Denkmaldatenbank

Blindenanstalt

Obj.-Dok.-Nr. 09030762
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Oranienstraße 26

Naunynstraße 63
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Blindenanstalt & Schule
Datierung 1863-1864, 1867-1868
Umbau 1892, 1913-1914
Entwurf Gerstenberg, Carl Adolf Ferdinand
Entwurf Heyne

Das dem Ballhaus gegenüberliegende Gebäude gehörte ursprünglich zu einer Gemeindeschule beziehungsweise der Blindenanstalt, die von der Oranienstraße aus erschlossen wurde. Das weitläufige Gebäudeensemble Oranienstraße 26 und Naunynstraße 63 wurde als 20. und 42. Gemeindeschule erbaut. Der Teil an der Oranienstraße dient bis heute als Blindenanstalt und Blindenschule, das Gebäude an der Naunynstraße als Kulturzentrum Naunynritze. (1) Die bauliche Entwicklung der Anlage begann 1863 mit der Errichtung der 20. Gemeindeschule in der Oranienstraße. Das riegelförmige Gebäude, das sich in den geschlossenen Blockrand eingliedert, geht auf einen Entwurf von Stadtbaurat Adolf Gerstenberg zurück. Es handelt sich um das älteste erhaltene Schulhaus im Ortsteil Kreuzberg. Adolf Gerstenberg stattete das Schulhaus mit vierzehn Klassenräumen für beide Geschlechter aus; eine Aula kam erst einige Jahre später hinzu. 1892 erfolgte die seitliche Aufstockung des Klassentrakts, dessen langgestreckte, symmetrisch aufgebaute Fassade den Straßenraum maßgeblich prägt. Lisenen, Pilaster und Gesimse bilden das Gliederungsgerüst der schlicht gehaltenen Straßenfront. Ihr gelbes Sichtmauerwerk ist kennzeichnend für den Gemeindeschulbau der Zeit. Adolf Gerstenberg zeichnete auch für den 1867-68 ausgeführten Klassentrakt der 42. Gemeindeschule in der Naunynstraße verantwortlich. Die Ergänzung war wegen der rasch steigenden Schülerzahlen in der Luisenstadt notwendig geworden. Es handelte sich dabei um einen Klassentrakt für Jungen sowie um eine hofseitig errichtete Turnhalle und ein Abortgebäude. (2) Das dreigeschossige Schulgebäude in der Naunynstraße ist deutlich repräsentativer gestaltet als der fünf Jahre ältere Bau in der Oranienstraße. Die straßenseitige Fassade zeichnet sich durch eine differenzierte Baukörpergestaltung und aufwendige bauliche Details aus. Der Klassentrakt erhebt sich wenige Meter hinter der Baufluchtlinie und verfügt über einen eingefriedeten Vorgarten. Er steht über annähernd kreuzförmigem Grundriss. Seine spiegelsymmetrischen, mit gelbem Backstein verblendeten Fassaden werden gleichmäßig von horizontal verlaufenden, roten Ziegelbändern überzogen. Eckpfeiler und ein üppiges, weit vorkragendes Kranzgesims rahmen Straßen- und Hoffassade. Ein von allegorischen Figuren umrahmtes Berliner Wappen krönt den weit vorspringenden straßenseitigen Mittelrisalit.

1902 brachte man in den Schulgebäuden die städtische Blindenschule und die Blindenbeschäftigungsanstalt unter. Der Bauteil in der Oranienstraße wird noch heute von der Blindenanstalt genutzt, während der Klassentrakt in der Naunynstraße in den 1980er Jahren zum Kinder-, Jugend und Kulturzentrum Naunynritze umgebaut wurde.


(1) Gerstenberg, Adolf: Die Gemeindeschulen der Stadt Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen 19 (1869), S. 516 ff.; BusB V C, S. 334, 336; Schade, Waltraud: Blindenanstalt und Blindenschule. In: Geschichtslandschaft 1994, S. 277-286.

(2) Für die Mädchen wurde zeitgleich der Altbau hergerichtet. Die Turnhalle wurde 1914 durch einen viergeschossigen Gewerbebau ersetzt.

Literatur:

  • Schade, Waltraud: Blindenanstalt und Blindenschule, in: Geschichtslandschaft, Kreuzberg, 1994 / Seite 277-286
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 229 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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