskelett, die Fassade trägt nur sich selbst, während die Deckenlasten ausschließlich über die innere Eisenkonstruktion abgetragen werden. Um im Erdgeschoss eine großflächige, stützenfreie Schaufensterfläche zu erhalten, ließ Oskar Kaufmann die Fassadenlast ausschließlich über die zwei äußeren Frontpfeiler ableiten. Die erste innere Stützenreihe befindet sich etwa einen Meter hinter der Straßenfront. Zwei Drittel der Grundflächen sind indessen stützenlos geblieben und konnten so flexibel genutzt werden. Der erste Mieter war das namensgebende Schuhhaus Carl Stiller. Bereits 1919 wurde das Erdgeschoss jedoch zum Lichtspieltheater umgebaut. 1947 belegte das Oranientheater mit 323 Sitzplätzen den Kinosaal. 2001 wurde eine umfassende Sanierung durchgeführt. Die Gewerbeflächen sind heute an verschiedene Nutzer vermietet.
(1) Berliner Architekturwelt 15 (1913), S. 179, Abb. 244; BusB IX, S. 192; Hansen, Antje: Oskar Kaufmann. Ein Theaterarchitekt zwischen Tradition und Moderne, Berlin 2001, S. 95 ff., 251 ff.; Dehio Berlin 2006, S. 311.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 212 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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