Denkmaldatenbank

Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie

Obj.-Dok.-Nr. 09030429
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Seestraße 13
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Institutsgebäude & Bibliothek & Tor & Laboratorium & Verwaltungsgebäude
Datierung 1901-1905
Umbau 1936, 1958
Entwurf Leitholt, O. (Bauingenieur)
Entwurf Hamann, Walter (Bauingenieur)
Ausführung AG für Bauausführungen
Bauherr Versuchsanstalt für landwirtschaftliche Maschinentechnik

Auf dem Geländestreifen an der Seestraße 13 siedelte sich 1890 die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei an, die mit der 1874 gegründeten Versuchs- und Lehranstalt für Spiritus-Fabrikation zum Institut für Gärungsgewerbe zusammengeschlossen wurde. (1) Die Forschungseinrichtung erhielt 1896-97 ein großes, auf die Seestraße ausgerichtetes Labor- und Bibliotheksgebäude, das noch ganz der spätklassizistischen Backsteinbaukunst des 19. Jahrhunderts verpflichtet ist, abgesehen vom Haupteingang mit seinem neugotischen Wimperg. Mit der roten Backsteinverkleidung, dem flachen, nicht sichtbaren Dach und den Segmentbogenfenstern erinnert das Institutsgebäude an Schulen des Stadtbaurats Hermann Blankenstein. Der östliche Trakt wurde 1945 schwer zerstört und 1958-62 von Walter Hamann in modernen Formen, mit einer vertikal gegliederten Rasterfassade, wieder aufgebaut. Ein 1936-37 ausgeführter Verbindungsbau, dessen Straßenfassade dem spätklassizistischen Hauptgebäude weit gehend angeglichen ist, verlängert die repräsentative Front an der Seestraße. Es schließt sich die 1901 erbaute Maschinentechnische Abteilung an. Hier überwiegen neugotische Formen. Der Mittelrisalit wurde durch einen reichen Backsteingiebel mit Zeltdach hervorgehoben. Etwas einfacher erscheinen die Giebel der rahmenden Seitenrisalite, während die Fenster des zweiten Stockwerks mit weiß verputzten Wimperge geschmückt sind. Bemerkenswert ist das wappenförmige Fenster am Giebel der Hofseite. Vor der Fensterfläche ist der preußische Adler aus schwarzem Terrakotta angebracht. Das Gebäude beherbergte das Forschungsinstitut für Stärkefabrikation und die Versuchsanstalt für landwirtschaftliche Maschinentechnik. Die rückseitig anschließenden Ausstellungshallen für das Brauereigewerbe wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Am westlichen Rand des Grundstücks erhebt sich ein neugotisches Tor mit Wimperg, schmückenden Blendfeldern und zwei einfassenden Türmen, das 1901 nach Vorbildern der märkischen Backsteingotik gestaltet wurde. Hinter der straßenseitigen Bebauung sind die Brennerei, erbaut 1896, sowie das Sud- und Kesselhaus, erbaut 1907-08, angeordnet. Die gotisierenden Backsteinbauten wurden nach schweren Kriegschäden verändert wieder aufgebaut. (2) Das Institut für Gärungsgewerbe lieferte bedeutende Beiträge für das wissenschaftliche Brauerei- und Brennereiwesen. Mit gezielten Untersuchungen hat man rationelle Brauverfahren entwickelt und die Ausnutzung von Kartoffeln, Korn und Rübenmelasse zur Alkoholherstellung verbessert. Heute widmet sich das Institut vor allem der biotechnologischen Forschung. (3)


(1) Gottwald 1924, S. 112-114; Das Institut für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation zu Berlin. Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens am 29. September 1924. Berlin 1925; 100 Jahre Versuchs- und Lehranstalt für Spiritus-Fabrikation in Berlin 1857-1957. Berlin 1957; 1883 - 1958. Fünfundsiebzig Jahre VLB Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei Berlin. [Berlin 1958]; 100 Jahre Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin 1874-1974. Festschrift. Berlin 1974; Schultze-Berndt, Hans Günter: Das Institut für Gärungsgewerbe - gefördert von Wirtschaft und Staat. in: Schwarz 1981, Bd. 1, S. 363-369; Schwarz 1981, Bd. 2. S. 171; Schwarz 1984, Bd. 3, S. 39.

(2) Die Gebäude stehen nicht unter Denkmalschutz. Das einstige Süd- und Kesselhaus beherbergt heute die Schule für Medizinalberufe und die Schule für Kinderkrankenpflege der Charité, Humboldt-Universität Berlin.

(3) Das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie vereint heute die Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie, die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei und die Versuchsanstalt der Hefeindustrie.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 199

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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