Denkmaldatenbank

AEG am Humboldthain

Obj.-Dok.-Nr. 09030290,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Gesundbrunnen
Adressen Brunnenstraße 111

Gustav-Meyer-Allee 25

Voltastraße 5, 6

Hussitenstraße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Industrieanlage
Datierung 1894-1941
Entwurf Schwechten, Franz Heinrich & Kraaz, Johannes & Behrens, Peter & Bernhard, Karl (Architekt)
Bauherr AEG

[Die AEG] baute (...) den innerstädtischen Standort weiter aus... [und] (...) kaufte 1894 den nördlichen Teil des einstigen Schlachthofgeländes am Humboldthain, schräg gegenüber der AEG-Fabrik Ackerstraße. Mit einem Gleisanschluss an die Ringbahn war der Baublock zwischen Brunnenstraße 111, Gustav-Meyer-Allee 25, Voltastraße 5-6 und Hussitenstraße (Abb. 1) verkehrsgünstig gelegen. Die ersten Fabrikgebäude - Großmaschinenfabrik und Hochspannungsfabrik - wurden auf der Blockinnenfläche errichtet, während der Blockrand noch mit Mietshäusern bebaut war. Der Geländestreifen südlich der Gustav-Meyer-Allee, der zum Humboldthain gehörte, wurde erst 1928 von der AEG erworben. Die Mietshäuser an Voltastraße und Hussitenstraße mussten zwischen 1906 und 1913 riesigen Stockwerksfabriken weichen, die mit einem geschlossenen Blockrand das Fabrikgelände umschließen. Die ältesten Gebäude, entworfen von Paul Tropp, Franz Schwechten und Johannes Kraaz, zeigen noch historisierend gestaltete Fassaden, bis Peter Behrens, der 1907 zum künstlerischen Beirat der AEG berufen wurde, einen grundlegenden Wandel in der Industriearchitektur einleitete. Behrens fand eine monumentale Bauweise, die ohne jedes Ornament auskommt und mit strengen, klar geordneten Formen den funktionalen Anforderungen der industriellen Produktion folgte. Die Fabriken geben eine pathetische, künstlerisch überhöhte Antwort auf die Welt der modernen Technik. "Es ist der Sinn der industriellen Arbeit, der Stolz der Werkstätten, der Vormarsch all ihrer sausenden Maschinen, der hier seinen Ausdruck sucht."(3) Die Bauten von Peter Behrens haben eine wegweisende Bedeutung für die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ungeachtet der stilistischen Unterschiede bieten die Fabriken an Acker- und Brunnenstraße ein einheitliches Bild. Mit einer Backsteinverkleidung heben sich die Industriebauten vom umliegenden Wohngebiet ab. Neben dunkelrotem Backstein wurden bläulich schimmernde Eisenklinker verwendet. Am Humboldthain waren wesentliche Produktionszweige der AEG angesiedelt. Die Fabriken lieferten mit großer Fertigungsbreite elektrisch betriebene Motoren und Maschinen, Eisenbahnmaterial, elektrotechnische Geräte und Installationsmaterial sowie elektrische Haushaltsartikel aller Art. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die AEG rasch wieder ihre weltweite Bedeutung zurückgewinnen, geriet aber in den 1970er und 1980er Jahren in eine ernsthafte Krise. In der Fabrik an der Ackerstraße wurde 1978 der Betrieb eingestellt, die Fabriken an der Brunnenstraße wurde 1983 stillgelegt. Auf der östlichen Hälfte des Fabrikgeländes wurden alle Gebäude abgerissen. Die verbliebenen Fabriken werden heute als Berliner Innovations- und Gründerzentrum (BIG) sowie Technologie- und Innovationspark Berlin (TIP) von Instituten der Technischen Universität, Gewerbebetrieben und Medienunternehmen genutzt.


1) Deutsche Industrie - Deutsche Kultur. Hrsg. v. Julius Eckstein und J. J. Landau. Berlin 1900, S. 233-237; Ingenieurwerke in und bei Berlin. Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Vereines deutscher Ingenieure. Gewidmet vom Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure. Hrsg. von Alexander Herzberg und Diedrich Meyer. Berlin 1906, S. 472-481; Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft 1883-1908. [Berlin 1908]; Matschoß, Conrad: Die geschichtliche Entwicklung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. In: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie. Jahrbuch des Vereines Deutscher Ingenieure 1 (1909), S. 53; Hirschberg 1929/30; 50 Jahre AEG. Hrsg. von der AEG. Berlin 1956; Buddensieg 1975; Buddensieg/Rogge 1979; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 154-157; Schade, Ingrid: Bestandsaufnahme und Dokumentation des AEG-Werks Brunnenstraße. Berlin 1982 [Exemplar im Landesdenkmalamt Berlin]; Rogge, Henning: Fabrikwelt um die Jahrhundertwende am Beispiel der AEG Maschinenfabrik in Berlin-Wedding. Köln 1983; Neumeyer, Fritz: Im Schatten des mechanischen Haines. Versuchsanordnungen zur Metropole. in: Schwarz 1984, Bd. 1, S. 273-282; Schwarz 1984, Bd. 3, S. 98-100; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 202-204; Peters, Dietlinde: Die AEG-Fabriken Brunnenstraße. in: Geschichtslandschaft 1990, S. 22-43; Strunk, Peter: Die AEG. Aufstieg und Niedergang einer Industrielegende. Berlin 1999; Die AEG im Bild. Hrsg. v. Liselotte Kugler. Berlin 2000

2) Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Berlin. Bezirk Treptow-Köpenick, Ortsteile Ober- und Niederschöneweide. Bearb v. Matthias Donath. Petersberg 2003

3) Mannheimer 1913, S. 40

Literatur:

  • Hoeber, Fritz: Peter Behrens, München 1913 / Seite 137-140
  • Müller-Wulckow, Walter: Deutsche Baukunst der Gegenwart. Bauten der Arbeit und des Verkehrs, Königsstein i. T./ Leipzig 1929 / Seite 6f., 27
  • Peters, Dietlinde: Die AEG-Fabriken Brunnenstraße, in: Geschichtslandschaft, Wedding, 1990 / Seite 22-43
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 85-86
  • Cremers, Paul Joseph: Peter Behrens, Essen 1928 / Seite 8, 29-31
  • Buddensieg, Tilmann; Rogge, Henning: Industriekultur - Peter Behrens und die AEG 1907-14, Berlin 1979 / Seite 44f.
  • Posener, Julius: Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur, München 1979 / Seite .
  • Rogge, Henning: Fabrikwelt um die Jahrhundertwende am Bsp. der AEG-Maschinenfabrik in Berlin-Wedding, Köln 1985 / Seite .
  • BusB IX 1971 / Seite 52-54, 97

Teilobjekt AEG-Hochspannungsfabrik

Teil-Nr. 09030290,T,001
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1909-1910
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)
Entwurf Bernhard, Karl (Bauingenieur)

Unterstützt von Karl Bernhard ,(1) dem die Ingenieurkonstruktion übertragen wurde, erbaute Peter Behrens 1909-10 die Hochspannungsfabrik (Abb. 6), an der das Bestreben sichtbar wird, eine funktionsgerechte und ausdrucksstarke Industriebaukunst zu schaffen, die ohne historisierenden Dekor auskommt. (2) Das Gebäude besteht aus einer in der Mitte gelegenen Doppelhalle, die über ein Glasdach Licht erhält, und den seitlich angeordneten fünfgeschossigen Stockwerksfabriken, die an der östlichen Kopfseite durch einen brückenartigen Verwaltungstrakt verbunden sind. Die Fassaden der Seitentrakte besitzen einen klaren und strengen Aufbau. Weit geöffnete Rechteckfenster werden von hervortretenden Wandpfeilern gerahmt, die über vier Geschosse aufragen, bis stilisierte Kapitelle zum Hauptgesims und zum Attikageschoss überleiten. Beeindruckend ist die monumentale, würdevolle Ostseite, die mit den Giebelfronten der Doppelhalle, dem zurückgesetzten Querflügel und den rahmenden Turmmassiven symmetrisch aufgebaut ist. Die Halleneinfahrten wirken mit ihren beiden schmucklosen Dreiecksgiebeln wie flächenhafte, auf eine strenge Grundform reduzierte Tempelfronten. Mit einer dunkelvioletten Klinkerverkleidung heben sich die Giebel vom roten Backstein des Fabrikgebäudes ab. An den Turmbauten, die als Erschließungs- und Transportachsen genutzt wurden, lassen sich die Funktionen klar ablesen. (3) Mit gestaffelten Fenstergruppen zeichnen sich die Treppenhäuser ab, während hinter den geschlossenen Wandflächen die Lastenaufzüge liegen. In das steile Dach schneiden kubische Turmblöcke ein, die nicht mit einer Turmhaube schließen, wie es bisher üblich war, sondern mit einem Flachdach enden. Mit Rücksicht auf den Gleisanschluss des Fabrikgeländes wurde die westliche Kopfseite gestaffelt angelegt. Durch die großen Fensterflächen werden die geschossweise angeordneten Fabrikationsräume hell erleuchtet. Die Hochspannungsfabrik lieferte Transformatoren, Widerstände und Hochspannungsmaterial. (4)


1) Karl Bernhard war Assistent von Heinrich Müller-Breslau, dem Begründer der wissenschaftlichen Baustatik. Seit 1898 führte er als Zivilingenieur ein eigenes Büro. Karl Bernhard entwarf vor allem Brücken und Industriebauten. Mehrfach arbeitete er mit der AEG und mit Peter Behrens zusammen. Beispielsweise entwickelte der Ingenieur die Konstruktion der Turbinenhalle in Moabit, siehe Brink, Elmo: Karl Bernhard. Tragwerksplaner in Industrie und Brückenbau. Diplomarbeit an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Cottbus 1999.

2) Mannheimer, Franz: Fabrikenkunst. in: Die Hilfe 16 (1910), Tafel nach S. 24; Moderne Bauformen 9 (1910), S. 406-407; Mannheimer 1911, S. 122-134; Pallmann, Kurt: Neuzeitlicher Backsteinbau. in: Deutsche Bauhütte 16 (1912), S. 210-212; Hoeber 1913, S. 137-141, Mannheimer 1913, S. 37-39; Müller-Wulckow, Walter: Bauten der Arbeit und des Verkehrs aus deutscher Gegenwart. Königstein-Leipzig 1925, S. 7, 27-28; Cremers 1928, S. 8-9, Tafeln 26, 29-31; Hirschberg 1929/30, S. 40-41; BusB IX, S. 52-54, 97; Buddensieg 1975, S. 280-287, 299; Kadatz, Hans-Joachim: Peter Behrens. Leipzig 1977, S. 42-43; Buddensieg/Rogge 1979, S. D 34-43; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 156-157; Windsor 1985, S. 97-98; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 212-213; Dehio Berlin 2000, S. 478.

3) Die Hochspannungsfabrik besitzt sechs Türme. Jeweils zwei sind in die östliche und westliche Kopfseite eingebunden. Ein Treppenturm ist in den nördlichen Seitentrakt integriert, ein zweiter auf mehrseitiger Grundfläche dem südlichen Seitentrakt vorgelagert.

4) Die Fabrik für Transformatoren wurde 1921 nach Oberschöneweide ausgelagert. Dort entstand die AEG-Transformatorenfabrik (TRO). Seither diente das Gebäude als Widerstandfabrik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der einstigen Hochspannungsfabrik die Bahnfabrik eingerichtet.

Literatur:

  • Hildebrand/ Lemburg/ Wewel: Historische Bauwerke, 1988 / Seite 212f.
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 88

Teilobjekt Tor 4

Teil-Nr. 09030290,T,002
Sachbegriff Toranlage
Datierung 1912
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)

Die nördliche Zufahrt an der Gustav-Meyer-Allee, das Tor 4, wird von zwei modernen Bauten flankiert. (...) Das vorgelagerte Torhaus ist der letzte Überrest der 1912 von Peter Behrens geschaffenen Toranlage. (1)


1) Ursprünglich wurde die Toreinfahrt von zwei Torhäusern auf L-förmigen Grundriß begrenzt. Der hintere Teil des westlichen, erhaltenen Torgebäudes wurde 1929 beim Bau des Güterbodens abgebrochen. Das östliche Torhaus musste 1939 dem Büro- und Laborgebäude weichen. Zur Planungsgeschichte und zum ausgeführten Tor 4 siehe Buddensieg 1975, S. 298.

Literatur:

  • Schade, Ingrid, Dokumentation des AEG-Werkes Brunnenstraße, Bd.3, Berlin 1992 / Seite 435-445

Teilobjekt AEG-Büro- und Laborgebäude am Tor 4

Teil-Nr. 09030290,T,003
Sachbegriff Bürogebäude & Laboratorium
Datierung 1940-1941
Entwurf Ziesel, Ernst (Architekt)

Am gegenüberliegenden Büro- und Laborgebäude, erbaut 1940-41, kann man erkennen, dass Ernst Ziesel auch in den Jahren des Dritten Reichs an der sachlichen, modernen Architektur der 1920er Jahre festhielt.

Literatur:

  • Schade, Ingrid, Dokumentation des AEG-Werkes Brunnenstraße, Bd.3, Berlin 1992 / Seite 466ff.

Teilobjekt Montagehalle für Großmaschinen

Teil-Nr. 09030290,T,004
Sachbegriff Hallenbau
Datierung 1911-1912
Umbau 1928
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)
Entwurf Ziesel, Ernst (Architekt)

An der Hussitenstraße ordnete Peter Behrens die 176 m lange Montagehalle für Großmaschinen (Abb. 8, 9) an, die zu den größten Fabrikhallen Berlins gehört. (1) Der 1911-12 ausgeführte nördliche Abschnitt wurde 1928 von Ernst Ziesel um vier Achsen bis zur Voltastraße verlängert. Die Montagehalle erinnert mit mehrseitig gebrochenen Giebeln an die Turbinenhalle in Moabit, ohne aber deren Bauweise zu wiederholen. Die einfache, klare, sachliche Gestaltung verweist bereits auf die Baukunst der 1920er Jahre. Die Längswände, die den konstruktiven Aufbau deutlich erkennen lassen, kommen ohne pathetische Architekturformen aus. Die Last wird von Stahlträgern abgeleitet. Im etwas zurückgesetzten mittleren Wandabschnitt öffnen sich schmale Fensterbahnen, die in eine Konstruktion aus Eisenfachwerk eingebunden sind, während der schwer lastende obere Wandabschnitt, einer Attika ähnlich, vollkommen geschlossen ist. Die nördliche Giebelfront wird von drei riesigen Fensterbändern dominiert, die mit verglasten Toreinfahrten am Boden beginnen und fast bis zur Traufhöhe aufragen. Überwältigend ist die Lichtfülle, wenn man die Montagehalle betritt. Die kräftigen Dreigelenkbinder aus Stahl, die mit ihrer dreifach gebrochenen Konstruktion die Raumwirkung bestimmen, tragen ein vollständig verglastes Dach. Zwei Kranbahnen können schwerste Lasten anheben. Bei der Erweiterung der Montagehalle hielt sich Ernst Ziesel, der seit den 1920er Jahren für die AEG arbeitete, strikt an die Pläne von Peter Behrens. (2) Der Straßenraum an der Kreuzung von Volta- und Hussitenstraße wird von einer beeindruckenden, mächtigen Giebelfassade beherrscht, der eine schmucklose, strenge, zur flächenhaften Grundform vereinfachte Tempelfront vorgeblendet ist. Im Giebelfeld ist das Signet der AEG zu erkennen.


1) Hoeber 1913, S. 144, 146-148, 150; Mannheimer 1913, S. 37, 39; Großmaschinenhalle der AEG in der Hussitenstraße in Berlin. in: Der Industriebau 5 (1914), S. 411-412; de Fries, H.: Industriebaukunst. in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 5 (1920/21), S. 127-128; Müller-Wulckow, Walter: Bauten der Arbeit und des Verkehrs aus deutscher Gegenwart. Königstein-Leipzig 1925, S. 7, 25; Behne, Adolf: Der moderne Zweckbau. München 1926 [Neuausgabe Berlin-Frankfurt-Wien 1964], S. 32, 76; Cremers 1928, Tafel 28-29; Hirschberg 1929/30, S. 41; BusB IX, S. 55, 97; Buddensieg 1975, S. 292-293, 299; Buddensieg/Rogge 1979, S. D 76-81; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 154; Windsor 1985, S. 97, 99-100; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 218-219; Dehio Berlin 2000, S. 479.

2) Auf dem Gelände stand zuvor noch ein Mietshaus. Die Angaben zur Baugeschichte im Dehio Berlin 2000, S. 479, sind verkehrt. Die von Behrens geplante Fassade wurde unverändert ausgeführt, siehe Heideck, Erich: Neue Fabrikbauten und Industrieanlagen der AEG. in: Die Baugilde 12 (1930), S. 526.

Literatur:

  • Hildebrand/ Lemburg/ Wewel: Historische Bauwerke, 1988 / Seite 218f.
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 120f.
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 89f.

Teilobjekt Umformerstation & Güterboden

Teil-Nr. 09030290,T,005
Sachbegriff Lagergebäude & E-Werk
Datierung 1929-1930
Entwurf Ziesel, Ernst (Architekt)

Die nördliche Zufahrt an der Gustav-Meyer-Allee, das Tor 4, wird von zwei modernen Bauten flankiert. Ernst Ziesel fügte an die Montagehalle für Großmaschinen 1929-30 eine Umformerstation mit Güterboden an. Der kubische Backsteinbau wird allein durch ein waagerecht angeordnetes Fensterband gegliedert.

Literatur:

  • Schade, Ingrid, Dokumentation des AEG-Werkes Brunnenstraße, Bd.3, Berlin 1992 / Seite 466ff.

Teilobjekt Kleinmotorenfabrik

Teil-Nr. 09030290,T,006
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1910-1912
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)

Die 1910-13 von Peter Behrens in mehreren Abschnitten erbaute Kleinmotorenfabrik (Abb. 7) ist mit ihrer 189 m langen Straßenfassade das anspruchsvollste und eindrucksvollste Gebäude des Fabrikgeländes. (1) Um durchlaufende Fabrikräume für die Fertigung von Elektromotoren zu erhalten, wurde an der Voltastraße eine ungewöhnlich lange Stockwerksfabrik geschaffen, an die sich, dem Grundrissschema der Alten Fabrik für Bahnmaterial folgend, rechtwinklig zwei breite Hofflügel anschließen. Die zukunftsweisende Technik, die moderne Welt der Elektrizität wird nicht durch bildhafte Zeichen repräsentiert, wie sie noch am Beamtentor zu sehen sind, sondern durch eine monumentale Architektur von überwältigender innerer Kraft. Behrens erreichte dies, indem er Elemente der klassischen antiken Baukunst zu schmucklosen archetypischen Formen vereinfachte. Die Straßenfront wird durch mächtige halbrunde Wandvorlagen aus rotvioletten, bläulich schimmernden Klinkern gegliedert, die ohne Sockel oder Basis unmittelbar aus der Straße aufwachsen und über vier Geschosse aufragen. Die zurückgesetzten Wandfelder sind nahezu vollständig verglast, sieht man von schmalen verputzten Brüstungsflächen ab. Über dem kräftigen, kaum profilierten Gebälk steigt das Mansarddach auf, dessen voll ausgebaute Geschosse von Dachflächenfenstern belichtet werden. Trotz der unübersehbaren Länge wirkt die Straßenfront nicht monoton und langweilig, weil sie durch pfeilerartige Wandstreifen in vier Abschnitte zu jeweils sieben Halbsäulen unterteilt wird. Hinter den Wandfeldern in den Gebäudeecken, durchbrochen mit hochrechteckigen Fenstern, verbergen sich Treppenhäuser. Die weniger repräsentativen Hoffassaden gleichen den Seitentrakten der Hochspannungsfabrik. Der innovativen architektonischen Gestaltung entspricht die moderne Stahlskelettkonstruktion des Gebäudes.


1) Mannheimer 1911, S. 123, 125, 128, 134-136; Pallmann, Kurt: Neuzeitlicher Backsteinbau. in: Deutsche Bauhütte 16 (1912), S. 210-212; Franz, Wilhelm: Die Kleinmotorenfabrik der AEG. in: Werkstättenbau 6 (1912), S. 141 ff.; Hoeber 1913, S. 140-145; Mannheimer 1913, S. 37, 40; Koeppen, Walter: Industriebauten in Groß-Berlin. in: Der Neubau 6 (1924), S. 192-193; Cremers 1928, S. 9-10, Tafeln 30-31; Hirschberg 1929/30, S. 41; BusB IX, S. 54-55, 97; Buddensieg 1975, S. 287-290, 299; Kadatz, Hans-Joachim: Peter Behrens. Leipzig 1977, S. 42-43; Buddensieg/Rogge 1979, S. 34, D 50-63; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 155-156; Windsor 1985, S. 97, 99; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 214-215; Dehio Berlin 2000, S. 478.

Literatur:

  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 214f.
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 89

Teilobjekt Alte Fabrik für Bahnmaterial

Teil-Nr. 09030290,T,007
Sachbegriff Fabrik
Entwurf 1905
Datierung 1906-1909
Umbau 1911
Entwurf Kraaz, Johannes (Architekt)
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)

Nach einem Entwurf von 1904 erbaute Johannes Kraaz 1906-07 die Alte Fabrik für Bahnmaterial (Abb. 5), die sich mit ihren dominanten Wandpfeilern und den weit geöffneten Fensterflächen einer modernen Architektursprache annähert, ohne aber auf historisierende Motive zu verzichten. (1) An der Voltastraße legte der Architekt einen fünfgeschossigen Haupttrakt an, der durch strebepfeilerartige Wandvorlagen gegliedert wird, die ehemals mit netzartigen Maßwerkflächen verziert waren. Seitenrisalite und Mittelteil sind durch eine gestufte Attika betont, die noch an die Bauweise von Franz Schwechten erinnert. An der Hofseite schließen sich zwei breite Seitenflügel an, zu denen turmartig überhöhte Treppenhäuser mit Zeltdach überleiten. Ein modernes Element sind die mehrseitig gebrochenen Giebel, die gemeinsam mit dem Wasserturm, der dem rechten Flügel vorgelagert ist, den Fabrikhof beherrschen. Die Alte Fabrik für Bahnmaterial veranschaulicht den künstlerischen Umbruch, der mit der Berufung von Peter Behrens zum künstlerischen Beirat der AEG einsetzte. Zu den ersten Arbeiten des Architekten gehörte 1908-09 die "Entdekorierung" des gerade fertiggestellten Fabrikgebäudes. Die gotisierenden Dekorationen wurden beseitigt, die Strebepfeiler geglättet. Der Wasserturm erhielt eine monumentale Architekturfassung, mit der die mehrfache Funktion als Treppenturm für den Seitenflügel, als Uhrturm und als Wasserbehälter klar betont wird. Über dem Treppenfensterfeld mit seinen straff gegliederten Lisenen folgt ein blockhaft geschlossener Aufsatz mit Satteldach.


1) Mannheimer 1911, S. 131; Hoeber 1913, S. 136; Buddensieg 1975, S. 277-279, 299; Buddensieg/Rogge 1979, S. D 26-33; Windsor 1985, S. 88-89; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 208-209; Dehio Berlin 2000, S. 478.

Literatur:

  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 87

Teilobjekt Neue Fabrik für Bahnmaterial

Teil-Nr. 09030290,T,008
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1911-1912
Entwurf Behrens, Peter (Architekt)

Die 1911-12 ausgeführte Neue Fabrik für Bahnmaterial besteht aus einem Haupttrakt an der Voltastraße und einem Hofflügel, der sich vor die Hofseite der gleichzeitig erbauten Montagehalle für Großmaschinen legt. (1) Peter Behrens wiederholte das streng geordnete Fassadenschema, wie es an den Seitentrakten der Hochspannungsfabrik und an der Hofseite der Kleinmotorenfabrik zu sehen ist. Bestimmend sind die vorgelegten Mauerbänder, die mit stilisierten Kapitellen zum Hauptgesims und zum Attikageschoss überleiten. Mit unterschiedlich hohen Fenstern, getrennt durch gemauerte Brüstungen, sind die Wandfelder großflächig verglast. In der Attika öffnen sich gleichmäßig aufgereihte Rechteckfenster. Beachtung verdient die monumentale Kopfseite des Hofflügels, bei der eine doppeltorige Einfahrt, Treppenhaus, Aufzugsturm und ein schlichter dreieckiger Giebel zu einem spannungsvollen Baukörper zusammengesetzt sind.


1) Hoeber 1913, S. 144, 148; Mannheimer 1913, S. 37, 40; Hirschberg 1929/30, S. 41-42; Buddensieg 1975, S. 290-292, 299; Buddensieg/Rogge 1979, S. D 70-75; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 216-217; Dehio Berlin 2000, S. 478-479.

Literatur:

  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 216f.

Teilobjekt Bahntunnel

Teil-Nr. 09030290,T,009
Sachbegriff Tunnel
Datierung 1895-1897
Umbau 1918
Entwurf Schnebel, C. & Lauter, W. (Bauingenieur)
Ausführung AG zum Bau von Untergrundbahnen GmbH

Um den Fabrikhof am Humboldthain mit dem Fabrikgelände an der Ackerstraße zu verbinden, ohne die Hussitenstraße überqueren zu müssen, wurde 1895-97 ein unterirdischer Bahntunnel angelegt. Er diente auch als Versuchsanlage für das von der AEG eingereichte Projekt für den Bau der ersten Untergrundbahn Deutschlands in Berlin. (1) Die AEG war seit 1891 mit der Entwicklung einer tiefliegenden U-Bahn nach Londoner Vorbild befasst. Die Gesellschaft zum Bau von Untergrundbahnen GmbH, gegründet von AEG und Philipp Holzmann & Cie., wollte mit dem gemauerten röhrenförmigen Tunnel demonstrieren, dass auch in Berlin Untergrundbahnen technisch ausführbar sind. Im 350 m langen Bahntunnel, der 1911 bis zum Keller der Kleinmotorenfabrik verlängert wurde ,(2) fuhr eine elektrisch betriebene Personenbahn mit angehängten Güterwagen. Die verkehrsgeschichtlich bedeutende Tunnel ist heute stillgelegt. Die Schienen sind noch vorhanden, aber zugeschüttet.


1) Hirschberg 1929/30, S. 10; Bohle-Heintzenberg 1980, S. 260; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 154.

2) Der ergänzte Tunnelabschnitt ist nicht röhrenförmig angelegt wie der älteste Tunnelbereich, sondern in Betonbauweise mit einem rechteckigen Querschnitt und preußischen Kappen ausgeführt.

Literatur:

  • Schade, Ingrid, Dokumentation des AEG-Werkes Brunnenstraße, Bd.3, Berlin 1992 / Seite 135-138

Teilobjekt Technische Anlagen, Kranbahnen

Teil-Nr. 09030290,T,010
Sachbegriff Krananlage

Auf dem Fabrikhof zwischen der Hochspannungsfabrik und der Neuen Fabrik für Bahnmaterial wurden die Eisenbahnwagen be- und entladen. Die beiden großen Kranbahnen, errichtet um 1910, blieben erhalten.

Teilobjekt Beamtentor

Teil-Nr. 09030290,T,011
Sachbegriff Toranlage
Datierung 1896-1897
Entwurf Schwechten, Franz Heinrich (Architekt)

Das Beamtentor an der Brunnenstraße wurde 1896-97 von Franz Schwechten als Eingangsportal zum Werksgelände des AEG-Komplexes an der Brunnenstraße und gleichzeitig als Wahrzeichen der AEG errichtet (Abb. 4, Liste Nr. 15). (1) Zwei neugotische Türme flankieren die spitzbogige Durchfahrt, die von einem krabbenbesetzten Dreiecksgiebel überfangen wird. Durch die seitlichen Tore betraten die "Beamten", Angestellte und leitende Ingenieure, das Fabrikgelände. Wie man an den reichen Mosaiken des Beamtentors sehen kann, versuchte die AEG, für die Elektrotechnik eine eigene symbolhafte Bildsprache zu finden, ohne aber traditionelle Darstellungsweisen zu verlassen. Im selbstbewussten Gestus wird die elektrische Energie als Wegbereiter der modernen Zivilisation gefeiert. In den Bogenfeldern über den Eingängen ist das verschlungene Firmensignet zu sehen, umgeben von einem Fries aus Glühbirnen. Am Turmgesims deuten kleine Bildfelder auf die innere Kraft der Elektrizität. Der mit Bogenlampen geschmückte Baum erinnert an ein orientalisches Bildmotiv, die Lebensbäume der sassanidischen Kunst. Mit den Kugelleuchten über den durchbrochenen Maßwerkhelmen gehen neugotische Architektur und moderne Technik eine ungewohnte Verbindung ein. Das Beamtentor ist heute von einer sechsgeschossigen Randbebauung umgeben, die 1996-97 von Josef Paul Kleihues geschaffen wurde. Ein Hochhaus auf linsenförmigem Grundriss begrenzt den kleinen Platz.

Die an das Beamtentor anschließende Werksstraße führte einst zur Großmaschinenfabrik, einer riesigen sechzehnschiffigen Halle, die 1895-96 von Paul Tropp als Eisenskelettkonstruktion errichtet wurde. Der ingenieurtechnisch bedeutsame Bau wurde 1984 abgerissen.


1) Hirschberg 1929/30, S. 10; BusB IX, S. 45; Buddensieg 1975, S. 274-275; Buddensieg/Rogge 1979, S. 26; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 205; Dehio 2000, S. 478.

Literatur:

  • Hildebrandt, Werner; Lemburg, Peter; Wewel, Jörg: Historische Bauwerke der Berliner Industrie, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 1, Berlin 1988 / Seite 205
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 86

Teilobjekt Krananlagen und Gleise, Gleisanschluss an die Ring- und Nordbahn

Teil-Nr. 09030290,T,012
Sachbegriff Krananlage & Gleisanlage
Datierung 1877
Adressen Gustav-Meyer-Allee 25

Humboldthain & Hussitenstraße

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