Denkmaldatenbank
Krematorium auf dem Urnenfriedhof Wedding
09030378 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Wedding |
Adressen | Adolfstraße 28 Plantagenstraße 30, 31 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Krematorium & Friedhofsmauer & Toranlage |
Entwurf | 1907 |
Datierung | 1909-1910 |
Umbau | 1913-1915, 1936 |
Entwurf | Müller, William (Architekt) |
Ausführung | Schröder, Rudolph (Architekt) |
Entwurf | Jansen, Hermann |
Bauherr | Verein für Feuerbestattung e.V. |
Der 1828 angelegte und später erweiterte Friedhof zwischen Gericht-, Ruheplatz-, Plantagen- und Adolfstraße war der erste kommunale Bestattungsplatz Berlins. (1) Auf ihm wurden die mittellos verstorbenen Bewohner der nördlichen Stadtviertel beigesetzt. Auch die 1835 gegründete Nazarethgemeinde nutzte ihn zeitweise als Begräbnisstätte. 1879 wurde der Armenfriedhof aufgelassen. Als der Magistrat 1902 beschloss, das Gelände in einen Park umzuwandeln, beantragte der Verein für Feuerbestattungen, auf diesem Gelände einen Urnenfriedhof mit Urnenhalle anlegen zu dürfen. William Müller erbaute 1909-10 das Krematorium Wedding, Gerichtstraße 37-38, das 1912 als städtische Einrichtung eröffnet wurde, nachdem der preußische Staat die lange umstrittene Feuerbestattung 1911 erlaubt hatte. (2) Es war das erste Krematorium in Berlin und das dritte in Preußen. Bei der Gestaltung der monumentalen Urnenhalle vereinte William Müller, ein Schüler von Alfred Messel, neoklassizistische und frühchristliche Architekturformen. Der mächtige achteckige Zentralbau schließt mit einem hohen Mansarddach. Hinter dem laternenartigen Aufbau verbirgt sich die Mündung des Schornsteins. Die 17 m hohe Feierhalle erinnert mit ihren Urnennischen an antike römische Grabbauten. Zwei umlaufende Galerien führen zu den Nischen, die in die verputzten Wände eingelassen sind. Die Flügelbauten und die rückwärtigen Wirtschaftsgebäude wurden 1913-15 von Hermann Jansen, einem Mitarbeiter des 1913 verstorbenen Architekten, ausgeführt. (3) Eine feierliche Stimmung erweckt der achtseitige Vorhof, der von einem offenen Pfeilergang und zweigeschossigen Seitengebäuden umschlossen wird. Die Flügelbauten dienen als Kolumbarien. Die Nischenwände des Kellers und der beiden Hauptgeschosse nehmen Urnen auf. Polygonale Eckbauten bilden einen monumentalen Zugang zum Innenhof, den symbolhafte Skulpturen, mächtige Greifen, bewachen. Das schmiedeeiserne Gitter stammt von Julius Schramm. Im Pfeilergang des Vorhofs stehen neoklassizistische und moderne, teils mit barocken Motiven gestaltete Grabmonumente des frühen 20. Jahrhunderts. (4) Der sitzende Jüngling, der die Grabstätte der Familie Kaufmann im Kolumbarium ziert, wurde 1911 vom Bildhauer Hugo Kaufmann geschaffen. (5)
(1) Die erste Bestattung fand 1831 statt. Der Friedhof wurde 1834, 1856 und 1862 bis zur heutigen Größe erweitert, vgl. BusB X A (3), S. 1-4, 114.
(2) Anlagen für Feuerbestattung. II. Die Urnenhalle des "Vereins für Feuerbestattung" in der Gericht-Straße in Berlin. in: Deutsche Bauzeitung 45 (1911), S. 461-462; Beutinger, Emil: Handbuch der Feuerbestattung und ihre geschichtliche Entwicklung von der Urzeit bis zur Gegenwart. Technische und künstlerische Anforderungen an neuzeitliche Krematorien und die damit zusammenhängenden Anlagen. Leipzig 1911, S. 216-220; Die Innen-Einrichtung des Berliner Krematoriums in der Gerichtstraße. in: Flamme Nr. 611 (1920), Sp. 134; Gottwald 1924, S. 156-157; Zieler, O.: Die Entwicklung des Krematorienbaus. in: Die Baugilde 19 (1937), S. 1191, 1198-1199, 1207; Tschirner, Arthur: 25 Jahre Krematorium Berlin-Wedding - 25 Jahre Feuerbestattung in Berlin. Berlin 1937, S. 26-46; BusB X A (3), S. 2-3; 74-76; 114; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 166-167; Stürzbecher 1984, S. 309-310; Mahlich, Karin: Das Krematorium Wedding. in: Geschichtslandschaft 1990, S. 170-187; Dehio Berlin 2000, S. 483; Winter, Henning: Die Architektur der Krematorien im Deutschen Reich 1878 - 1918. Dettelbach 2001, S. 137-141.
(3) 1936-37 wurde nach Plänen von Oberbaurat Hompel eine zweite Feierhalle angebaut, die eine seit 1920 bestehende provisorische Feierhalle ersetzt.
(4) An der Rückwand der Pfeilerhalle sind folgende Grabstelen angebracht: An den Architekten des Krematoriums, William Müller (1871-1913), erinnert eine neoklassizistische Grabwand. Es folgen die Grabstätten für Paula Dellheim (1874-1920), geschaffen 1920, Selma Krüger (1846-1913) und Carl Krüger (1852-1931), geschaffen 1913 von Robert Pansin, Hedwig Kraus (1853-1932) und Robert Kraus (1846-1916), geschaffen 1916, Karl Grunze (1870-1921) und Paul Köbe (1886-1936), geschaffen 1921. Ein großes Relief für Arthur Bodo Friedheim (1857-1922) zeigt einen Jüngling mit verlöschender Fackel. Im Warteraum ist eine Aktfigur von Adolf Brütt aufgestellt ("Opus 100"). Die rückwärtige Hälfte der Skulptur besteht aus unbehauenem Marmor.
(5) Das Gipsmodell der Skulptur war 1911 auf der Ausstellung der Münchner Sezession ausgestellt, siehe Thieme/Becker. Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. v. Hans Vollmer. Bd. 20. Leipzig 1927, S. 8-9.
Literatur:
- BusB X A 3 1981 / Seite 74-76
- Deutsche Bauzeitung 45 (1911) 54 / Seite 461-463
- Mahlich, Karin/ Das Krematorium Wedding, in: Geschichtslandschaft, Wedding, 1990 / Seite 170-188
- Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 183
Kontakt
Juliane Stamm
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