Denkmaldatenbank

Königliche Preußisches Institut für Infektionskrankheiten, Mausoleum für Robert Koch, Robert-Koch-Institut

Obj.-Dok.-Nr. 09030308
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Nordufer 20

Föhrer Straße 1

Buchstraße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Laboratorium
Entwurf 1897
Datierung 1898-1900
Umbau 1912-1913, 1955-1962
Entwurf Habelt (Baumeister)
Entwurf Mehner (Baumeister)
Ausführung Ramelowsche Erben
Bauherr Königl. Ministerial-Bau-Kommission

Auf dem dreieckigen Grundstück am Nordufer 20, begrenzt von Buchstraße und Föhrer Straße, ließ der preußische Staat 1897-1900 ein Institutsgebäude für das 1891 gegründete Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten errichten. (1) Seit 1912 ist das Institut nach Robert Koch benannt, um den Begründer der modernen medizinischen Mikrobiologie zu ehren, der entscheidend zur Erforschung von Tuberkulose, Cholera, Pest, Malaria und anderen Krankheiten beigetragen hat. Dem Robert-Koch-Institut ist die Eindämmung der bedrohlichen Infektionskrankheiten zu verdanken. Die Baumeister Habelt und Mehner errichteten ein dreigeschossiges Gebäude mit zurückhaltend eingesetzten Elementen der deutschen Neorenaissance, das aus einem Haupttrakt und zwei Seitenflügeln besteht. Der Ehrenhof wendet sich dem Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal zu. Die roten Backsteinfassaden sind durch Gesimse und Einfassungen aus Sandstein gegliedert. Für eine repräsentative Erscheinung sorgt der Mittelrisalit mit Hauptportal, Bogenfenstern, Treppengiebel und flankierenden Türmen. (2) Hinter den großen Bogenöffnungen liegt das herrschaftliche Treppenhaus. Die 1960 geschaffenen Glasfenster, entworfen von Götz Löpelmann und ausgeführt von August Wagner, zeigen Pilze und Bakterien in mikroskopischer Vergrößerung. Über kreuzgratgewölbte Flure erreicht man Laboratorien und Arbeitsräume. Im dritten Stockwerk liegt die Bibliothek, die noch die ursprüngliche Raumgestaltung mit hölzernen Regalen und geschickt angeordneten Galerien zeigt, während der Lesesaal eine zeittypische Ausstattung im Stil der 1950er Jahre besitzt. Nachdem dem Tod Robert Kochs 1910 wurde im Hauptgeschoss des westlichen Seitenflügels ein weihevolles Mausoleum eingerichtet. (3) Mit der schmucklosen, aber sehr kostbaren Marmorverkleidung, dem Reliefbild und den geschmiedeten Fenstergittern ist das Mausoleum ein überzeugendes Beispiel für die neoklassizistische Kunst der beginnenden Moderne. Unter einer Marmorplatte ist die Asche Robert Kochs beigesetzt. Dass in einem öffentlichen Gebäude eine Grabstätte eingerichtet werden konnte, lässt sich damit erklären, dass es 1910 in Preußen noch kein Feuerbestattungsgesetz gab. Der Vorraum beherbergt ein Museum, in dem Leben und Werk des großen Wissenschaftlers vorgestellt werden. Das Robert-Koch-Institut wurde 1955 umgebaut. (4) Dabei hat man die Außenwand des Haupttrakts links und rechts des Mittelrisalits nach außen versetzt, ohne jedoch den schlossähnlichen Charakter des Ehrenhofs zu verändern. Neben dem Hauptgebäude steht ein schlichter Backsteinbau mit Walmdach und Treppenturm, den Baumeister Mehner 1912-13 für die "Wutschutzabteilung" (Tollwutschutz) errichtet hat.


(1) Gottwald 1924, S. 110-111; 75 Jahre Robert-Koch-Institut. 1. Juli 1966. Hrsg. aus Anlaß des 75jährigen Bestehens des Robert-Koch-Instituts des Bundesgesundheitsamtes zu Berlin von Georg Henneberg. Berlin 1966; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 174-175; Stürzbecher 1984, S. 308; Schimmler 1985, S. 84; 100 Jahre Robert-Koch-Institut. 1. Juli 1991. Hrsg. vom Robert-Koch-Institut des Bundesgesundheitsamtes. Berlin 1991; Münch, Ragnhild: Robert Koch Institut. Geschichte im Überblick. Berlin 2000.

(2) Am Giebel ist zu lesen "ERBAUT 1897-1900". Die Turmhelme der seitlichen Türmchen wurden beim Umbau 1955 beseitigt.

(3) Hammer 1994, S. 204.

(4) Die Eingriffe sind sehr zurückhaltend. Bewusst wurden die historischen Baumaterialien - Backstein für die Wände und Sandstein für Gliederungen und Einfassungen - verwendet. Die rückwärtigen Seitenflügel hat man aufgestockt, das Dach völlig neu aufgeführt.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 202f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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