Denkmaldatenbank

28. und 217. Gemeindeschule

Obj.-Dok.-Nr. 09030456
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Wilmsstraße 10
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule & Lehrerwohnhaus
Datierung 1898-1900
Entwurf Hoffmann, Ludwig Ernst Emil (Architekt)
Entwurf Matzdorff, georg & Schneegans (Architekt)
Bauherr Stadtgemeinde Berlin

An das Stadtbad schließt sich die 28. und 217. Gemeindeschule an, die 1898-1900 von Ludwig Hoffmann, Georg Matzdorff und Schneegans errichtet wurde. (1) Die Bildhauerarbeiten führten Otto Lessing, August Vogel und Ernst Westphal aus. Die Gemeindeschule besteht aus dem straßenseitigen Lehrerwohnhaus in der Wilmsstraße 10, einem Klassentrakt im Blockinnenbereich und zwei Toilettengebäuden. Die zugehörige Turnhalle ist nicht erhalten geblieben Große Sorgfalt verwandte Hoffmann auf die Gestaltung der Straßenfassade des Lehrerwohnhauses, die an einen italienischen Stadtpalast des Quattrocento denken lässt. Die Front ist komplett mit Wünschelburger Sandstein verblendet und zeigt reich detaillierte Schmuck- und Gliederungselemente. In der Formgebung bezieht sich das Lehrerwohnhaus auf das benachbarte Stadtbad. Hoffmann versah die rhythmisch gegliederte Fassade mit einem stark plastischen Relief und schichtete sie in zwei Zonen. Während Erdgeschoss und erstes Obergeschoss mit einer strengen Rustikaverblendung und kleinen Fensterformaten ausgestattet sind, ist der Wandaufbau im zweiten und dritten Obergeschoss besonders reichhaltig angelegt. Große Fensteröffnungen, eine Kolossalordnung und üppige Schmuckformen zeichnen diesen Bereich aus. Das Lehrerwohnhaus enthielt nicht nur Dienstwohnungen, sondern im Erdgeschoss auch eine städtische Lesehalle mit Bibliothek. (2)

Den hofseitigen Klassentrakt gestaltete Hoffmann in Abweichung zum Wohnhaus als neobarocken Putzbau unter einem mächtigen Walmdach. Die Dreiflügelanlage mit abgeschrägten Eckausbildungen umschließt ehrenhofartig einen großen Schul- und Spielplatz. Die Auf- und Grundrisse sind weitgehend spiegelsymmetrisch gestaltet. Um die große Gebäudemasse spannungsvoll zu gliedern, wurde der repräsentativ gestaltete Mittelbau um ein halbes Geschoss höher geführt. Dabei verfügt der Mittelflügel über ein ähnliches Gliederungsschema wie die Straßenfront des Lehrerwohnhauses. Die beiden kunstvoll gearbeiteten Werksteinportale verdeutlichen, dass die Gemeindedoppelschule über separate Eingänge für Knaben und Mädchen verfügte. Auch die Flure, Treppenhäuser und Klassenzimmer waren nach Geschlechtern getrennt. Im Schulgebäude, das 1995 umfassend saniert wurde, ist heute die Bürgermeister-Herz-Grundschule untergebracht. 2001 wurde in der Geipelstraße ein Erweiterungsbau errichtet.


(1) Hoffmann, Ludwig: Die Gemeinde-Doppelschule an der Wilmsstraße. In: Deutsche Bauzeitung 34 (1900), S. 269-270, 272-273; Die Gemeinde-Doppelschule in der Wilmsstraße in Berlin. In: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 13 (1900), S. 73-74; Aus den neuen Berliner Gemeindeschulen. In: Das Schulhaus 3 (1901), S. 85-92; BusB V C, S. 32-33; Döhl 2004, S. 234-235; Dehio Berlin 2006, S. 306-307. (2) Die entsprechenden Räume werden heute anderweitig genutzt.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 3 (1901) / Seite 199-203
  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 338 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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