Denkmaldatenbank
U-Bahn-Hauptwerkstatt der Nord-Südbahn AG
09030303,T | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Wedding |
Adressen | Müllerstraße 49 Edinburger Straße 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23 Türkenstraße 9, 10, 12, 13 Ungarnstraße 23 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Betriebshof & Wohnanlage |
Bauherr | Berliner Nord-Süd-Bahn-AG |
In dem Quartier nördlich des St. Philippus-Apostel-Kirchhofs, eingefasst von Müller-, Ungarn-, Türken- und Edinburger Straße, ließ die Berliner Nordsüdbahn AG 1917-27 die U-Bahn-Hauptwerkstatt für die Großprofilwagen der Untergrundbahn errichten. Die Nord-Süd-Bahn (heute U 6) wurde 1912-23 als erste stadteigene U-Bahn-Linie angelegt, um die Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Stadteilen zu verbessern. Dabei wurde das Großprofil eingeführt, deren Wagen gegenüber dem bisher verwendeten Kleinprofil den Vorteil bieten, mehr Fahrgäste aufnehmen zu können. Die Großprofillinie benötigte eine eigene Hauptwerkstatt. Ausgewählt wurde ein Standort unweit des damaligen Endbahnhofs Seestraße. Die 1923 eröffneten Werkstätten, die seit 1929 den Berliner Verkehrbetrieben unterstehen, bezeugen diese Entwicklungsphase der Berliner Untergrundbahn. (1) Alle Bauten, die vor 1922 entstanden sind, wurden von Sittenfeld entworfen, während die Architekten Borchardt und T. O. Hendt zwischen 1923 und 1927 für die Planung verantwortlich waren. Die U-Bahn-Werkstatt füllt die Blockinnenfläche aus, ohne im Straßenraum sichtbar zu sein. An der Müllerstraße 49 öffnet sich ein Tor mit Backsteinpfeilern und geschwungenen Einfassungen, das barocken Vorbildern folgt. Das benachbarte Wohnhaus des Betriebsleiters, erbaut 1925-26, ist mehr vom Heimatschutzstil geprägt, wie die straßenseitigen Giebel und der liebevoll mit Linienmuster verzierte Fenstererker zeigen. Die U-Bahn-Wagen erreichen den Werkstatthof über eine unterirdische Zufahrt, die von der Hauptstrecke unter der Müllerstraße abzweigt. Ein verzweigtes Gleisnetz führt zur Betriebswerkstatt, einer zweischiffigen Halle mit sechzehn Gleisen. Die 1917-22 erbaute Stahlkonstruktion wurde nach schweren Kriegsschäden 1946 verändert wiederaufgebaut. Die Betriebswerkstatt dient der regelmäßigen Wartung und Reinigung der U-Bahn-Wagen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Inspektionen, größere Reparaturen und Umbauten werden hingegen in der Hauptwerkstatt vorgenommen. Deren Halle, eine vierschiffige Stahlkonstruktion mit quergestellten Oberlichtraupen, wurde 1919-22 errichtet und nochmals 1925-27 umgebaut. Um die U-Bahn-Wagen zu überholen, müssen sie auseinandergebaut werden. Radsätze, Drehgestelle, Elektromotoren und Wagenkästen durchlaufen bis zur erneuten Montage verschiedene Arbeitsstationen. Der Werkstatthalle ist das 1923-24 erbaute Hauptgebäude mit Kesselhaus, Hauptlager, Tischlerei, Verwaltungsräumen und Sozialeinrichtungen vorgelagert. Der vertikale Fassadenaufbau mit Wandpfeilern und gruppierten Rechteckfenstern verweist auf die neoklassizistische Architektur, die vor dem Ersten Weltkrieg vorherrschend war. Verputzte Wandflächen wechseln mit backsteinverkleideten Abschnitten.
Um den Beschäftigten der Nordsüdbahn AG billigen Wohnraum zu verschaffen, wurde die U-Bahn-Hauptwerkstatt mit Wohnhäusern am Rande des Betriebsgeländes verbunden. Die Werkstätten reichen teilweise bis ins Erdgeschoss der Wohngebäude. Architekt Sittenfeld errichtete 1917-22 das vierstöckige Wohnhaus Türkenstraße 9-12, das die Kopfseite der Betriebswerkstatt verdeckt. Die schlichte, aber doch vornehme Putzfassade zeigt Motive der spätbarocken Baukunst um 1800. An diesen Baustil knüpften vor dem Ersten Weltkrieg Reformarchitekten gerne an, weil sie die Architektur des 19. Jahrhunderts mit ihrem Stilgemisch als Niedergang der Baukunst ablehnten. In die Fassade sind einfache Rechteckfenster eingeschnitten. Hinter den Rundbogenfenstern des Erdgeschosses beginnt die Werkstatthalle. Um die lange Straßenfront zu gliedern, wurden Risalite ausgebildet, deren mittlere Fensterachse etwas mehr hervorgehoben ist. Erst 1925-26 hat man die Wohngebäude Edinburger Straße 9/23 und Türkenstraße 13 angefügt, die der Sachlichkeit der 1920er Jahre verpflichtet sind. Die Fassaden, die sich zum Schillerpark wenden, wurden verputzt und rotbraun gestrichen. Das Erdgeschoss, das als Sockel zu verstehen ist, erhielt eine Verkleidung aus Rüdersdorfer Kalkstein, die zusammen mit dem ziegelgedeckten Dach einen heimatlichen Eindruck vermittelt. Zu den Kleinwohnungen gehören Loggien und Balkone, die, zusammengefasst zu dreiseitig auskragenden Erkern, für eine lebhafte Fassadengliederung sorgen.
(1) Krause, Friedrich: Die städtische Nord-Südbahn in Berlin. in: Zentralblatt der Bauverwaltung 43 (1923), S. 201-202; Hahn: Die Berliner Nordsüdbahn. Zu ihrer Betriebseröffnung Ende Januar 1923. In: Verkehrstechnik 40 (1923), S. 136-137; Höltje: Die Betriebsbahnhöfe des Berliner Hoch- und Untergrundbahnnetzes. In: Verkehsrtechnik 43 (1926), Beilage Werkstättenbau und Werkwirtschaft, S. 663-667; von Listow, W.: 50 Jahre U-Bahnwerkstätten Seestraße. Festschrift der Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG). Berlin [1973]; BusB X B (1), S. 250-251, 276-277; Stümpel, Klaus-Dieter: 60 Jahre U-Bahn-Werkstätten Seestraße. Ein Anlaß zum Rückblick und Ausblick auf die zukünftige Entwicklung. in: Eisenbahntechnische Rundschau 32 (1983), S. 695-700; 75 Jahre U-Bahn-Werkstätten Seestraße. Hrsg. von der BVG. [Berlin 1998].
Literatur:
- Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 221-222
Teilobjekt Abstell- und Revisionshalle (Betriebswerkstatt) mit Wohnbebauung
Teil-Nr. | 09030303,T,001 |
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Sachbegriff | Wohnanlage & Betriebshof & Hallenbau |
Entwurf | 1912 |
Datierung | 1917-1922 |
Umbau | 1925-1927, 1946 |
Entwurf | Sittenfeld (Architekt) |
Entwurf | Borchardt |
Ausführung | AG für Bauausführungen |
Bauherr | Berliner Nord-Süd-Bahn-AG |
Adressen | Türkenstraße 9, 10, 12 |
Teilobjekt Werkstatthalle (Hauptwerkstatt)
Teil-Nr. | 09030303,T,002 |
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Sachbegriff | Werkstatt |
Datierung | 1919-1922 |
Umbau | 1925-1927 |
Entwurf | Sittenfeld (Architekt) |
Entwurf | Borchardt |
Adressen | Müllerstraße |
Teilobjekt Betriebstor
Teil-Nr. | 09030303,T,003 |
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Sachbegriff | Toranlage |
Datierung | 1923 |
Entwurf | Borchardt |
Adressen | Müllerstraße 49 |
Teilobjekt Hauptgebäude mit Kesselhaus
Teil-Nr. | 09030303,T,004 |
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Sachbegriff | Verwaltungsgebäude & Kesselhaus |
Datierung | 1923-1924 |
Entwurf | Borchardt |
Teilobjekt Wohnhaus des Betriebsleiters mit Holzlager
Teil-Nr. | 09030303,T,005 |
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Sachbegriff | Wohnhaus & Lagergebäude |
Datierung | 1925-1926 |
Entwurf | Borchardt (Baugeschäft) |
Ausführung | Hallert, Gustav |
Bauherr | Berliner Nord-Süd-Bahn-AG |
Teilobjekt Wohnanlage Edinburger Straße 9 & 11 & 13 & 15 & 17 & 19 & 21 & 23 Türkenstraße 13
Teil-Nr. | 09030303,T,006 |
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Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1925-1926 |
Entwurf | Hendt, T. O. (Architekt) |
Ausführung | Dyckerhoff und Widmann |
Bauherr | Berliner Nord-Süd-Bahn-AG |
Adressen | Edinburger Straße 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23 Türkenstraße 13 |
Teilobjekt Stellwerk
Teil-Nr. | 09030303,T,007 |
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Sachbegriff | Bahnanlage |
Datierung | 1978 |
Bauherr | BVG |
Adressen | Müllerstraße |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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