Denkmaldatenbank

Rotaprint-Fabrik

Obj.-Dok.-Nr. 09030294,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Gesundbrunnen
Adressen Gottschedstraße 3, 4

Bornemannstraße 9, 10

Wiesenstraße 29
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Fabrik & Verwaltungsgebäude & Werkstatt & Laboratorium
Datierung 1957-1960
Ausführung Wayss und Freytag AG (Repromaschinen)
Bauherr Rotaprint AG

Westlich des Brunnenplatzes führt die Uferstraße zu einem fünfeckigen Baublock, der von Wiesenstraße, Reinickendorfer Straße, Gottsched- und Bornemannstraße eingefasst wird. Die um 1905 erbauten Fabrikgebäude im Blockinnenbereich, umgeben von Wohnhäusern, wurden 1920 von Rotaprint übernommen, einem Unternehmen, das sich zu einem weltweit führenden Hersteller von Offsetdruck- und Vervielfältigungsmaschinen entwickelte. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit wurden künstlerisch anspruchsvolle Gebäude geschaffen, die heute das Bild der Rotaprint-Fabrik prägen. (1) Die Vorderhäuser an der Gottschedstraße 3-6 ersetzte man 1955 durch Flachbauten, die eine breite Einfahrt rahmen. Der für Gewerbeanlagen ungewöhnlich großzügige, mit einem Rasenrondell geschmückte Hof geht noch auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Mit vereinfachten, weiß angestrichenen Fassaden wurden die seitlichen, um 1905 errichteten Fabrikbauten an den 1958 erbauten Querflügel angepasst, der mit seinem hervortretenden, vollkommen verglasten Aufbau im Obergeschoss den Hof begrenzt. Die durch profilierte Metallrahmen geteilte Glasfront gewährt einen Einblick in einen großzügigen und transparenten Raum, der an Theater- und Kinofoyers der 1950er Jahre denken lässt. Die rückwärtig anschließenden Produktionshallen wurden nach 1989 abgerissen. (...)

Die Rotaprint-Fabrik wurde 1989 geschlossen. Die Gebäude, die nach dem Abbruch der Produktionshallen verblieben sind, stehen teils leer, teils werden sie von kleinen Gewerbebetrieben genutzt.


(1) BusB IX, S. 85-86, 111.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 85f, 111
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 129

Teilobjekt Rotaprint-Verwaltung, Montagehalle

Teil-Nr. 09030294,T,001
Sachbegriff Bürogebäude & Hallenbau & Fabrik
Datierung 1957-1959
Entwurf Kirsten, Klaus (Architekt)

Die auffallende Baugruppe an der Bornemannstraße 9-10, Ecke Gottschedstraße, die aus einem fünfgeschossigen Eckturm, dem anschließenden Bürotrakt, der vorgelagerten niedrigen Montagehalle und einem verglasten Treppenaufgang besteht, wurde 1957-59 von Klaus Kirsten errichtet. Mit dem in Sichtbeton ausgeführten wuchtigen Eckbau orientierte sich der Architekt unverkennbar an Bauten Le Corbusiers. Mit einander durchdringenden und schräg gegeneinander versetzten Betonkuben, großen geschlossenen Wandflächen und asymmetrisch angeordneten, verschiedenformatigen Fenstern gehört der Eckturm zu den künstlerisch bedeutendsten Industriebauten der Nachkriegszeit.

Teilobjekt Tischlerei & Lehrwerkstätten

Teil-Nr. 09030294,T,002
Sachbegriff Werkstatt & Fabrik
Datierung 1957-1958
Entwurf Kirsten, Klaus (Architekt)

Die außergewöhnliche Gestaltung [s. T,001] wiederholt sich am 1957-58 erbauten Tischlerei- und Lehrwerkstättengebäude, das, vom Fabrikhof nicht sichtbar, zum Hinterhof des Grundstücks Reinickendorfer Straße 44 weist. Klaus Kirsten setzte den turmartig wirkenden Bau aus blockhaften Betonkuben zusammen, die übereinander gestapelt und ineinander geschoben sind. Die Raumzellen erhielten an der Westseite eine großflächige Verglasung. Der Beton wurde verputzt und weiß gestrichen.

Teilobjekt Technisches Büro

Teil-Nr. 09030294,T,003
Sachbegriff Bürogebäude & Atelier & Fabrik
Datierung um 1905
Umbau 1958
Entwurf Kirsten, Klaus (Architekt)

Teilobjekt Labor- und Fertigungsbau

Teil-Nr. 09030294,T,004
Sachbegriff Fabrik & Laboratorium & Hallenbau
Datierung 1957-1958
Entwurf Block, Otto (Architekt)

Von der extravaganten Architektur Kirstens unterscheidet sich das 1957-58 von Otto Block erbaute Verwaltungsgebäude an der Wiesenstraße 29, das mit seiner sachlichen, rationalen Gestaltung, einem flächigen Fassadenaufbau und einer optimalen Raumausnutzung und Belichtung auf eine andere Strömung der Baukunst der 1950er Jahre verweist. Die Straßenfassade wird durch horizontale Fenster- und Brüstungsbänder gegliedert und durch ein turmartig überhöhtes Treppenhaus asymmetrisch geteilt. Mit einer breiten, alle Geschosse durchziehenden verglasten Achse bildet das Treppenhaus die einzige vertikale Dominante. Fein profilierte Metallpfosten unterteilen die Fensterbänder. Die an das Verwaltungsgebäude anschließende Montagehalle, die sich mit verglasten Außenfronten zum Hof öffnet, offenbart eine vergleichbare architektonische Qualität.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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