Denkmaldatenbank

Siegmund Bergmann Glühlampen AG, Osram GmbH (ab 1935)

Obj.-Dok.-Nr. 09030311,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Oudenarder Straße 14, 16

Groninger Straße 25, 27

Liebenwalder Straße 21, 29

Seestraße 64, 65
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Fabrik & Verwaltungsgebäude
Datierung 1888-1889, 1896-1914, 1936-1937
Bauherr Siegmund Bergmann Glühlampen AG
Bauherr Osram GmbH

Die am Rand des Wohngebiets gelegenen Fabriken der Bergmann Elektrizitätswerke AG, später Osram GmbH, bezeichnen einen bedeutenden historischen Standort der elektrotechnischen Industrie in Berlin. (1) Zwischen Liebenwalder und Oudenarder Straße ließ sich 1890 die Siegmund Bergmann & Co. AG nieder, die Installationsmaterial und elektrische Anlagen herstellte. Siegmund Bergmann hatte bei Thomas Alva Edison gearbeitet, in Amerika eine erste Gesellschaft zur Vermarktung der elektrischen Beleuchtung gegründet, dann aber seine Anteile verkauft. 1890 gründete er in Berlin ein neues Unternehmen, das elektrische Installations- und Steuervorrichtungen produzierte und 1904 mit der Herstellung von Glühlampen begann. Die Fabrik wurde 1935 von der Osram GmbH übernommen, in Osram Werk B umbenannt und zum größten Glühlampenwerk Europas ausgebaut. Nach 1990 wurde die Produktion an andere Standorte verlagert. Die sogenannten Osram-Höfe beherbergen heute ein vielfältig genutztes Geschäfts- und Gewerbezentrum.

Das Glühlampenwerk besteht aus mehreren Geschossfabriken, die in verschiedenen Bauabschnitten zwischen 1904 und 1910 entstanden sind, aber mit ihrer gelben Klinkerverkleidung ein einheitliches Bild bieten. Weitere Bauten kamen 1912-14 und 1936-37 hinzu. Die Fabrikgebäude ordnen sich in das umliegende Wohngebiet ein, indem sie Straßenflucht und Traufhöhe der Mietshäuser aufnehmen. An Oudenarder, Groninger und Liebenwalder Straße bilden sie einen geschlossenen Blockrand. Die fünfgeschossigen Fabrikbauten der Jahrhundertwende, entworfen von Hermann Enders, besitzen einen einfachen, auf die Produktion ausgerichteten Aufbau. Die Stahlskelettkonstruktion erlaubte den Bau stützenarmer Fabrikationssäle mit großen Fenstern. Durch die Backsteinverkleidung schuf der Architekt ein einheitliches und ansprechendes Äußeres.


(1) BusB IX, S. 44-45, 95; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 168-169; Schwarz 1984, Bd. 3, S. 41; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 200-201; Dehio Berlin 2000, S. 479.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 44f., 95, 104
  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 200f.
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 215-217

Teilobjekt Fabrikgebäude 8/10

Teil-Nr. 09030311,T,001
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1888-1889
Umbau 1899
Entwurf Borchardt, C. & Borchardt, B. (Architekt)
Ausführung Grabke (?)
Bauherr Rothmann, Hermann (Glasermeister)
Adressen Oudenarder Straße 16

Liebenwalder Straße 31

Auf der Blockinnenfläche stehen verschiedene Bauten, die den Fabrikhof begrenzen. Als Siegmund Bergmann 1890 das Gelände erwarb, übernahm er ein schlichtes, schmuckloses Backsteingebäude, das C. und B. Borchardt 1888-89 errichtet hatten (Gebäude 8).

Teilobjekt Fabrikgebäude 12

Teil-Nr. 09030311,T,002
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1896
Umbau 1901
Entwurf Enders, Hermann (Baumeister)
Entwurf Hahn (Baumeister)
Ausführung Held und Francke
Adressen Oudenarder Straße 16

Einen künstlerischen Anspruch vermittelt das 1896 errichtete Hofgebäude (Gebäude 12), das mit seiner spätklassizistischen Architektur an die Bauten Hermann Blankensteins erinnert. Die Wandflächen sind mit ornamentalen Friesen aus grünen und roten Ziegeln verziert. (1)


(1) Die Wandflächen und Segmentbogenfenster der Obergeschosse hat man später beseitigt und durch großflächig verglaste Öffnungen ersetzt.

Teilobjekt Fabrikgebäude 9

Teil-Nr. 09030311,T,003
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1903
Entwurf Enders, Hermann (Baumeister)
Ausführung Held und Francke
Adressen Liebenwalder Straße 29

Das Fabrikgebäude Liebenwalder Straße 29 (Gebäude 9), das Hermann Enders 1903 in eine Baulücke einfügte, passt sich mit seiner lebendigen Fassade den umliegenden Mietshäusern an. (1) Durchgehende Wandpfeiler aus gelben Klinkern wechseln mit Bogenfenstern, roten Backsteineinfassungen und weißen Putzflächen. Mit der ovalen Fenstergruppe im fünften Stockwerk wurde ein Jugendstilmotiv auf den Industriebau übertragen. Das blockhafte Kesselhaus (Gebäude 11) im Fabrikhof wurde 1937 von Waldemar Pattri erbaut, während die beiden Schornsteine mit ihrer ornamentalen Backsteinverkleidung noch aus der Zeit um 1900 stammen.


(1) Das Gebäude wurde 1984 in ein Wohnhaus umgebaut, siehe Stadterneuerung Wedding Liebenwalder Straße. Hrsg. von der Wohnen am Wedding KG [Berlin 1984]; Der Wedding im Wandel der Zeit. Hrsg. vom Bezirksamt Wedding von Berlin. Berlin 1985, S. 80-83.

Teilobjekt Fabrikgebäude 13/14

Teil-Nr. 09030311,T,004
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1904-1906
Umbau 1958
Entwurf Enders, Hermann (Architekt)
Ausführung Held und Francke (Baufirma)
Adressen Groninger Straße 25

Liebenwalder Straße 21

Das 1904-06 erbaute Fabrikgebäude an Liebenwalder Straße 21/Groninger Straße (Gebäude 13, 14) demonstriert diese zweckmäßige Bauweise. (1) Der Bauschmuck beschränkt sich auf wenige Einfassungen und Ornamente aus roten Klinkern. Lediglich die ehemalige Durchfahrt zum Fabrikhof ist durch eine Portalachse hervorgehoben.


(1) BusB IX, S. 95.

Teilobjekt Fabrikgebäude 4/5/6

Teil-Nr. 09030311,T,005
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1905-1910
Entwurf Enders, Hermann (Baumeister)
Ausführung Held und Francke
Adressen Seestraße 64

Oudenarder Straße 16

Für die Geschossfabrik Oudenarder Straße 16/Seestraße (Gebäude 4, 5, 6), die 1905-10 in drei Abschnitten errichtet wurde, entwarf Hermann Enders eine aufwendige, mehr repräsentative Straßenfassade, weil sich dieser Fabrikteil der verkehrsreichen Seestraße zuwendet (Abb. 188). (1) Der Architekt betonte die abgerundete Straßenecke mit gestuften Wandpfeilern und einem gedrungenen Giebel. Die unteren Geschosse heben sich durch das bestimmende Rundbogenmotiv ab.


(1) BusB IX, S. 95.

Teilobjekt Fabrikgebäude 32

Teil-Nr. 09030311,T,006
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1910
Umbau 1957, 1959
Entwurf Schirop, Richard (Architekt)
Ausführung Boswau und Knauer
Adressen Oudenarder Straße 14

Um das Glühlampenwerk zu erweitern, erwarb die Bergmann Elektrizitätswerke AG das Grundstück nördlich der Oudenarder Straße. Dort errichtete Richard Schirop 1910 die viergeschossige Geschossfabrik Groninger Straße 25/27 und Oudenarder Straße 14 (Gebäude 32), die mit ihrer gelben Klinkerfassade, den großen Rechteckfenstern und dem sparsam eingesetzten Bauschmuck den älteren Fabrikbauten von Hermann Enders ähnelt. (1) Der langgestreckte Flügel wurde 1912-14 um einen Verwaltungs- und Labortrakt an der Seestraße 64 erweitert (Gebäude 31, Abb. 190). Mit einer abgewinkelten Straßenfront begrenzt das Gebäude einen begrünten dreieckigen Platz. Richard Schirop entschied sich gegen die übliche Backsteinverkleidung. Nach dem Vorbild der Geschäftshausarchitektur um 1910 schuf er ein vornehmes Verwaltungsgebäude, dessen neoklassizistische Putzfassade durch Sockel, Streifenquaderung, Wandpfeilern und Lisenen gegliedert wird.


(1) BusB IX, S. 95. In dieses Gebäude zog 1934 der Versandhandel des jüdischen Kaufmanns Karl Amson Joel aus Nürnberg, der sich in der Großstadt Berlin mehr Sicherheit vor der nationalsozialistischen Gefahr erhoffte. 1938 wurde der Betrieb "arisiert" und von Josef Neckermann unter Wert gekauft, der den Kaufpreis jedoch nicht zahlte und erst in den 1950er Jahren zu Entschädigungszahlungen verurteilt wurde. Josef Neckermann produzierte hier Arbeitskleidung für Zwangsarbeiter und Wehrmachtsuniformen, bevor er nach dem Krieg mit dem Versandhandel großen Erfolg hatte. Vgl. "Die Akte Joel", Film von Beate Thalberg, D/A 2000.

Teilobjekt Gebäude 31

Teil-Nr. 09030311,T,007
Sachbegriff Verwaltungsgebäude & Laboratorium
Datierung 1912-1914
Umbau 1934
Entwurf Schirop, Richard (Architekt)
Ausführung Boswau und Knauer
Adressen Seestraße 65

Oudenarder Straße

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 217

Teilobjekt Fabrikgebäude 7

Teil-Nr. 09030311,T,008
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1936-1937
Umbau 1947, 1961
Entwurf Pattri, Waldemar (Architekt)
Ausführung Siemens Bauunion & Philipp Holzmann
Adressen Oudenarder Straße 16

Groninger Straße 27

Die Geschossfabrik an der Ecke Groninger Straße und Oudenarder Straße (Gebäude 7) verbindet die beiden älteren Fabrikteile (Abb. 189). Das 1936-37 von Waldemar Pattri erbaute Gebäude besitzt eine moderne, klar gegliederte Fassade, die, anknüpfend an den Industriebau der 1920er Jahre, souverän und zeitlos wirkt. (1) Der Architekt hat die beiden unteren Geschosse, verkleidet mit violetten, dann mit gelben Klinkern, zu einem massiven Sockel zusammengefaßt. Die Fenster sind als große Öffnungen in das Mauerwerk eingeschnitten. Über dem Sockel folgt ein Kubus, der vollkommen verglast ist, während schlanke, außen vorgesetzte Pfeiler eine vertikale Ordnung vorgeben. Hinter den Glasflächen liegen zwei Fabrikgeschosse. Das zurückgesetzte fünfte Stockwerk kann man im Straßenraum nicht erkennen. An der Hofseite ordnete Waldemar Pattri kubische Treppen- und Aufzugstürme an, die teilweise verglast sind. Ein wuchtiger Turmblock, der 33 m aufragt, beherrscht den Fabrikhof.


(1) BusB IX, S. 70-71, 95, 104; Schäche 1991, S. 443-444.

Teilobjekt Gebäude 11

Teil-Nr. 09030311,T,009
Sachbegriff Kesselhaus & Schornstein
Datierung 1937
Entwurf Pattri, Waldemar (Architekt)
Ausführung Philipp Holzmann & Rheinmetall Borsig
Adressen Oudenarder Straße 16

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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