Denkmaldatenbank

Christus-Kirche, Diakonissenanstalt Bethesda zu Elberfeld

Obj.-Dok.-Nr. 09030649,T
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Dieffenbachstraße 39, 40

Schönleinstraße 9
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Kirche ev. & Krankenhaus
Datierung 1905-1908
Entwurf Pourroy, George (Architekt)
Bauherr AG der evangelischen Gemeinschaft Preußens

In die Platzkante des Hohenstaufenplatzes gliedern sich die Ev.-methodistische Christus-Kirche und das Diakonissenkrankenhaus Bethesda ein, die das Grundstück Dieffenbachstraße 39-40 und Schönleinstraße 9 besetzen. (1) Von der umgebenden gründerzeitlichen Mietshausbebauung heben sich beide Gebäude durch ihre eigenwillige Gestaltungsweise ab. Vor allem die Kirche mit ihrem reich gegliederten, in den Formen der märkischen Backsteingotik angelegten Wandaufbau bricht das von Mietshäusern beherrschte Straßenbild auf. Das Gebäudeensemble wurde von George Pourroy im Auftrag der freikirchlichen Evangelischen Gemeinschaft Preußens und des Diakoniewerks Bethesda Wuppertal entworfen. (2) Die Ausführung erfolgte ab 1905 durch die Fa. Wittling & Güldner. Während die Kirche 1906 eingeweiht werden konnte, war der Bau des Krankenhauses erst zwei Jahre später abgeschlossen.

Beide Gebäude sind in den geschlossenen Blockrand eingefügt, heben sich allerdings durch ihre beachtliche Größe von der kleinteiligen Bauweise des Quartiers ab. Die gestreckte Fassade von Christus-Kirche und zugehörigem Wohnhaus zieht sich vom Hohenstaufenplatz bis in die stumpf abknickende Dieffenbachstraße. Dabei weist die Kirche mit ihrer Schaufront zum weitläufigen, als Grünfläche gestalteten Stadtplatz. George Pourroy verzichtete auf eine durchgehende Traufe und stattete den Bau mit bewegter Höhenstaffelung und lebhaftem Fassadenrelief aus. Durch die Verwendung von Turmaufbauten und Giebeln verhalf er dem Gebäude zu einer abwechslungsreichen Dachlandschaft, strebte jedoch zugleich durch Symmetriebildungen im Bereich des Kirchensaals eine Beruhigung an. Auf den sakralen Charakter des Gebäudes verweisen neben den turm- und giebelbekrönenden Kreuzen auch die großen geschossübergreifenden Spitzbogenfenster. Als Landmarke und gestalterisches Scharnier zwischen Kirche und Wohngebäude dient der polygonale Treppenturm mit spitzem Turmhelm. Unmittelbar links neben dem Turm befindet sich ein repräsentativ gestaltetes Säulenportal aus Sandstein, über welches der im Erdgeschoss liegende Gemeindesaal und die darüber angeordnete Kirche erschlossen werden. Der einfach ausgestattete Saal der Christus-Kirche ragt mit seinem dreiteiligen Altarfenster, das auf die Heilige Dreifaltigkeit anspielt, in den Hofbereich. Im August 1940 wurde die Kirche von Brandbomben getroffen, die den Innenraum beschädigten. 1962 nahm man eine vereinfachende Instandsetzung vor. 1994-95 erhielten Kirche und Gemeindesaal eine neue Ausmalung. Das Wohngebäude ist stilistisch auf die Kirche bezogen, jedoch entsprechend seiner Funktion weniger aufwendig gestaltet. Der fünfgeschossige Bau erhielt ebenfalls eine rote Backsteinfassade mit charakteristischen weißen Putzblenden. Erker und Giebel betonen die Mittelachse der Fassade. Das Haus ist wie die Mehrzahl der umgebenden Mietshäuser mit mittelgroßen Wohnungen ausgestattet. Im weiß verputzten Erdgeschoss befinden sich Ladeneinheiten.

Unmittelbar westlich an das Wohnhaus schließt sich das Diakonissenkrankenhaus Bethesda an. Hier befand sich über Jahrzehnte ein Krankenhaus und Diakonissenheim mit den Schwerpunkten Gynäkologie und Schwesternausbildung. Nach dem Umbau zu einem Krankenheim, der 1981-83 durchgeführt wurde, folgte 1997-2001 die Modernisierung und Erweiterung zu einem Pflegeheim für Senioren. Das Gebäude setzt sich aus Vorderhaus, Quergebäude und zwei Seitenflügeln zusammen. Der Vorderhausriegel lässt sich typologisch nicht als Krankenhausgebäude einordnen, sondern wurde als gewöhnliches Wohnhaus mit Ladeneinheiten im Erdgeschoss angelegt. Seine symmetrische Straßenfassade wird durch Erkervorbauten und Balkonachsen straff gegliedert. Ihren optischen Reiz bezieht die stattliche Straßenfront weniger aus dem nur spärlich verwendeten Bauschmuck als vielmehr aus der geschickten Verteilung und Proportionierung der einzelnen Bauglieder. Belebend wirkt der Farb- und Materialkontrast zwischen den roten Ziegelflächen und dem kräftigen Bossenmauerwerk aus Sandstein, das bis in das erste Obergeschoss hochgezogen wurde. (3) Der Bombenangriff im August 1940 zerstörte den großen, mit Figuren geschmückten Knickschweifgiebel im Dachbereich, der nicht wieder hergestellt wurde.


(1) Festschrift anläßlich des 100-jährigen Bestehens der Evangelisch-methodistischen Gemeinde der Christuskirche in Berlin-Kreuzberg 1895-1995, Berlin 1995; BusB VI, S. 386. Die evangelisch-methodistische Christus-Kirche in der Dieffenbachstraße darf nicht mit der evangelischen Christus-Kirche verwechselt werden, die bis zur Kriegszerstörung in der Königgrätzer Straße stand und heute in der Hornstraße zu finden ist.

(2) George Pourroy ist als Architekt weithin unbekannt. Mit seinem Atelier für Architektur war er beim Bau der Christus-Kirche ausweislich der Berliner Adressbücher in Charlottenburg ansässig.

(3) Die Hoffronten zeigen dieselben Materialien und ein vergleichbares Gliederungsschema.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 321 ff.

Teilobjekt Christus-Kirche

Teil-Nr. 09030649,T,001
Sachbegriff Kirche ev.
Datierung 1905-1906
Adressen Dieffenbachstraße 39

Schönleinstraße 9

Teilobjekt Diakonissenanstalt Bethesda zu Elberfeld

Teil-Nr. 09030649,T,002
Sachbegriff Krankenhaus
Datierung 1908
Adressen Dieffenbachstraße 40

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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