Denkmaldatenbank
Stephanus-Kirche mit Pfarrhaus
09030417 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Gesundbrunnen |
Adressen | Prinzenallee 39 Soldiner Straße |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche ev. & Pfarrhaus & Turm |
Datierung | 1902-1904 |
Entwurf | Bürckner, Adolf (Architekt) |
Ausführung | Eicke |
Bauherr | Gemeinde- und Kirchenrat von St. Paul |
Das Wahrzeichen des Stadtviertels ist die evangelische Stephanuskirche an der Ecke Prinzenallee 39 und Soldiner Straße 22-25, die mit ihrem schlanken, 80 m hohen Eckturm den umliegenden Stadtraum beherrscht. (1) Der neugotische Backsteinbau wurde 1902-04 von Adolf Bürckner als zweite Pfarrkirche des Gesundbrunnens errichtet. Durch riesige Giebelfronten und sich kreuzende Dächer wirkt die Stephanuskirche wie eine kreuzförmige Anlage. Betrachtet man dagegen den Innenraum, dann ist von den extrem kurzen Kreuzarmen kaum etwas zu sehen. An das zentralisierte Kirchenschiff schließt sich ein polygonaler Chor an, dem eine achteckige Sakristei vorgelagert ist. Nach Vorbildern der märkischen Backsteingotik bildete Adolf Bürckner reich geschmückte Straßenfronten aus, die durch Maßwerkfenster, Blendfriese und lange, weiß abgesetzte Blendfelder lebhaft gegliedert sind. Der an die Straßenkreuzung aufragende Eckturm ist von mächtigen Strebepfeilern umgeben. Dreiecksgiebel vermitteln zum Achteckgeschoss, über dem ein außerordentlich steiler Turmhelm aufragt. An der Westseite leitet ein polygonaler Treppenturm zum viergeschossigen, burgartig wirkenden Gemeindehaus über. Das achtseitige Treppenhaus erschließt die Orgelempore und drei Gemeindesäle. Der Kirchenraum bietet ein lebendiges Bild. Den architektonischen Gliederungen aus Backstein stehen weiß verputzte Wandflächen und aus Sandstein gearbeitete Kapitellen und Brüstungen gegenüber. Die wertvolle neugotische Ausstattung, gestiftet von Bewohnern des Gesundbrunnens, ist nahezu vollständig erhalten. (2) Altar, Taufstein und Kanzel gehen auf den Entwurf Adolf Bürckners zurück. Die Stephanuskirche besitzt ein vielsagendes Bildprogramm, das auf die theologischen Grundlagen der evangelischen Kirche verweist. Der segnende Christus, der auf dem Altar vor einer Bogennische steht, wurde einer bekannten Statue des dänischen Bildhauers Berthel Thorwaldsen nachgebildet. Die bemalten Blendfelder unter den Chorfenstern zeigen bedeutende Theologen und Reformatoren (Ignatius von Antiochien, Huldrych Zwingli und Petrus Waldes), protestantische Herrscher (Großer Kurfürst, Gustav Adolf, König von Schweden, Friedrich Wilhelm I., König von Preußen) und sozial engagierte Geistliche des 19. Jahrhunderts (August Hermann Francke, Johann Hinrich Wichern, Theodor Fliedner). (3) Bildhauer Edmund Wende schuf die lebensgroßen Statuen, die, hinterfangen von turmartig gestaffelten Aufbauten, an den Pfeilern des Kirchenschiffs stehen. Petrus und Paulus an den östlichen Wandfeilern stehen für die Verbreitung des Evangeliums in Europa. An den südlichen Hauptpfeilern sind Bonifatius und Martin Luther zu sehen, gegenüber erkennt man Johannes Hus und Friedrich Schleiermacher. Nach dem Vorbild mittelalterlicher Radleuchter gestaltete Kunstschlosser Paul Golde einen riesigen bronzenen Hängeleuchter mit einhundert Lichtern. Die von der Schweidnitzer Orgelbauanstalt Schlag & Söhne gelieferte Kirchenorgel gehört zu den wenigen erhaltenen Orgeln mit romantischer Disposition.
(1) Grundsteinlegung für die Stephanus-Kirche am 31. Oktober 1902. in: Jahresbericht des Evangelischen Kirchenbau-Vereins für Berlin 13 (1902), S. 124-125; Einweihung der Stephanus-Kirche in Berlin am 4. Dezember 1904. in: Jahresbericht des Evangelischen Kirchenbau-Vereins für Berlin 15 (1904), S. 78-79; Die Stephanuskirche. in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 22 (1905), S. 40; Die Stephanus-Kirche in Berlin. in: Schweizerische Bauzeitung 44 (1905), S. 285; Stephanus-Kirche, Prinzen-Allee. in: Berliner Architekturwelt 8 (1906), S. 99-102; Gottwald 1924, S. 196; Lütkemann 1926, S. 100-102; Aner, Walter: Aus der Geschichte der Stephanus-Kirchengemeinde zu Berlin 1904-1929. Berlin 1929; Aus der Geschichte der Stephanus-Kirchengemeinde 1904-1954. Berlin 1954; Kühne/Stephanie 1978, S. 294-295; Stephanuskirche 1904-1979. Berlin [1979]; Müller 1993, S. 341-346; BusB VI, S. 105-106, 382-383; Dehio Berlin 2000, S. 475; Goetz/Hoffmann-Tauschwitz 2003, S. 151.
(2) Im Zweiten Weltkrieg wurden nur die Glasfenster zerstört. Die nach Kartons von Barlösius hergestellten Glasmalereien waren ornamental gestaltet, abgesehen vom Mittelfenster des Chors, das die Steinigung des hl. Stephanus zeigte. Die Ausmalung des Gewölbes wurde 1958 übertüncht.
(3) Die Wandgemälde wurden 1958 übertüncht, sind aber noch erhalten. Unter der dünnen Übermalung zeichnen sie sich deutlich ab. Das Bildnis Gustav Adolfs wurde bereits freigelegt.
Literatur:
- Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 149ff.
Kontakt
Juliane Stamm
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