Denkmaldatenbank

Institut für Zuckerindustrie

Obj.-Dok.-Nr. 09030342
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Amrumer Straße 32
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Institutsgebäude & Laboratorium & Museum
Datierung 1901-1903
Umbau 1928, 1956
Entwurf Adams, Anton (Architekt)
Ausführung AG für Bauausführungen
Bauherr Verein der Deutschen Zuckerindustrie

Das Institut für Zuckerindustrie wurde 1867 als weltweit erste Forschungseinrichtung des Nahrungsmittelgewerbes gegründet. Das Labor zog 1903 in ein großzügig ausgestattetes Institutsgebäude an der Amrumer Straße 32, Ecke Seestraße. (1) Das stattliche Bauwerk wurde 1901-03 von Anton Adams errichtet, der im Ministerium der öffentlichen Arbeiten für große Staatsbauten zuständig war, unter anderem für die Preußische Staatsbibliothek. Die beherrschenden neobarocken Motive sind in eine strenge architektonische Ordnung eingebunden. Das Gebäude besitzt eine schlichte Putzfassade mit großen Rechteckfenstern. Das Erdgeschoss, verkleidet mit roten Sandsteinquadern, ist als Sockel zu verstehen. Einen lebendigen Eindruck erweckt der asymmetrisch angeordnete Turm, der das Hauptdach durchbricht und mit einer geschwungenen Haube das Institutsgebäude bekrönt. Die Laterne ist mit Kupfer verkleidet. Zum Turm gehört eine Sonnenuhr. Das Sandsteinportal weist auf die Nutzung hin. Das Kopfrelief der Göttin Athene über der Schrifttafel mit dem Institutsnamen steht symbolhaft für die wissenschaftliche Forschung. Über dem Eingang kann man Füllhörner erkennen, aus denen Zuckerrüben, anspielend auf die Zuckerindustrie, kleinen lauernden Ratten entgegenfallen. Im großzügigen Vestibül und im Haupttreppenhaus mit seinen geschwungenen Treppenläufen sind die barocken Bauformen fortgeführt. Das Hauptgebäude, das Labor, Arbeitsräume, Bibliothek und Hörsaal beherbergt, erhielt eine überaus moderne technische Ausstattung. Zum ursprünglichen Bestand gehört der Lastenaufzug im hofseitigen Nebenturm, der noch von Holzschienen geführt wird. Im schlichten Seitenflügel ist ein großes Laboratorium eingerichtet. Es schließt sich die Versuchsfabrik an, die mit ihren Geräten aus verschiedenen Zeiten als technisches Denkmal zu betrachten ist. Das Institut für Zuckerindustrie, eng verbunden mit der Geschichte der Zuckerherstellung, ruft in Erinnerung, dass die preußische Hauptstadt der Ausgangspunkt für die Gewinnung von Rübenzucker war. Andreas Sigismund Marggraf entdeckte 1747 in Berlin, dass die Runkelrübe Zucker enthält. Franz Carl Achard konnte 1798 in Berlin-Kaulsdorf den ersten Rübenzucker erzeugen. Das Institut hat selbst dazu beigetragen, dass aus Zucker, jahrhundertelang ein Luxusgut, ein billiges Grundnahrungsmittel wurde. Die Einrichtung wurde 1978 in die Technische Universität Berlin eingegliedert. (2) Über die Kulturgeschichte des Zuckers informiert das 1904 eröffnete Zucker-Museum, das seit 1995 zum Deutschen Technikmuseum gehört.


(1) Herzfeld, Alexander: Rückblick auf die Entwicklung des Instituts für Zucker-Industrie. Berlin 1917; Gottwald 1924, S. 111-112; Denkschrift zum 75jährigen Bestehen des Vereins der Deutschen Zucker-Industrie 1850-1925. Berlin 1925; Hundert Jahre der Deutschen Zuckerindustrie 1850-1950. Hrsg. vom Verein der Zuckerindustrie. Berlin 1950; Hirschmüller, Hermann: Wissenschaft geht betteln. Tatsachenbericht über den Existenzkampf des deutschen Zuckerinstituts. Berlin 1950, S. 7-17; Olbrich, Hubert: Preußen, die Wiege des Rübenzuckers. in: Schwarz 1981, Bd. 1, S. 371-381; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 171-172; Schwarz 1984, Bd. 3, S. 40; Olbrich, Hubert: Neueröffnung 1989. Zucker-Museum. Hrsg. v. Zucker-Museum. Berlin 1989 [Faltblatt]; Mahlich, Karin: Institut für Zuckerindustrie. in: Geschichtslandschaft 1990, S. 341-356.

(2) Nach 1945 hatte die westdeutsche Zuckerindustrie die weitere Finanzierung verweigert. Das Institut wurde aber vom Land Berlin weiter betrieben. Heute gehört es zum Institut für Lebensmitteltechnologie der Technischen Universität Berlin.

Literatur:

  • Mahlich, Karin/ Institut für Zuckerindustrie in
    Geschichtslandschaft, Wedding, 1990 / Seite 341-356
  • Schultze, F./ Anton Adams in
    Zentralblatt der Bauverwaltung 93 (1915) / Seite 614-615
  • N.N./ Geheimer Baurat Anton Adams in
    Deutsche Bauzeitung 49 (1915) 94 / Seite 524
  • Baerwald, Alex/ Anton Adams in
    Wochenschrift des Architektenvereins zu Berlin 11 (1916) / Seite 50-51
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 200

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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