Denkmaldatenbank

ABOAG-Verwaltungsgebäude, Autobusbetriebshof

Obj.-Dok.-Nr. 09030332
Bezirk Mitte
Ortsteil Gesundbrunnen
Adressen Usedomer Straße 24

Jasmunder Straße 2, 2A

Wattstraße 22, 24
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Betriebshof & Mietshaus & Werkstatt & Verwaltungsgebäude
Datierung 1911-1912
Umbau 1929-1930
Entwurf Ahrens, Franz (Architekt)
Bauherr Allgemeine Berliner Omnibus AG (ABOAG) & Berliner Verkehrs AG

Auf dem Baublock zwischen Stralsunder und Usedomer Straße eröffnete die Allgemeine Berliner Omnibus-Aktien-Gesellschaft (ABOAG) nach 1896 drei Betriebshöfe und Werkstätten für den Pferde-Omnibusverkehr im nördlichen Berlin. (1) Die ursprünglich getrennten Anlagen wurden 1928 zu einem großen Autobusbetriebshof verbunden, der über die Einfahrt an der Usedomer Straße 24 zu erreichen ist und die Grundstücke Jasmunder Straße 2-2A sowie Wattstraße 22-24 umfasst. Die Bauten errichtete Franz Ahrens, der Hausarchitekt des Verkehrsunternehmens. Das älteste Gebäude des Betriebshofs, ein 1900 erbauter Pferdestall an der Usedomer Straße, wurde 1980 abgerissen. (2) Das fünfgeschossige Werkstatt- und Personalgebäude, errichtet 1910-12, fügt sich in den geschlossenen Blockrand an der Jasmunder Straße ein. (3) Franz Ahrens bildete eine vertikal gegliederte Straßenfront aus. Die verputzten Lisenen zwischen den backsteinverkleideten Wandfeldern geben einen strengen Rhythmus vor, der von den stabartige Wandvorlagen zwischen den Fenstern der oberen Geschosse aufgegriffen wird. Ahrens verzichtete auf eine historisierende Dekoration und verwendete stattdessen abstrahierte Backsteinornamente. Die seitliche Treppenhausachse, die das ausladende Hauptgesims unterbricht, ist turmartig nach oben verlängert. Über der Autobusgarage, erreichbar über die Tore im Erdgeschoss, liegen Werkstätten und Verwaltungsräume. (4)

Der ältere Betriebshof an der Wattstraße wurde 1928-30 durch ein riesige stützenfreie Autobushalle ersetzt , (5) für die Franz Ahrens eine beeindruckende ingenieurtechnische Konstruktion entwarf, wie er sie kurz zuvor für die Autobushallen in der Eichenstraße in Treptow und in der Helmholtzstraße in Charlottenburg geschaffen hatte. (6) Den Betriebsraum überspannen eiserne Dreigelenkbinder mit einer extremen Stützweite von 63 m, die das gewaltige Segmentbogendach mit Oberlichtraupen tragen, aber dennoch erstaunlich leicht wirken. Zwischen den Bindern sind Bimsbetonplatten eingelegt, die einst durch eine farbige Gestaltung die zweckmäßige Konstruktion belebten. Die zum Hof weisende Giebelseite ist weitgehend verglast. In der Halle werden bis heute Busse gereinigt, untersucht und gewartet. Vor der östlichen Kopfseite der Autobushalle ordnete Ahrens ein Gebäude an, das Werkstätten und Wohnungen für Betriebsangehörige unter einem Dach vereint. Zur Wattstraße ist ein repräsentativen Vorhof ausbildet. Die künstlerisch bedeutende Fassade greift Motive des barocken Schlossbaus auf, die hier aber in maßvollen expressiven Formen abgewandelt sind. Seitenflügel aus rotem Backstein rahmen die zurückgesetzte Front, die mit dunklen Klinkern verkleidet ist. Die monumentalen Lisenen erinnert an das älterere Gebäude an der Jasmunder Straße. Das zweite Stockwerk wird als Beletage mit expressiv gestalteten Fensterverdachungen und einem Streifenrelief von vor- und zurückgesetzten Klinkerlagen betont. Die bis zum Boden reichenden Fenster des Erdgeschosses belichten die Reparaturgruben der anschließenden Autobuswerkstatt. Wohnungen, die durch Laubengänge an der Rückseite erschlossen werden, waren für Beschäftigte des Verkehrsunternehmens gedacht. Der Betriebshof wird bis heute von den Berliner Verkehrsbetrieben genutzt.


(1) Bilder zur Geschichte der Allgemeinen Berliner Omnibus-Aktien-Gesellschaft. Zur Feier des 60jährigen Bestehens am 25. Juni 1928 [Umschlagtitel: ABOAG 1868-1928]. Berlin 1928; BusB X B (1), S. 269-270; 75 Jahre Autobusbetriebshof Usedomer Straße. 18. November 1905 - 1980. Berlin [1980].

(2) BusB X B (1), S. 269. Neben dem Pferdestall, 1906 umgebaut in eine Garage für motorgetriebene Omnibusse, wurde 1909-10 ein Verwaltungsgebäude errichtet, das ebenfalls nicht mehr erhalten ist.

(3) BusB X B (1), S. 244, 269.

(4) Die Tore sind heute zum Teil vermauert. Der kleinere Seitenflügel wurde um 1926 abgebrochen. Der größere Seitenflügel und die Rampe, mit der die Autobusse auch in das Obergeschoss fahren konnten, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

(5) Quarg, G.: Ein neuer Omnibus-Betriebshof der Berliner Verkehrs-A.-G. in: Verkehrstechnik 11 (1930), S. 339-342; Riedrich, Otto: Die neuen Betriebshöfe für Kraftomnibusse der Berliner Verkehrs-A.G. in: Deutsche Bauzeitung 65 (1931), Beilage Konstruktion und Ausführung, S. 53-58; BusB X B (1), S. 243-244, 269.

(6) Das Prinzip, einen stützenlosen Raum zu schaffen, stimmt überein. Die Konstruktion ist jedoch jeweils variiert. Anders als in Treptow bildete Ahrens hier vollwandige Dreigelenkbögen mit hochliegendem Zugband aus.

Literatur:

  • BusB X B 1 1979 / Seite 243f.
  • Matthes, C., Der Wedding wie er war und wie er wurde, Berlin 1935 / Seite 59
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 101f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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