Denkmaldatenbank

219. und 232. Gemeindedoppelschule

Obj.-Dok.-Nr. 09030673
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Glogauer Straße 13, 16
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule & Lehrerwohnhaus & Turnhalle & Abort
Datierung 1898-1899
Entwurf Hoffmann, Ludwig Ernst Emil (Architekt)
Entwurf Matzdorff, Georg & Kühn

Vor dem Hintergrund rasant steigender Einwohnerzahlen musste die Stadt für eine ausreichende Anzahl an Schulen sorgen. Seit 1896 war Stadtbaurat Ludwig Hoffmann für diesen Aufgabenbereich verantwortlich. Eine der ersten Lehranstalten, die nach Plänen Hoffmanns realisiert wurde, ist die 1898-99 erbaute 219. und 232. Gemeindeschule, von der Lehrerwohnhaus und Turnhalle in der Glogauer Straße 13, 16 erhalten geblieben sind. (1) Dem Stadtbaurat standen Vorplanungen Hermann Blankensteins zur Verfügung, von dessen stilistischer Haltung er sich jedoch umgehend distanzierte. Seiner Ansicht nach sollten Schulen freundlich gestaltet werden, damit sie sich positiv auf die Gemütslage der Schüler auswirken. Diese neue Einstellung lässt sich denn auch in der Glogauer Straße ablesen. Als Baugrund konnte man, was damals selten vorkam, auf eine zur Straße orientierte, große rechteckige Parzelle zurückgreifen. (2) Ludwig Hoffmann, der den Entwurf zusammen mit Georg Matzdorff und Kühn erstellte, konzipierte die Schule als malerisch gruppiertes Ensemble. Alle Bauten wurden als verputzte Mauerwerksbauten ausgeführt. Nordische Renaissanceformen, vor allem im Bereich der Giebel, sollten der Architektur eine individuelle Note geben. In der Mitte des Grundstücks stand der freistehende Klassentrakt, der jedoch ebenso wie die straßenseitige Mauer mit einem aufwendigen Portalbau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Zur Straße hin ordneten die Architekten das Lehrerwohnhaus und die Turnhalle mit Volkslesesaal an. Ein Mädchenabort ist auf der Hofseite erhalten. Lehrerwohnhaus und Turnhalle vermitteln noch immer viel von der lebhaften Gestaltung, die Hoffmann für seine Schulbauten vorsah. Die Putzbauten sind vielfach in Höhe und Tiefe gestaffelt und mit variantenreich gebrochenen Steildächern ausgestattet. Ihr Fassadenaufbau wirkt in Teilen versachlicht. Hoffmann selbst spricht in seinen Lebenserinnerungen von sehr einfachen Gebäuden. Die exponierten, in den Straßenraum wirkenden Gebäudeteile sind allerdings, etwa im Bereich des straßenseitigen Giebels am Lehrerwohnhaus, durch detailliert ausgearbeitete Gliederungselemente und Schmuckformen in Sandstein belebt. Während die Turnhalle zu einer Kinder- und Jugendbibliothek umgebaut wurde, dient das Lehrerwohnhaus seit 2005 als Künstlerwohngebäude und Atelierhaus.


(1) Das Gemeinde-Doppelschulhaus in der Glogauer Straße 12-16. In: Deutsche Bauzeitung 34 (1900), S. 389-390; Die neue Gemeindedoppelschule Glogauer Straße in Berlin SO. In: Das Schulhaus 2 (1900), S. 228-233, 281-286; Rapsilber, Max: Die Gemeinde-Doppelschule in der Glogauer Straße. In: Berliner Architekturwelt 3 (1901), S. 37-45; Hoffmann, Ludwig: Lebenserinnerungen eines Architekten, Berlin 1983; BusB V C, S. 26-27, 32, 37-39, 353-354; Döhl 2004; S. 117, 249-250.

(2) In der Mehrzahl wurden die Gemeindeschulen auf deutlich preiswerter zu erwerbenden Hinterlandgrundstücken errichtet.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 292 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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