Denkmaldatenbank

Grabmal Tuerrschmiedt auf dem Domkirchhof II

Obj.-Dok.-Nr. 09030404
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Müllerstraße 71, 72, 73
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1877
Bauherr Tuerrschmiedt

Die Gemeinde des Berliner Doms hatte 1844 in der Oranienburger Vorstadt, an der Liesenstraße, einen Kirchhof angelegt, der aber bereits nach wenigen Jahren belegt war. Um ausreichend Bestattungsflächen anbieten zu können, erwarb die Domgemeinde einen Geländestreifen weit außerhalb der Innenstadt. An der Müllerstraße 71-73 wurde 1870 der Domkirchhof II eröffnet. (1) Auf dem Friedhof sind neben den Hof- und Dompredigern bedeutende Politiker und Unternehmer beigesetzt. Einen hohen künstlerischen Wert besitzt das 1877 aufgestellte Wandgrabmal für Albrecht Constantin Tuerrschmiedt, das sich an die nördliche Kirchhofsmauer lehnt. Das klassizistische Grabmonument wurde vom Deutschen Verein für die Fabrikation von Ziegeln, Kalk und Zement gestiftet. Tuerrschmiedt, der zu den Gründern des Industrieverbands gehörte, war ein enger Mitarbeiter von Friedrich Hoffmann, dem Vereinsvorsitzenden und Erfinder des Ringofens. In der Kolonie Victoriastadt in Lichtenberg hatte Albrecht Constantin Türrschmiedt 1871-75 die technisch richtungsweisenden Betonhäuser erbauen lassen. (2) Die Siegersdorfer Werke bei Bunzlau in Schlesien - im Besitz von Friedrich Hoffmann - lieferten für das Wandgrabmal außerordentlich feine Terrakottasteine, die mit Rankenwerk und antiken Ornamenten geschmückt sind. In der Bogennische, gemauert aus roten Ziegeln und gelben Ornamentsteinen, ist eine Eisengussplatte mit den Namen und Lebensdaten angebracht. Ein mit Akroterien besetzter Giebel ist an drei Seiten mit Inschriften versehen. (3) Die Grabstätte mit den aufwendigen Terrakottasteinen kann man auch als Monument für die künstlerische und technische Leistungskraft der deutschen Tonwarenindustrie verstehen.


(1) BusB X A (3), S. 112; Hammer 1994, S. 189-192.

(2) Die Victoriastadt erstreckt sich zwischen der Nöldnerstraße, ehemals Prinz-Albert-Straße, und der Gemarkungsgrenze von Lichtenberg. Es sind noch mehrere Betonhäuser erhalten, darunter die Gebäude Nöldnerstraße 19, Spittastraße 25, 28, 30 und 40.

(3) Auf dem Giebelfeld ist zu lesen: "SELIG SIND DIE / REINEN HERZENS SIND DENN SIE / WERDEN GOTT SCHAUEN" (Zitat aus den Seligpreisungen, Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, Vers 8). An der linken Seite steht: "DER DEUTSCHE VEREIN FÜR FABRICATION VON ZIEGELN KALK u. CEMENT DEM ANDENKEN SEINES MITBEGRÜNDERS UND SCHRIFTFÜHRERS". Rechts kann man die Jahreszahl "1877" im Lorbeerkranz erkennen, darunter steht "FEC. SIEGERSDORFER WERKE". Die Siegersdorfer Werke wurden 1871 gegründet.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 228

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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