Denkmaldatenbank

Totengräberwohnhaus und Grabmale auf dem St. Philippus-Apostel-Kirchhof

Obj.-Dok.-Nr. 09030399,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Müllerstraße 44, 45
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Totengräberhaus & Grabmal

Unmittelbar neben dem Urnenfriedhof Seestraße, an der Müllerstraße 44-45, liegt der St. Philippus-Apostel-Kirchhof, der einen schmalen, aber sehr tiefen Geländestreifen entlang der Ungarnstraße einnimmt. (1) Als der Friedhof 1859 angelegt wurde, befand sich das Terrain weit außerhalb des städtischen Wohngebiets. Über die ausgebaute Chaussee war der Begräbnisplatz jedoch einfach zu erreichen. (...)


(1) BusB X A (3), S. 124. Die Kirchgemeinde St. Philippus Apostel betreute einen Teilbereich der Spandauer Vorstadt.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 220-221

Teilobjekt Totengräberhaus

Teil-Nr. 09030399,T,001
Sachbegriff Totengräberhaus
Datierung 1867
Umbau 1889, 1908
Entwurf Schmidt, Edward (Baumeister)
Entwurf Sartig, Bernhard (Maurermeister)
Ausführung Seimig, H. (Maurermeister)
Ausführung Stoedtner, Johannes (Maurermeister)
Bauherr Vorstand der St. Philippus-Apostel-Kirchengemeinde

Zu den ältesten Gebäuden an der Müllerstraße gehört das 1867 erbaute Wohnhaus des Totengräbers, ein bescheidenes einstöckiges Gebäude mit Satteldach und einem zweigeschossigen Kopfbau. Baumeister Edward Schmidtarbeitete in der Tradition des Schinkelschen Klassizismus, was man an der hellgelben Backsteinverkleidung und den schmückenden, aus roten Ziegeln gemauerten Einfassungen und Friesen sehen kann. Das Wohnhaus wurde 1889 teilweise aufgestockt und 1908 erweitert. (1)


(1) Am straßenseitigen Giebel des Kopfbaus befand sich ursprünglich ein Erker. Um die Müllerstraße zu verbreitern, wurde der Erker 1927 abgebrochen. Dabei hat man auch den geschmiedeten Zaun zurückgesetzt.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 220

Teilobjekt Grabmal Schöttler

Teil-Nr. 09030399,T,002
Sachbegriff Grabmal
Datierung nach 1925
Entwurf Sintenis, Renée (Bildhauer)
Ausführung Wagert, Fritz
Bauherr Schöttler, Friedrich & Schöttler, Käthe (Tierarzt)

Einen expressionistischen Einfluss zeigt das Grabmal Schöttler, das 1925 von der Berliner Bildhauerin Renée Sintenis geschaffen wurde. Die Backsteinwand wird durch dreieckige Mauerpfeiler gegliedert. Dort sind die ergreifenden Tonfiguren eines Mannes und einer Frau angebracht. Die künstlerisch gestaltete Grabtafel für Käthe Schöttler verweist auf die gegenseitige, niemals aufhörende Liebe. (1) Das Gesims der Grabwand besteht aus fein gearbeiteten Reliefsteinen. Abgebildet sind springende und grasende Fohlen sowie stilisierte expressive Ornamente. Das Grabmal Schöttler musste 1989 abgebaut werden. Die Keramikreliefs sind teils eingelagert, teils in der Friedhofskapelle untergebracht.


(1) Die Inschrift "DIE LIEBE HÖRET / NIMMER AUF" ist ein frei zitierter Bibelvers nach dem 1. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 13, Vers 8. Unter der Inschrift ist eine liegende, aufgestützte Frau zu sehen. Käthe Schöttler, geb. Gehrke, lebte von 1878 bis 1925. 1935 wurde eine einfache Keramikplatte angebracht, die an Prof. Dr. med. vet. Friedrich Schöttler (1869-1935) erinnert.

Teilobjekt Grabmal Wittler

Teil-Nr. 09030399,T,003
Sachbegriff Grabmal
Datierung nach 1925
Bauherr Wittler (Brotfabrikant)

In der Nähe der 1877 erbauten und 1900 veränderten Friedhofskapelle findet man die Grabstätte der Familie Wittler. Hier sind August und Heinrich Wittler beigesetzt, die in der Maxstraße Berlins größte Brotfabrik betrieben und maßgeblich zur Industrialisierung des Nahrungsmittelgewerbes beitrugen. Die Anlage besteht aus einer etwa 1925 entstandenen dreiteilig geschwungene Grabwand mit Inschriftentafeln und seitlich einfassenden, niedrigen Mauern. Die Figuren sitzender Mädchen am Ende der Mauern sind als Sinnbilder des sich erneuernden Lebens Lebens aufzufassen. (1)


(1) Die Figuren erinnern mit ihrer kindlichen Haltung und Gestik an die Kindergruppen, die, grschaffen von Ignatius Taschner, in vielen Berliner Schulen von Ludwig Hoffmann zu sehen sind.

Teilobjekt Mausoleum Bathmann

Teil-Nr. 09030399,T,004
Sachbegriff Grabmal & Mausoleum
Datierung 1927-1928
Entwurf Conrad, A. (Architekt)
Bauherr Bathmann, Hans (Rechtsanwalt)
Ausführung G. Schleicher und Co.

Dass die neoklassizistische Formenwelt auch nach dem Ersten Weltkrieg präsent blieb, zeigt das Mausoleum Bathmann, das 1927-28 von A. Conrad als verkleinerte Kopie eines dorischen Tempels errichtet wurde. Eine monumentale Eingangsseite mit Freitreppe, Säulenvorhalle und Dreiecksgiebel wendet sich der Hauptachse des Friedhofs zu. Die antikisierende Architektur soll den hohen gesellschaftlichen Rang und die humanistische Bildung der Familie Bathmann demonstrieren. Im Mausoleum ruhen Oberbaurat Carl Bathmann, Reichbahndirektor Paul Bathmann und Rechtsanwalt Hans Bathmann.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 221

Teilobjekt Grabmal Familie Robert Rohn

Teil-Nr. 09030399,T,005
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1909

Der Kirchhof wird über eine durchgehende Mittelachse erschlossen. Auf den seitlichen Grabflächen stehen einige künstlerisch bedeutende Grabmonumente. Beeindruckend ist das 1909 aufgestellte Grabmal der Familie Robert Rohn, das stilisierte neoromanische Motive und Elemente des Jugendstils vereint. Die Grabwand besteht aus schwarzem Granit, der jedoch durch eingesetzte polychrome Materialien eine subtile farbige Ausstrahlung besitzt. In der mittleren Bogennische, die mit einem polygonal gebrochenen Giebel abschließt, ist ein Bronzerelief angebracht, während an verschiedenen Stellen kleine, in den Stein eingelassene Mosaikflächen mit ornamentalen Kreuzen zu sehen sind. Eine mächtige neoklassizistische Grabwand, errichtet 1913, erinnert an Magistratsbaurat Ernst Behner, der in der städtischen Tiefbauabteilung beschäftigt war. Als Architekt hatte er den Bau der Hindenburgbrücke geleitet.

Teilobjekt Grabmal Ernst Behner

Teil-Nr. 09030399,T,006
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1913

Das Grabmal Behner zitiert antike Bauformen. Dorische Säulen tragen wuchtiges Gebälk mit einer gestuften Attika. In der mittleren Nische steht ein antikisierender Wannensarkophag. Die Reliefs gehen auf frühchristliche Vorbilder zurück.

Teilobjekt Grabmal Kurt Klemke

Teil-Nr. 09030399,T,007
Sachbegriff Grabmal
Datierung 1924

Die Grabmonumente der 1920er Jahre zeichnen sich durch eine große künstlerische Vielfalt aus. Das 1924 aufgestellte Grabmal für Kurt Klemke, ausgeführt in rotem Kunststein, verwendet antike und frühchristliche Motive. Die Grabstele wird von dorischen Säulen gerahmt. Davor steht ein sarkophagähnlicher Blumentrog, der mit einem Relief verziert ist. Anker und Fische im Medaillon, umgeben von Rankenwerk, verkünden die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben. (1)


(1) Der Anker ist das Symbol der Hoffnung. Die Fische sind ein frühchristliches Zeichen für Jesus Christus. Fische und Anker ergeben zusammen ein Kreuz.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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