Denkmaldatenbank

Kaufhaus Oranienplatz 4 Prinzessinnenstraße 1, 2 Segitzdamm 2

Obj.-Dok.-Nr. 09030773
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Oranienplatz 4

Prinzessinnenstraße 1, 2

Segitzdamm 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kaufhaus
Datierung 1931-1933
Umbau 1935, 1955
Entwurf Taut, Max & Hoffmann, Franz (Architekt)
Bauherr Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.GmbH

Dass der Oranienplatz in den 1930er Jahren ein wichtiger Kaufhausstandort war, bezeugt [auch] das benachbarte Kaufhaus der Konsumgenossenschaft am Oranienplatz 4 und in der Prinzessinnenstraße 1-2, das 1931-33 nach Entwürfen der fortschrittlich gesinnten Architekten Max Taut und Franz Hoffmann erbaut wurde. (1) An der Ausführungsplanung war der leitende Architekt der Konsumgenossenschaft, Fritz Wettstein, beteiligt. Das Gebäude, das heute den Namen "Max-Taut-Haus" trägt, ist ein mustergültiges Beispiel für die Architektur des Neuen Bauens in Berlin. Das Kaufhaus wurde in der Zwischenkriegszeit in ein Stadtviertel eingefügt, das damals nahezu komplett bebaut war. So mussten die sieben als Baugrund ausgesuchten Grundstücke vor Baubeginn von Altbaubestand beräumt werden. Laut Bauantrag war das Gebäude als Erweiterungsbau des benachbarten ehemaligen Kaufhauses Maassen geplant. Die Konsumgenossenschaft hatte das Maassen-Kaufhaus bereits 1927 erworben und für den Warenverkauf herrichten lassen. Tatsächlich wurden beide Gebäude dann baulich und verkaufstechnisch zusammengeschlossen. Damit erhielt die Konsumgenossenschaft eine auch für Berliner Verhältnisse außerordentlich große Verkaufsfläche.

Der raumgreifende Bau ist ein dominanter Bestandteil der Blockrandbebauung des Oranienplatzes und zugleich eine Landmarke des Stadtviertels. An Höhe und Fassadenfläche überragt er die übrigen Gebäude am Platz. Das Kaufhaus wurde auch auf Wunsch des Bezirks erheblich über die eigentlich zulässige Bauhöhe aufgeführt, um "das Stadtbild am Oranienplatz in monumentaler Weise zu beleben". (2) In der hochhausartigen Massengliederung verbirgt sich letzten Endes der Anspruch auf eine Architektur nicht nur groß-, sondern weltstädtischen Zuschnitts, wie sie in Berlin Ende der 1920er Jahre zunehmend eingefordert wurde. Das fünf- bis neungeschossige Kaufhaus nimmt die gesamte Südwestecke des Oranienplatzes ein und formt dabei eine negative Gebäudeecke. Aufgrund der geschickten Massengliederung und großzügigen Verglasung wirkt es trotz seiner Größe nicht massig. (3) Der bewegt gruppierte Baukörper zeichnet sich durch klar geschnittene Kubaturen und flächig gehaltene Rasterfassaden aus. Die einzelnen Trakte sind von vergleichsweise geringer Raumtiefe. Um die Grundform der Einzelkubaturen zu unterstreichen, wurden die Fenster bündig beziehungsweise nur wenig zurückgestaffelt in das Fassadenraster eingelassen. Die Haupttreppe des neungeschossigen Turmbaus wurde nicht versteckt, sondern als eigenständiger, großzügig belichteter Baukörper der Ostfassade vorgesetzt, womit man ein das Gebäude gleichsam auszeichnendes Motiv gewann. (4) Die Fronten am Oranienplatz erhielten in Angleichung an den Werkstein des Altbaus eine Verblendung mit Granitplatten. Dabei wurden die nur vier Zentimeter starken Platten mit Dübeln an den Gasbetonsteinen der Brüstungen und den von Gasbeton umschlossenen Stützen befestigt. Abweichend hiervon erhielt die untergeordnete Fassade in der Prinzessinnenstraße einen Glattputz, während die Hoffassaden mit keramischen Platten verblendet wurden. Aus verkaufstechnischer Sicht war ein weites Stützenraster gefordert. Um große Stützenweiten bei möglichst schmalen Stützenquerschnitten zu erhalten, konzipierten Max Taut und Franz Hoffmann das Gebäude oberhalb des Tiefkellers deshalb bewusst als Stahlskelettbau ohne querversteifende Innenwände. Das hatte den Vorteil, dass spätere bauliche Eingriffe, darunter die nachträgliche Ergänzung von Rolltreppen, einfach möglich waren. Die Decken wurden als Steineisendecken mit einer aufliegenden schmalen Schicht aus Gasbeton ausgeführt. Die elektrischen Leitungen und die Rohrleitungen von Heizung und Sprinkleranlage verlegte man in die mit Gasbetonsteinen ausgeführten Ummantelungen der Stützen.

Als Verkaufsfläche dienten das Erdgeschoss und die folgenden vier Obergeschosse. Die weiteren Obergeschosse enthielten Büros, eine Kantine und Lager. Ein Teil des Dachs wurde als "Restaurationsgarten" genutzt. 1935 wurde der Kaufhausbetrieb eingestellt, nachdem die Deutsche Arbeitsfront (DAF) das Gebäude übernommen hatte. Nach Plänen von Julius Schulte-Frohlinde wurde es zu einem Bürohaus umgestaltet. Seitdem werden alle Etagen mit Ausnahme des Erdgeschosses, in dem sich heute ein Supermarkt befindet, für Bürozwecke genutzt. (5) In den 1990er Jahren wurde die Südwestecke des Gebäudes durch ein kleines Kinogebäude ergänzt.


(1) Der Stahlbau 5 (1932), S. 25-28; Deutsche Bauhütte 37 (1933), S. 103; Max Taut, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin 1964, S. 54-56; BusB VIII A, S. 62-63, 82; Max Taut, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin 1984, S. 50, 87; Borgelt, Christiane/Keckstein, Veronika: Kaufhäuser und Warenhäuser in der Luisenstadt. Ihr Aufstieg und ihr Niedergang, Berlin 1988, S. 47-65; Menting 2003, S. 131-137, 298-300; Dehio Berlin 2006, S. 310.

(2) Bauakte Oranienplatz 4/10. Ursprünglich war auch ins Auge gefasst, den Altbau optisch völlig dem Neubau anzupassen, was die monumentale Gesamterscheinung noch einmal deutlich verstärkt hätte.

(3) Für die den Nationalsozialisten nahestehenden Architekturkritiker der Zeitschrift "Deutsche Bauhütte" war das "Haus mit der Glasmaske" eine Ausgeburt "sozialistischen Größenwahnsinns". Vgl. Deutsche Bauhütte 37 (1933), S. 103.

(4) Der Treppenturm wurde ursprünglich sogar von zwei Seiten über sämtliche Obergeschosse durch bodentiefe Fenster belichtet.

(5) Das Gebäude hat den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. 1954 wurde der Bau durch Wilhelm Vormeier saniert. Die Brüstungsbereiche des Erdgeschosses sind heute zugemauert. Ursprünglich reichten die Fenster hier bis zum Boden, was dem Fassadenbild und der inhaltlichen Bestimmung des Gebäudes wesentlich zugute kam.

Literatur:

  • BusB VIII A 1978 / Seite .
  • Max Taut, Katalog zur Ausstellung in der Akademie der Künste, Berlin 1964 / Seite 54-56
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 148
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 214 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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