Denkmaldatenbank
Wohnhaus, Fabrik Möckernstraße 68
09030723 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Kreuzberg |
Adressen | Möckernstraße 68 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnhaus & Fabrik |
Datierung | 1883 |
Umbau | 1895, 1959 |
Bauherr | Kindermann, P. F. |
Entwurf | Nienburg, F. |
Am südlichen Ende der Möckernstraße stehen zwei Stadtvillen, die sich mit ihren vergleichsweise kleinen Baukörpern deutlich von der umgebenden großstädtischen Mietshausbebauung abheben. Beide Häuser nehmen aufgrund ihrer Bauweise eine Sonderstellung innerhalb der innerstädtischen Denkmallandschaft ein.
Die einzige überlieferte Fabrikantenvilla des Ortsteils präsentiert sich auf dem Grundstück Möckernstraße 68. Das Wohnhaus wurde 1883 für Paul Felix Kindermann ausgeführt. Zugleich entstand auf dem Hinterland ein mehrgeschossiger Ziegelbau für die Lampenfabrik C. F. Kindermann & Co. Planung und Ausführung des Wohnhauses übernahm Regierungsbaumeister F. Nienburg. (1) Das Haus öffnet die geschlossene Blockrandbebauung an der Möckernstraße. Der Eingangs- und Durchfahrtsbereich ist aus der Bauflucht leicht zurückgesetzt. Es besitzt eine sehr repräsentative spätklassizistisch geschmückte Fassade. Als Würdeform unterstützt der hochgestelzte Rundbogen der Durchfahrt die insgesamt vornehme Erscheinung. Elegant wirkt der weite Dachüberstand. Durch die eingewölbte Durchfahrt gelangt man auf die Rückseite des Hauses, die lebhaft in Höhe und Tiefe gestaffelt ist. Neben dem säulengeschmückten Altan fällt hier vor allem das dachbekrönende, nach dem Vorbild Potsdamer Stadtvillen ausgeführte Belvedere ins Auge. Die alte Raumaufteilung blieb größtenteils erhalten. Wie im Villenbau damals üblich liegen die Gesellschaftsräume im Hochparterre, während die Schlafräume im Obergeschoss untergebracht wurden. Im sehr tief angelegten Souterrain befanden sich neben der Küche eine kleine Pförtnerwohnung, die Mädchenkammer und als Zeichen gehobener Lebensverhältnisse ein kleiner Weinkeller.
Den Gewerbetrakt ließ der Bauherr nach dem Muster variabel nutzbarer Stockwerksfabriken ausführen. Der schmale Riegel erhielt offene, je nach Bedarf einzuteilende Grundrisse mit eiserner Mittelstützenreihe. Die Fassaden wurden mit schlichtem rotem Sichtmauerwerk überzogen. Trotz mehrfacher Erweiterungen, die man 1889, 1895, und 1959 vornahm, behielt der Fabrikbau sein altes Erscheinungsbild. Seit der Einstellung der Lampenfabrikation um 1910 wird die Anlage durch unterschiedliche Mieter genutzt.
(1) Dehio Berlin 2006, S. 316. Das dort angegebene Baugeschäft Blumberg & Schreiber war nicht verantwortlich für die Planung.
Literatur:
- Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 386
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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